Geschichten:Verschollene Eber: In den Kosch - Pfeilgeschwinde Botschaft

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Der Wehrmeister hatte den großen Fleck bereits bemerkt ... war es etwa Blut? Als hätte der Hügelzwerg die Gedanken Thorben von Hammerschlags gelesen fügte er hinzu: "...Blut ist es allerdings nicht, sondern schlichter Wein. Vermutlich Würzwein. Zum Schuhabdruck lässt sich sagen, dass..."

ZZZZZZZZZZTTTT ... TOCK!

Der Redefluss des dicken Cantzlers wurde jäh unterbrochen - vor Schreck hätte er fast auf seine Pfeife gebissen. Ein Pfeil zischte durch die nächtliche Luft, verfehlte Answin von Boronshof nur um Handbreite, und blieb im schneebedeckten Boden nahe seiner Füße stecken.

Um den Schaft war ein Stück Pergament gewickelt.

Erlan von Sindelsaum zuckte sichtlich zusammen und suchte den Schützen mit Blicken zu finden, aber in der Dunkelheit konnte er nichts erkennen. Als er sich dem Pfeil zuwandte erkannte er jedoch, dass um den Schaft ein Pfeil gewickelt worden war. Nach einem kurzen Blickkontakt mit dem Cantzler näherte er sich dem Pfeil, entfrnte das Stück Papier vorsichtig und reichte es dem Cantzler ungelesen.

Urion hatte das Aufschlagen des Pfeiles bemerkt und unterbrach seine Untersuchung. Neugierig blicke er den Cantzler an. Um den Prinzen sorgte er sich indes nicht. Hätte dieser Pfeil dem Prinzen gegolten, hätte er auch getroffen.

So machte sich Anselm schließlich an die genaue Untersuchung der Kutsche. Mit der Blendlaterne ausgerüstet untersuchte er den Innenraum. Dabei hob er Polster an und öffnete etwaige Deckel. Zudem klopfte er immer mal wieder an den Wänden, um festzustellen, ob es irgendeinen Hohlraum gab, der etwas verbergen könnte. Bei dem "Blutfleck" schließlich blickte er schmunzelnd zum Cantzler. Das Schmunzeln erstarb in dem Augenblick, als der Pfeil einschlug. Sofort sprang der Junker aus der Kutsche und zog sein Schwert, dessen Metall das Licht spiegelte. Kampfbereit erwartete er was kommen würde und entspannte sich erst ein wenig, als er Tatssache gewahr wurde, dass der Pfeil wohl eine Botschaft beförderte.

Urion kletterte vom Kutschbock und stellte seine Blendlaterne auf eine Werkbank. Zu Anselm gewandt sagte er: "Na da hat sich ja die Untersuchung vorerst erledigt. Ich denke wir sollten mitgehen, um unsere Dienste anzubieten. Ich bezweifle, dass die Wachen den Schützen aufstöbern." Gemächlich folgte er den anderen zur Pforte.

Der Cantzler zog ein Paar feine Lederhandschuhe aus seiner Weste und nahm die Schrift. Roch einen Moment daran, doch bemerkte offenbar nichts besonderes. Büttenpapier, auf dem in geübter, aber etwas zittriger Schrift eine Botschaft geschrieben stand. Er las die Worte laut vernehmlich vor:

"Wenn Euch das Leben des Prinzenpaares etwas bedeutet, so geht zur abendlichen Phex-Stunde des 30. Boron zum ausgetrockneten Brunnen von Hannos Hof in der Geistmark, füllt den Eimer bis zum Rand mit Dukaten und Edelsteinen - doch wehe ich finde wertloseres Metall oder Halbedles – und lasst ihn dann hinab bis zum Grund."

Leise murmelnd fügte er den Kommentar hinzu: "...Morgen abend schon, sie wollen, dass wir möglichst wenig Zeit für Gegenmaßnahmen haben."

Nirwulf drehte den Brief um. Auf die Rückseite waren mit Kleister ein Pergamentstreifen geklebt worden. Darauf stand in anderer, ebenso geübter, aber klarerer Schrift, die Nirwulf als die des Erbprinzen erkannte:

"Lieber Ellerding, macht Euch keine Sorgen, noch sind wir wohlauf.“ Anshold vom Eberstamm und Nadyana von Wengenholm

Nach diesen kurzen Worten endete der Streifen wie es schien war er hier abgetrennt worden.

Der Wehrmeister hub gerade zu sprechen an, da vernahm er das Sirren des Pfeils und hörte den Aufschlag beim Stall. Noch in der Drehnung zog er sein Schwert und sein Ruf hallte über den Platz: "Wachen, aufgemerkt! Beschuß! Kann jemand den Schützen ausmachen?"

Als die Unterhaltung so jäh unterbrochen wurde, eilte auch Lyeria mit dem Wehrmeister zurück zur Kutsche, die Hand unter ihrem weiten Umhang an den Griff des Säbels gelegt. Doch ihre Erwartungen wurden zum Glück nicht erfüllt und so blieb ihr nur den Worten des Zwergen zu lauschen, dann sprach sie: "Doch trotz der geringen Frist, die uns gesetzt ist, sollten wir nicht überstürzt handeln. Geht nun zu Bett, morgen sieht die Welt anders aus und unsere Tat ist wieder gefordert.", dem fügte sie leise an den Wehrmeister gewandt zu, "was wolltet ihr nun von mir, können wir es hier regeln oder bevorzugt ihr die Stille der Beichte?"

Kurz über die Schulter warf er der Golgaritin ein: "Verzeiht, später!" zu und entfernte sich schnell Richtung Stallungen. Viel Hoffnung hatte er nicht, daß die Wachen bei Nacht etwas ausmachen konnten, aber es schadete nichts, sie auf Trab zu halten, dachte er bei sich. Beim Stall angekommen, sah er, noch die Übergabe des Pergaments und vernahm die Worte des Cantzlers und die Einlassung des Sindelsaumers. "Wir sollten die weitere Vorgehensweise drinnen besprechen, wo uns niemand belauschen kann. Ich bin mir nicht sicher, ob es ein Zufall war, daß der Pfeil so nahe bei der Gruppe gelandet ist."