Geschichten:Verschollene Eber - Vasallenpflicht und Freundesdienst

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Stadt Greifenfurt, Residenz

Greifwin hatte sich zur Seite des Zalgoers platziert und drehte seinen Becher langsam zwischen den Fingern, während er die Anwesenden aufmerksam betrachtete. So entgingen ihm die Blicke seines entfernten Verwandten nicht, die er mit zurückhaltender Neugier beantwortete. Großmutter hatte einige Male von diesem Zweig der Familie berichtet, der scheinbar etwas weniger ihren Zorn erregte als der Rest des älteren Hauses (oder die Schroffensteiner). Tatsächlich wirkte Ardo auf Greifwin keineswegs wie der sabbernde Idiot, den er erwartet hatte. Aber diesen Mann galt es im Auge zu behalten, denn – egal ob schwachsinnig oder hintertrieben – konnte das ältere Haus eigentlich nur Ärger bedeuten.

Noch während er über Ardo nachsann, zogen die Worte der Golgaritin seine Gedanken in eine andere Richtung. Denn was genau waren die 'Umstände', in denen sich die Greifin befand? Greifwin war Ihr nur einmal begegnet, aber damals war sie ihm nicht wie jemand erschienen, um dessen Geisteszustand man sich eines Tages Sorgen machen müsste. Nach allem, was diese Frau erlebt hatte, was hatte sie so schwer getroffen, dass es ihren Geist verwirren konnte. Wie er es auch drehte und wendete: Wenig von dem, was er seit einiger Zeit über seine Lehnsherrin hörte, ergab einen Sinn.

Seinen zunehmenden Missmut hinter einem abwesenden Lächeln über den Beinahe-Fehler des Zalgoers verbergend, richtete auch Greifwin seine Aufmerksamkeit auf Edelbrecht. So oder so lag es an diesem, Neuigkeiten der einen oder anderen Art zu liefern.

Wie immer etwas verspätet trat Alaria Ährenstein in den Raum. Irgendwie war sie sich nicht mal sicher, was sie hier wollte, aber sie war mit ihrem Pferdewagen losgefahren und wusste, wo sie hinwollte. Jetzt stand sie hier, unter den Anwesenden hatte sie schon ein paar wenige Bekannte gesehen. Doch war sie in der letzten Zeit wenig aus Pereinenfried heraus gekommen. Ständig war etwas im Kloster zu tun gewesen und ihre Großmutter war ja schließlich auch nicht mehr die Jüngste.

Alaria trat vor Edelbrecht, begrüßte ihn und entschuldigte sich demütig für ihre Verspätung.

Der Prinz klatschte voll Freude in seine Hände und wandte sich an die versammelten Edlen: "Meine Freunde. Wie ihr schon gehört habt, wurde mein lieber Bruder mit seiner Familie von Räubern oder schlimmerem Gelichter entführt. So stellt sich uns nun die Frage, ob wir uns lieber gen Fürstenhort aufmachen, wo mein geliebter Vater wohl weilen wird, und wo uns vielleicht weitere Informationen zum Unglück erwarten, oder ob wir uns sofort zum Orte der Gewalt, in die Prinzenresidenz Erlenschloss aufmachen, um dorten nach Spuren und Beweisen zu suchen. Wie auch immer wir uns entscheiden, ich will zum Morgengrauen losreiten. Aber nun, meine Freunde, ratet mir."