Geschichten:Verschollene Eber: In den Kosch - Untersuchung und Befragung

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Als sie vor der Tür angekommen waren betrachtete die Knappin Golgaris aufmerksam die Örtlichkeiten. "Eure Excellenz, gibt es denn keine Wachen, die etwas gesehen haben? Bei so viel fremden Volk im Schloß wird doch gewiss eine Leibwache über die Sicherheit des prinzlichen Paare gewacht haben?"

Unter dem Backenbart des Hügelzwergen war ein etwas bitteres Lächeln zu erkennen. Er wusste wohl, dass die zehn Wachen auf Erlenschloss, die sonst ein überaus ruhiges Leben im entlegenen Gelände führen, mit diesem Andrang hoffnungslos überfordert waren. Seit dem frühen Morgen mussten sie die Tore bewachen, unseriöse Gestalten abweisen, auf über hundert "Ratgeber" achten, trotz stundenlanger Wartezeit möglichst ein einer geordneten Reihe halten, schließlich die Nachzügler möglichst geordnet vom Gelände leiten. Eine Aufgabe, die selbst dreimal soviele Wachen gut beschäftigt hätte. So betrachtet hatten sie sogar vorzügliche Arbeit geleistet. Dass ihre Aufmerksamkeit am Abend nachließ und manche schon in ihrer Kammer ihre Ruhe suchten, konnte er verstehen. Der Fehler lag eher darin, die Wachen nicht zuvor schon verstärkt zu haben - ein Versäumnis das Grimma von Garnelhaun, der Hauptfrau der Hellebardiere, die beim Fürsten in Fürstenhort weilte. Doch wusste sie selbst davon, hatte die alte Offizierin dem Fürsten doch ihren Rücktritt angeboten, den dieser recht harsch ablehnte - gerade jetzt werde sie gebraucht, waren seine Worte.

"Bewacht werden vor allem die Eingänge zum Gelände und zum Schloss selbst. Wobei es angesichts der Ausnahmelage möglich erscheint, dass einzelne Portale für einige Minuten unbewacht waren. Ich schließe auch den Einsatz von Magie nicht aus. Tatsache ist jedoch, dass keine der Wachen sich daran erinnern kann, dass jemand das Schloss nach Ende der Audienz betreten hat. Einer hat lediglich die Kutsche des Prinzenpaares gesehen, die eilig in der Nacht das Gelände verließ. Die übrigen Hinweise stammen, wie gesagt, von der Pagin und einer Hofdame."

Der Cantzler steckte sich die Pfeife an und nahm drei kurze Züge, "Apropos Kutsche, ich schlage vor, dass wir nun die Stallungen in Augenschein nehmen."

Ein Hellebardier, der den Pulk begleitet hatte nahm vorausschauend eine Laterne, steckte sie an und ging an der Seite Nirwulfs voraus.

Vor der Scheune

"Ein merkwürdiger Schuhabdruck. Das ist nicht viel, aber immerhin. Wohin sind die Banditen dann eigentlich gegange?" Erlan blickte die Hofdame fragend an und winkte dann ab. "Warten wir doch kurz auf den Cantzler und den Prinzen. Mir scheint sie kommen dort gerade des Weges." und so wartete Erlan auf die Gruppe der Adligen, die sich den Tatort ansehen wollte.

Nun wurde die Sache interessant. Urion wollte unbedingt die Kutsche des Prinzenpaares untersuchen. Er würde sie von oben bis unten durchsuchen. Wenn es brauchbare Spuren gab, würde man sie sehr wahrscheinlich hier finden. Die Entführer hatten bis zur Flucht alle Vorsicht walten lassen, jedoch hatten sie auch daran gedacht ihre Spuren an und auf der Kutsche zu verwischen? Denn hier mussten sie schnell handeln und wer schnell handelte machte eher Fehler. Mit einigen langen Schritten holte er den Cantzler ein. "Väterchen Nirwulf, verzeiht, habt ihr die Kutsche hierher gebracht und wo sind die Kutschpferde jetzt? Ich würde sie mir sehr gerne genauer ansehen. Ich glaube hier könnten sich entscheidende Hinweise zu den Entführern ergeben. Ferner würde ich im Anschluss noch gerne mit dem Stallmeister sprechen, wenn ihr erlaubt?"

"Die Kutsche befindet sich mittlerweile wieder in den Stallungen - ihr könnt sie gerne einsehen, wenn ihr versprecht Acht zu geben. Um die Rösser und den Stall hat sich stets die Kutscherin Vieska von Plötzbogen gekümmert, die allerdings mit dem Prinzenpaar verschwunden ist. Lediglich ein Stallbursche stand ihr zur Seite - ich nehme an, er schläft bereits."

Die Gruppe erreichte das Seitenportal, trat hinaus in den Hinterhof und traf zu ihrer Überraschung auf den Edlen Erlan von Sindelsaum in Begleitung einer jungen Dame.

Erlan nickte dem Cantzler leicht zu. "Ich habe mir erlaubt nochmal die Hofadme Perainhild von Leihenhof zu befragen. Leider habe ich dadurch keine neuen Erkentnisse gewinnen können, aber man weis ja nie." Anscheinden hatte Erlan die letzten Gesprächfetzen von Cantzler und Urion noch hören können und so brachte er das Gespräch auf dieses Thema "Auch ich würde mir gerne die Kutsche ansehen. Merkwürdig erscheint es mir auch, dass der Stallemeister verschwunden ist. Wenn er auf dem Weg ermordet worden wäre hätte man ihn wohl mittlerweile gefunden, oder? Also muss er wohl zu der Bande dazugehören. Aber erzählt doch erstmal was es mit diesem Schuhabdruck auf sich hat, den ihr gefunden habt."

Während des ganzen Weges grübelte Antara weiter über den Fall. Bei den neuen Asuführungen des Cantzlers horchte sie auf. "Sagt, Eure Excellenz, ist noch anderes Gesinde oder Wachen verschwunden? Und was könnt Ihr uns über die Kutscherin berichten?" Das erscheinen des Edlen und der jungen Frau lies sie innehalten in ihren Fragen.

Urion horchte auf, als die junge Boroni bezüglich der Kutscherin fragte. "Natürlich Väterchen Nirwulf, die Kutsche musste jawohl erst angespannt und fahrbereit gemacht werden. Das dauert für gewöhnlich einige Zeit. Wie gut kennt ihr die Kutscherin? Könnte sie etwas mit der Entführung zu tun haben? Ihr sagtet "von Plötzbogen"? Eine Adelige als Kutscherin? Hat die Familie von Plötzbogen irgendwelche Ambitionen im Kosch oder könnte sie mit Verbrechern im Bunde stehen? Und den Stallburschen werde ich noch vor der Untersuchung der Kutsche befragen."

Zum Hundsgraber gewandt fragte der Rittmeister: "Würdet Ihr mich dabei unterstützen? Ihr seid gewiss der bessere Befrager."

Answin von Boronshof war aufmerksam den Ausführungen des Cantzlers gefolgt, doch hatte er immer noch keinen Hinweis entdecken können, der ihm irgendwie weiterhalf. Es war auch kaum zu erwarten, wenn schon so viele des Ortes Kundige nach dem kleinsten Zeichen gespäht hatten, doch hielt er weiterhin seine Augen offen - vielleicht gab es Dinge die gerade des Auges eines Außenstehenden bedurften.

Noch einmal wälzte er in Gedanken die Worte der Prophezeiung herum - nicht das ganze Gerede vom Baum und seinen Zweigen sondern vor allem das Ende mit dem Wind der den Baum eigentlich pflegen wollte und ihm einen Zweig pflückte und entführte und die letzten Wortfetzen - wenn sich überhaupt ein Hinweis fand dann dort!

"Wer war der Wind?" murmelte der Vogt verärgert vor sich hin bevor er seine Aufmerksamkeit wieder ganz den Worten des Cantzlers zuwandte...

Der Wehrmeister meldete sich zu Wort: "Ein Plötzbogen ist doch unter den Knappen des Fürsten, die Kutscherin ist sicher mit ihm verwandt. Die Familie hatte es schwer die letzten Jahre. Das die Kutscherin noch nicht tod gefunden wurde ist nicht verwunderlich, selbst, wenn sie nichts mit der Entführung zu tun hatte. Es gibt viele Stellen an denen sie ungesehen liegen könnte, ebenso gut könnte ihr Kadaver aber von den Wölfen und Krähen beseitigt worden sein, es ist schließlich Winter. Aber nun laßt uns die Kutsche ansehen und dann morgen den Stallburschen befragen, ausgeschlafen fallen uns bestimmt die besseren Fragen ein." Mit einem feinen lächeln fügte er hinzu:"Aber zuerst muß uns der Erlan seine bezaubernde Begleiterin vorstellen, deren Gesellschaft er genießen durfte, während wir uns hier die Köpfe über den Hergang der Entführung zerbrachen."

Erlan nickte dem Wehrmeister zu. "Dies ist Perainhild von Leihenhof. Die Schwester des Barons Roklan und Hofdame der Erbprinzessin. Sie war es, die die Banditen bei ihrem Tagewerk aus der Ferne beobachten konnte und so zumindest einige wenige Informationen geben konnte."

Urion wandte sich dem Wehrmeister zu: " Ihr habt recht, lassen wir den Stallburschen bis morgen in Borons Armen ruhen. Nachdem der Sindelsaumer sich erklärt hat, machen wir uns an die Untersuchung der Kutsche. Aber verzeiht Väterchen NIrwulf, Ihr hattet Euch noch nicht zu den Plötzbogens geäußert?"

"Sicher", antwortete der Angesprochene. "Womöglich ist es auch gut, wenn ich die Kutscherin ablenke, während Ihr Euch das Gefährt genauer anseht."

"Die erste Kutscherin, eine "von Plötzbogen" ist nach Auskunft des Cantzlers ebenso verschollen, werter Anselm. Am besten durchsucht ihr mit dem Wehrmeister den Innenraum, ich kümmere mich um Boden, Dach und Seiten", sagte Urion und öffnete das zweiflügelige Tor der Remise. Der Hof war nur wenig beleuchtet und in der Remise waren nur die Umrisse einiger Gefährte zu erkennen. Und so rief der Rittmeister einige Bedienstete herbei. "Bringt sofort einige Blendlaternen und Kerzen herbei. Wir müssen die Kutsche noch heute abend untersuchen. Keiner rührt das Gefährt mehr an, bis die Untersuchungen abgeschlossen sind.

Als die Diener mit den gewünschten Lichtquellen zurückgekehrt waren, nahm der Rittmeister eine Laterne und eine Kerze und begann mit der Untersuchung des Kutschbocks. Ermunternd nickte er Anselm und dem Wehrmeister zu, es ihm gleich zu tun.

Die Golgaritin Lyeria hatte ruhig und besonnen alle Informationen aufgenommen und meldete sich nun auch mit ihrer ruhigen, aber bestimmten Stimme zu Wort: "Wahr gesprochen, Rittmeister. Lasst uns uns in Borons sanfte Arme legen, damit wir morgen wieder mit neuer Kraft und frischem Verstand zu Werke gehen können! Wir werden morgen einen kleinen Gottesdienst feiern. Vielleicht bekommen wir in Ruhe und Meditation einen neuen Gedanken. Boron weiß. Wer sonst teilnehmen möchte, möge eine Stunde vor Sonnenaufgang in die Kapelle kommen, damit wir den neuen, hoffentlich erfolgsversprechenden, Tag begrüßen können.", dann wandte sie sich um und flüsterte noch Antara zu: "Schwester, wir treffen uns bereits eine Stunde früher, damit wir uns in das Gebet vertiefen können." Schon schlug sie ihren weißen Mantel um und ging in Richtung des Haupthauses, während Timokles ihr folgte.

Entschlossener Mann der Rittmeister, mußte Thorben sich eingestehen und aus übertriebener Etikette machte er sich sowieso nichts. Also nahm er einem Burschen die Laterne ab und umrundete die Kutsche, sorgfältig darauf achtend, ob irgendetwas nicht so war, wie es seiner Meinung nach sein sollte.

Währenddessen sagte er: "Diese Beschau wird eine Inspektion am morgigen Tage nicht ersetzen können. Das Licht des Herren Praios wird uns eher Spuren der dunklen Machenschaften offenbaren, als der Laternen Schein. Daher muß die Kutsche heute nacht bewacht werden!" Er wandte sich von der Kutsche ab und ging Lyeria anrufend hinter ihr her. "Euer Gnaden, Lyeria! Auf ein Wort, bitte!"

Lyeria war bereits um eine Hauswand verschwunden, als sie die unangenehm lauten Worte Thorbens vernahm. Sie blieb ruckartig stehen und antwortete ein klein wenig gereitzt: "Timokles, geh schon einmal vor und bereite unsere Kammern vor. Ja, was ist Euer Begehr? "

Vogt Nirwulf zog genüsslich an seiner Pfeife als sich die Greifenfurter mit Eifer an die Untersuchung der Kutsche machten. "Das Haus Plötzbogen entstammt ursprünglich dem Hinterkosch ... genauer den Nordmarken. Der Onkel der Stallmeisterin und Leibkutscherin des Erbprinzen war lange Jahre Vogt von Ferdok - hat einen Großteil des Familienvermögens in alkoholhaltige Flüssigkeiten gesteckt. Dass sie in die Entführung verwickelt sein könnte, ist nicht unmöglich - doch kann sie ebenso zum Anspannen der Kutsche gezwungen worden sein, weshalb ich mit Beschuldigungen lieber vorsichtig bin. ... wenn Ihr auf an die Seite des Sitzes blickt, werdet Ihr einen roten Fleck entdecken ...", ließ der Vogt beiläufig fallen. Offenbar hatte auch er die Kutsche bereits untersucht, wollte aber niemandem den Spaß an der Suche verderben.