Geschichten:Verschollene Eber - Beginn der Besprechungen

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Stadt Greifenfurt, Residenz

Urion trat vor. Anscheinend wollte keiner der anwesenden Barone das Wort ergreifen.

„Mein Prinz, ich schlage vor, dass wir zunächst nach Erlenschloss reiten und anschließend nach Fürstenhort. Folgende Argumente sprechen für diese Reihenfolge: Wir kommen sowieso von Norden und Erlenschloss liegt nördlicher. Zwar haben sicherlich schon viele dort nach Spuren gesucht, aber ich denke eine persönliche Visitation des Tatorts könnte nicht schaden. Vielleicht schließen wir anders aus den Hinweisen als die bisher erfolglosen Rettungstrupps. Entschuldigt, ich wollte natürlich nicht despektierlich über die tapferen und treuen Koscher sprechen. Ferner werdet ihr Euch wohl kaum auf die Suche nach Eurem Bruder begeben können, ohne zuvor bei Eurem Vater vorgesprochen zu haben. Genauso vermute ich, dass seine Fürstliche Hoheit uns wohl am Besten über alle Vorkommnisse ins Bilde setzen kann. Bei ihm laufen auf sicher alle Informationen zusammen.

Ferner hat es auch klare logistische Vorteile. Wenn wir diesen Weg nehmen, können wir uns am Markgräflichen Marstall mit frischen Pferden und Proviant versorgen und dann direkt Richtung Schmalfurt reiten. Dort können wir über die Angenfurt den Kosch errreichen. Wenn wir diesen Weg nehmen, werde ich noch heute aufbbrechen, um die Vorbereitungen auf dem Markgräflichen Gut zu treffen. Zwar müsste ich auf das ein oder andere Getränk heute abend verzichten, aber das könnte man sicherlich bei der Siegesfeier nachholen. Ferner hätte es natürlich auch den Vorteil, dass ihr die ganze Strecke in Greifenfurt mit steter Aufklärung rechnen könntet. Im Kosch würde die Aufklärung und Bedeckung dann durch uns sichergestellt. Dies wäre mein Rat.“

Er trat vom Tisch zurück und sah in die Runde und zuletzt in des Prinzen Gesicht einer Regung harrend.

Bisher hatte Ritter Alderich geschwiegen, schon weil das Wort zu führen Lyeria oblag. Die Schultern hoch gezogen und den Kopf leicht vorgebeugt ließen ihn noch hagerer aussehen, als er ohnehin schon war. Auch bei der Begrüßung des Prinzen hatte er darauf verzichtet sich in hochtrabenden Worten zu umgeben, wenn gleich nicht alleine Liebe zu seiner Heimat ihn zum Handeln bewog. Er hatte sich auf eine tiefe Verbeugung beschränkt, gewiss, dass Edelbrecht ihn auch ohnedies als einen Koscher Landsmann erkennen würde.

Mit leichter Belustigung hatte er den gesellschaftlichen Fauxpas Timokles verfolgt, und wo er früher noch sein Schmunzeln zur Schau getragen hatte, da zwang seine lange und harte Ausbildung im Orden zu einer gleichmütigen Haltung.

Alderich nickte in Zustimmung von Urions Worten die Sinn machten und ihm ratsam vorkamen. Von Garnelsaum könnte man leicht weiter nach Burg Fürstenhort gelangen. Es konnte in keinem Fall schaden, den Tatort in Augenschein zu nehmen, um den Ausführungen möglicher Zeigen nicht mit Unwissenheit begegnen zu müssen. An wirkliche Spuren, die sie dort finden würden, mochte er nicht glauben. Es war bereits zu viel Zeit vergangen. Keine dieser Überlegungen fand seinen Weg auf Alderichs Gesicht. Seine Haltung war in Stein gemeißelt, und es lag die Wärme eine anbrechenden Firunstags in seinem Blick, doch das Nicken mit dem er Urion bedachte zeugte von Annerkennung. Weiterhin scheinbar unberührt von all den Geschehnissen versuchte er in den Gesichtern der Anwesenden zu lesen.

Der Pechackerner nickte Urion zu und blickte dann zu dem Prinzen, „Der Vorschlag des Rittmeisters von Reiffenberg hat Hand und Fuß mein Prinz. Aufgrund der geographischen Lage ist es schlüssig zunächst das Erlenschloss zu besuchen. Er weiß, vielleicht ergeben sich dort Neuigkeiten, die noch nicht entdeckt wurden. Gen Fürstenhort sollten wir danach aufbrechen, sofern es nach der Untersuchung des Tatortes immer noch das logische Anschlussziel ist.“ Kurz und knapp wie gewohnt waren damit die Ausführungen Anselm Hilberans von Hundsgrab-Bugenbühl beendet.

Aleria nickte zustimmten zu den Worten Urions. – Sie war noch gar nicht richtig angekommen und blickte sich erstmal in der Runde um, wer alles anwesend war. Als sie die Anzahl der Adligen und Hochgeboren erblickte, merkte sie erst was sie, die Pereinegeweihte, für einen Eindruck hinterlassen musste in ihrer schlichten Reisekleidung. Schließlich stand sie hier nicht nur für das Kloster als Abgesandte sondern auch als eine derer zu Pereinenfried. Also strich sie über ihr Kleid und versuchte ohne Spiegel ihr Haare wenigstens ein bisschen zu ordnen. Für Alaria war es immer noch nicht begreifbar, warum man einfach eine Familie entführt hatte. Sie sah darin überhaupt keinen Sinn. Wer machte so etwas? Laut fragte sie: „Werter Prinz, und ihr habt keine Ahnung, warum irgendjemand dieses Verbrechen an eurer Familie begehen konnte und wer?“

Prinz Edelbrecht sah die Dienerin der barmherzigen Göttin nachdenklich an: „Nun, euer Hochwürden, auch ich habe schon darüber nachgedacht, bin aber zu keinem befriedigenden Ergebnis gekommen. Mein Bruder ist der Thronfolger meines geliebten Vaters, des Fürsten des Kosch. Da sich dieser aber noch einer guten Gesundheit erfreut, kann es meines Erachtens nicht darum gehen, politische Händel zu verfolgen. Natürlich könnte es um die Forderung von Lösegeld gehen. Wenn wir den Kosch erreichen, wird man uns, gab es eine Forderung, darüber sicherlich informieren.

Viel schwieriger ist ein... sagen wir mal... privates Problem meiner Familie. Mein Bruder hat immer noch keinen Stammhalter gezeugt, so dass, sollte er, was die Götter verhüten mögen, nicht wieder aus den Händen der schändlichen Entführer entrissen werden...“ Eine kurze Pause trat ein, während derer einige der Edlen aufhorchten. Im Falle des Todes Ansholds von Eberstamm und seiner Gemahlin und einer Vakanz des fürstlichen Thrones, stünde der neue Fürst in diesem Saale, ging es so manchem durch den Kopf.

„Ach was. Ich mag nicht darüber nachdenken. Wir werden losziehen und meinen Bruder und seine Gemahlin den Unholden entreißen. Und wenn unsere Queste erfolgreich wird, wer weiß, vielleicht könnte dies sogar die Herrin Tsa umstimmen und dem Hause Eberstamm endlich den lang ersehnten Nachwuchs bringen.“