Geschichten:Verschollene Eber - Wie geht es der Greifin?

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Der Baron von Zalgo hatte gespannt zugehört und schnalzte leise, es selbst nicht bemerkend, mit der Zunge. Lyeria verbarg etwas. Und so, wie sie es tat, warf der düstere Kern dieser Nachricht noch aus dem Verborgenen seine Schatten. Tyrian fesselte dieser Gedanke so sehr, dass er beinahe nicht bemerkte, wie er den Becher zum Munde geführt hatte. Peinlich berührt senkte er den Becher schnell und blickte in die Runde, teils um zu sehen, ob jemand diesen Etiketteschnitzer bemerkte hatte, teils um zu sehen, wie offensichtlich den anderen Edlen ihre Gedanken auf der Stirn geschrieben standen.

Auch der Vogt von Boronshof, der zunächst dünn lächelnd die Episode mit dem Knappen der Golgariten beobachtet hatte, spannte sich, als die Rede auf die Markgräfin kam. Hoch aufgerichtet saß er in seinem Stuhl und verfolgte das kurze Gespräch, um sich am Ende offensichtlich enttäuscht wieder zu entspannen. Offensichtlich hatte er konkretere Informationen erhofft, als den Worten der Golgariten zu entnehmen waren. Als er sich wieder zurücklehnte hallten die Worte der Borongeweihten dennoch weiter in ihm nach: „...den Umständen entsprechend ... gut.“ Ihm war das Zögern vor dem letzten Wort nicht entgangen und es gab ihm zu denken.

Zunächst jedoch konzentrierte er seine Aufmerksamkeit auf den Prinzen, weniger weil er darauf hoffte, der Prinz würde den Brief seiner Gemahlin gleich hier öffnen, - dann hätte man seinem offenen Gesicht wohl entnehmen können, was für Kunde die Zeilen enthielten. Sondern vielmehr, weil er ebenfalls darauf hoffte, dass Edelbrecht bald ein paar Worte zu der Queste, auf die er sie führen wollte, verlieren würde.

Timokles hatte sich nun in seine Beobachterposition zurückgezogen, um keinen weiteren Fehler zu begehen. So merkte er auch, wie aller Blicke auf seiner Mentorin ruhten und diese dennoch völlig ruhig und gefasst vor dem Prinzen stand, unglaublich. Er selbst hatte auch die Greifin, wie sie von den meisten liebevoll genannt wurde, des öfteren spazieren gehen sehen, doch lebte sie meist zurückgezogen im Noinitenturm, nur in Gesellschaft ihrer Vertrauter. Sie war immer sehr reserviert und blass; er hatte nie verstanden, was das sollte. Wurde ihr von Boron gnädiges Vergessen geschenkt oder ihr Geist gnädigerweise verschleiert oder hatte sie einen Frevel begangen, für den sie büßen musste. Die Wege der Götter waren unergründlich, wie sonst würde er, der zyklopäische Bauernsohn, nun hier in der Residenz von Greifenfurt stehen. So versank der Knappe in seinen Gedanken und merkte gar nicht, dass er die ganze Zeit verträumt an die Decke gestarrt hatte. Er schüttelte knapp den Kopf und wartete neugierig darauf, was geschah.

Edelbrecht hatte indessen konzentriert die Botschaft studiert und ließ diese nun, sichtlich erleichtert, sinken. „Meiner Frau geht es wieder besser. Sie hatte sich wohl ein schweres Fieber zugezogen, welches sie an das Bett fesselte. Doch nun scheint das Schlimmste überstanden. Gut, sie wird immer noch schwach sein, aber der Abt schreibt, man habe ihm versichert, dass sie schon bald wieder in den Garten könne.“