Geschichten:Verschollene Eber: In den Kosch - In einer Scheune im Wengenholmschen

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An der Scheune, die die Kundschafter für die Rast ausgewählt hatten, saßen alle ab und man begann eilig, sich für die Nacht einzurichten. Widerwillig kam auch ein Feuer in Gang und brachte Licht und etwas Wärme.

Durch die schwarz in den Himmel ragenden Bäume strich ein eisiger Hauch. Aus den Nüstern der Pferde zogen weiße Fahnen in die Dunkelheit - und auch der Atem der Reisenden war von einem Moment auf den anderen immer deutlicher zu sehen. „Raugriff ist früh dieses Jahr“, sprach Prinz Edelbrecht mit besorgter Mine. Es klang eher wie eine Feststellung, als wie ein Name. Es war das erste Mal seit einer ganzen Weile, dass der Prinz wieder sprach, und das ließ alle aufhorchen. Sogar Gerrick konnte sich von Antaras Anblick losreißen.

Der Nardesfelder Baron brummte kurz seine Zustimmung. Dann kehrte eine Weile Schweigen ein und einige zogen ihre Mäntel etwas fester um sich. Die Blicke der meisten Greifenfurter verrieten, dass sie nicht wussten, wovon der Gemahl der Greifin sprach. Endlich stellte der Knappe Gerrick die stumm umherstreifende Frage: „Was oder wen meint Ihr damit?“

Edelbrechts Augenbrauen hoben sich einen Moment, dann lächelte er: „Raugriff, so nennt man im Kosch den Tag, an dem der Atem zum ersten Mal sichtbar wird. Firuns Einkehr, den Tag des Winterbeginns. Das einfache Volk schlachtet dann das überzählige Vieh, schlägt das Feuerholz und deckt sich mit den letzten Vorräten ein.“

Dann blickte er wieder mit ernsterer Mine ins Firmament. Tiefgraue Schneewolken zeichneten sich dort wie gewaltige Federbetten ab. Die Luft trug diesen besonderen Geschmack mit sich, der dem fallenden Schnee vorausgeht. „Der Winter ist früh dieses Jahr.“ Viele folgten seinem Blick.

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Nachdem sie die Pferde der Golgarten in den Stall geführt hatte, begann Antara damit, die Tiere abzureiben und zu striegeln. Belustigt sah sie zu, wie Timokles sich ebenfalls abmühte, das Pferd von Lyeria abzubürsten. Seine neugierigen Blick in ihre Richtung waren nicht zu übersehen, aber er traute sich wohl nicht das Gespräch zu beginnen.

“Tja, da sehen wir uns ja schneller wieder als gedacht“, grinste sie in seine Richtung. „Seit Drak nehmen die Abenteuer wohl kein Ende. Nachdem wir uns auf der Reichsstraße getrennt haben, bin ich nach Garrensand gereist, und, kaum dass ich mein Gepäck in der Klosterzelle verstaut hatte, kam auch schon der Abt an. Bishdariel hatte eine Botschaft gesandt und nun rätselte man, was sie wohl bedeuten möge. Also schickte der Abt eine Gruppe los und ausgerechnet ich sollte sie begleiten!

Nun ja, im Haus gehockt hab ich ja in Punin genug. Stell Dir vor, wir waren beim Fürsten Blasius und ich habe einen Segen über ihn gesprochen! Der Ärmste war aber auch völlig erschöpft, der Schlaf hat ihm gut getan. Und dann die Orken unterwegs… das war fast so schlimm wie auf Schloss Drak. Sie standen plötzlich vor uns auf dem Weg und waren fast genau so überrascht wie wir. Rabenschweif hier…“, dabei tätschelte sie ihren Yaquirtaler, der gierig die Lippen nach einem Leckerbissen spitzte, den sie aus ihrer Tasche gefischt hatte, „dieser Schlingel war nicht zu halten und wollte durchgehen. Dabei hat er gleich einen Schwarzpelz über den Haufen gerannt. Als ich ihn wieder unter Kontrolle hatte und wenden konnte, ist mir noch einer von ihnen vor den Säbel gelaufen. War aber auch höchste Zeit. Den anderen war es schlechter ergangen als mir. Ein Bruder lag schon am Boden. Aber es lagen noch viel mehr Orks neben ihm und der Rest hat sich in die Büsche geschlagen. Wir haben unseren Bruder dann verbunden, aber er ringt immer noch mit dem Tod. Die anderen beiden sind auch angeschlagen und so haben sie mich alleine hierher geschickt zum Prinzen. Aber schön, ein vertrautes Gesicht hier zu sehen.“ Bei den letzten Worten lächelte sie ihn an.

Timokles hatte die ausgedehnte Rede Antaras mit Spannung verfolgt und war überwältigt: Visionäre Aufträge von Bishdariel, …der Fürst Blasius. Er hatte davon höchstens in Büchern gelesen und Antara hatte es erlebt, aber in letzter Zeit geschah eh alles, wie er es nie für möglich gehalten hätte.

Als Antara nun geendet hatte, war es an ihn zu sprechen und so suchte er die richtigen Worte: „Zuerst habe ich nicht damit gerechnet, dich je wieder zu sehen, Antara, und ich muss sagen, dass ich überwältigt und verwundert zugleich bin darüber, was du mir da berichtet hast. Es wird wohl Borons Wille sein, dass wir uns immer wieder treffen und ich muss sagen, ich habe da auch nicht so viel dagegen…“

Verschämt wich er nun ihrem Blick aus und machte sich wieder daran, das Pferd seiner Mentorin abzubürsten. Als er dann jedoch wieder zu sprechen anheben wollte, wurde er vom Prinzen unterbrochen, wie er zu seinen Reisegefährten sprach.

Nachdem man in der Scheune die notwendigsten Vorbereitungen für die Nacht getätigt hatte, wandte sich Prinz erneut an seine Mannen: „Ihr Treuen, ich weiß nicht, wie schnell wir in den nächsten Tagen vorankommen und ob alle Wege frei bleiben werden. Mir ist es ein Herzensanliegen, dass meinem gramen Vater bald die Kunde zuteil wird, dass ich im Kosch bin und mir eine Schar treuer Recken bei meiner Suche zur Seite steht. Da alle eure Herzen voller Mutes sind und nach ehrenvollen Taten dürsten, mag ich meinen Wunsch keinem von euch befehlen. Ich kann nur bitten…“

Ardo hatte gleich, nachdem er den Trupp zu der Scheune geführt hatte, sein Pferd abgesattelt. Sorgsam rieb er die Flanken und Beine des Tieres trocken. Der Tag war lang gewesen, es hatte viel geleistet und trotz der Kälte geschwitzt. Auch die Hufe nahm er in Augenschein, ob sich nicht ein Stein unter die Eisen verirrt hatte. In der Garnision hatte sonst immer ein Gemeiner diese Aufgaben übernommen, wenn Ardo von einem Patrouillenritt zurückkehrte. Doch da der Rettungstrupp des Prinzen fast nur aus hochgestellten Persönlichkeiten bestand, war Ardo gezwungen, selber Hand anzulegen. Nicht dass er es für unter seiner Würde empfunden hätte. Ein Ritter muss stets in der Lage sein, für sich und sein Pferd selber zu sorgen, hatte der alte kressenburger Vogt immer gesagt. Dementsprechend sorgsam hatte er Ardo in seiner Zeit als Knappe unterwiesen. Die Suchaktion in den Kosch war eine unerwartete, doch nicht unwillkommene Gelegenheit, diese Fähigkeiten nicht einrosten zu lassen.

Erst als das Pferd fertig versorgt und mit seiner Ration Hafer beschäftigt war, verließ Ardo die Scheune wieder, um sich zu den anderen ans Feuer zu gesellen. Auf die Bitte des Prinzen hin hob er zwar interessiert den Kopf, um zu sehen, wer sich für diese Aufgabe melden würde. Doch lag es ihm fern, selbst diesen einfachen Botenritt zu unternehmen, wenn er doch an anderer Stelle an der Seite des Prinzen Heldentaten vollbringen konnte.

Urion war den ganzen Tag auf Erkundung mit ANTLITZ durch tiefen Schnee geritten. Gen Efferd war er auf Pferdespuren getroffen, die aber schon mehrere Tage alt waren und gen Efferd weiter verliefen. Er war der Fährte noch einige Meilen gefolgt, um sicher zu gehen, und traf erst sehr spät bei der Scheune ein. Nachdem er ANTLITZ abgerieben und versorgt hatte, sah er nach den anderen Rössern des Marstalls und des Prinzen und fand sie ausreichend versorgt.

Er bemerkte, dass die Knappen bereits den Hirsch von seinem Packtier gelöst hatten und ihn über dem Lagerfeuer brieten. Urion freute sich. Ein heißes Stück Fleisch würde die klamme Kälte aus den Gliedern vertreiben.

Als der Prinz geendet hatte, war Urion zwiegespalten. Er wusste, dass in diesem Kreis wohl keiner war, der es im Reiten mit ihm und ANTLITZ würde aufnehmen können. Andererseits wollte er natürlich den Tatort in Augenschein nehmen. Er sann kurz nach.

„Mein Prinz, ich möchte gerne an Eurer Seite bleiben. Allerdings sollte dieser Bote die Informationen des Fürsten bezüglich der niederträchtigen Tat auch wieder zurückbringen. Dann müssten wir nicht nach Fürstenhort. Entscheidet Ihr, wo Ihr mich haben wollt. Solltet Ihr mich zum Fürsten schicken, dann werde ich Euch schnellstmöglich folgen. Gebt mir einen oder zwei Begleiter mit und hinterlasst im Erlenschloss Nachricht, wohin Euch die Suche führt, damit ich Eurer Fährte folgen kann. Wenn ich morgen früh aufbreche, könnte ich in 10 Tagen am Erlenschloss sein.“

Anselm Hilberan hatte sich - wie immer - zunächst persönlich um sein Ross gekümmert und hatte sich dann daran gemacht sich seiner Rüstung zu entledigen. Letzteres nahm dabei deutlich weniger Zeit in Anspruch als die Pflege des Pferdes. Später war er in Anwesenheit der anderen Edlen an der Seite des Prinzen und hörte dem Vorschlag des Rittmeisters zu.

Erlan blickte aufmerksam in die Runde. Er fragte sich, wer sich wohl noch für eine solche Mission melden würde. Um die Situation ein wenig zu entspannen, zapfte er ein wenig Bier aus einem kleinen Fässchen und gab eine Reihe von Humpen in die Runde. „Angbarer Zwergenbock“, sprach er vielsagend in die Richtung des Prinzen. Da die meisten Greifenfurter mit dem Begriff nichts anfangen konnten, setzte er nach. „Es heißt, dass das Zwergenbock das stärkste Bier Aventuriens ist.“ Dann grinste er schief und gönnte sich einen tiefen Schluck.

Der Prinz sah den edlen Spender ernst an, dann nickte er und lächelte freundlich in die Runde. „Ihr habt es gehört, Freunde. Wer keine Wache hat und das Maß zu halten weiß, mag gerne probieren. Der Rest sollte sich an Dünnbier halten.“ Mit diesen Worten füllte der Prinz, dessen Wache bald beginnen würde, den Humpen mit dem verdünnten Gerstensaft und ließ sich neben Urion nieder. Sorgsam wählte er seine Worte, den jungen Mann fest ins Auge fassend: „Ich weiß Euren Mut wohl zu schätzen, doch mag ich Euch nicht ziehen lassen. Unser Weg führt tief in den Kosch hinein, wenn meine Ahnungen mich nicht trügen, und da brauche ich Euch und Euer Pferd an meiner Seite. Auch sollt Ihr mir den Golgaritenknappen ein wenig unter die Fittiche nehmen und in die Kunst des Spurenlesens und des Kundschaftens einweihen. Das Schloss meines Vaters übersieht man nicht und die Straße führt unbeschadet dorthin. Das Golgaritenmädel kommt vom Schloss und wird Botschaft bringen können.“ Kurz sah er auf und blickte in die Runde: „Hat irgendwer Schwester Antara d’ Altea gesehen?“

Ein wenig irritiert blickte Erlan den Prinzen an. Ob er glaubte, dass die Greifenfurter von einem kleinen Humpen Starkbier schon besoffen in Ohnmacht fallen würden? Er ließ seinen Blick kurz über die Runde schweifen und kam dann zu dem Schluss, dass der Prinz schon wissen würde, was er sagte. Scheinbar schien es mit der Trinkfestigkeit der Greifenfurter nicht sehr weit her zu sein. Ein merkwürdiges Völkchen, dass noch nicht einmal einen Humpen Bier verträgt…

Urion hob seinen Humpen mit Dünnbier und prostete dem Prinzen zu. „Danke Herr, dass ihr mir diese schwere Entscheidung abgenommen habt.“ Er dachte an das schöne Fässchen Zwergenbock von dem er nicht würde kosten können.

So einen Trunk hatte er noch nie gekostet und kannte nur das Eslamsrodener sowie das Selbstgebraute von zu Hause. Dann aber er erinnerte sich an den Inhalt seiner Satteltaschen und ein wärmender Schauer lief ihm über den Rücken.

Den Rest des Abends, das Zusammensein der Kameraden genoss Urion in vollen Zügen. Seit der Schlacht bei Wehrheim hatte er sich nach dieser Vertrautheit gesehnt und nun musste er an all die gefallenen Kameraden des Grenzreiterregimentes denken, die so tapfer der Mark den letzten Dienst erwiesen hatten. Leise seufzend summte er das Lied der Mark vor sich her.

Von jenseits des Feuers antwortete mit leisem Brummen der Bannerträger des Prinzen. Der Junge hing augenscheinlich seinen eigenen Gedanken nach, während er tief in den Humpen mit Starkbier starrte und die Melodie des Liedes aufnahm. Auch Answin von Boronshof nickte gedankenverloren an dem kreisenden Humpen - eine wahre Wohltat jetzt zum Abend - und begann, nachdem er den Trunk weitergereicht hatte, leise die Worte des Liedes mitzusingen.

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Nachdem sie Pferde versorgt hatten gesellte sich Antara zu den anderen Golgariten. Dort legte sie Mantel und Wappenrock ab und lies sich von Timokles aus ihrem leichten Plattenpanzer helfen, bei dem es sich um eine hochwertige Maßanfertigung zu handeln schien. Der schwarze Gambeson, den sie darunter trug, war ebenfalls an ihre Maße angepasst worden und ließ ihre rahjagefälligen Proportionen erahnen. Sie öffnete ihren geflochtenen Zopf, schüttelte ihre langen, dunkle Haare aus und band sie locker zu einem bequemeren Pferdeschwanz zusammen. Dass sie dabei die mehr oder weniger verholenen Blicke der Anwesenden auf sich zog schien sie gar nicht zu bemerken.

Lyeria ließ sich von der dazu gestoßenen Schwester knapp berichten, was diese wusste. Viel war es allerdings nicht. Mit innerlichem Seufzen beobachtete sie, wie Antara ihren Stand sichtbar zeigte. Die Puniner Golgariten – sie geben sich nun einmal gerne repräsentativ und standesbewusst, ging es der eher bescheidenen Ritterin vom Kürenstein durch den Kopf. Ihr behagte dies nicht. Und erst recht nicht, dass der Blick ihres Knappen wiederholt und mit schlecht verborgenem Interesse am Neuankömmling aus dem Kosch hängen blieb. Auf dem Ritt hatte Lyeria bereits festgestellt, dass es auch dem Zalgoer Baron mit seinem Knappen ähnlich erging. Ob er den jungen Mann deshalb gen Fürstenhort senden wollte?

Sie fasste ihren Entschluss. Bei nächster Gelegenheit – vielleicht im Rahmen der angedachten Hundswache? - würde sie das Gespräch mit dem Rittmeister der Mark suchen, damit Timokles in den nächsten Tagen Beschäftigung erhielt. Für Rahjas Launen, befand Lyeria, hatte kein Platz zu sein. Sie war ganz froh, dass der Prinz nun nach Antara rief und wandte sich dann Timokles zu.

„Junger Mann, erzähl mir doch einmal, was du alles von der Lex Boronia weißt.“

Der Blick des Knappen war zuerst noch auf Antara geheftet, als er den scharfen Ton seiner Mentorin vernahm. Er zuckte kurz zusammen und er fühlte sich, wie wenn er im Theorieunterricht mit den Gedanken woanders war und sich Abenteuer in anderen Ländern vorstellte, dann aber vom Magister aufgerufen wurde. So musste er erst einmal seine Gedanken wieder ordnen, um dann die wohlbekannten Verse zu rezitieren.

Ihm war das Lernen nie schwer gefallen und so konnte er die wichtigsten Kanones der Lex Boronia auch im Wortlaut, Bosparano und Garethi, auswendig. Schließlich wurde die Schrift auch im Kloster zu allen gegebenen Anlässen verlesen und studiert. Als er aber bei dem Kapitel in den Ordensregularien, die Selbstkontrolle betreffend angekommen war, erkannte er, weshalb die spontane Prüfung. „Es steht dem Golgariten wohl zu Gesichte, seiner Gefühle Herr zu sein. Rahjas Pfade aber sollte er meiden, denn sie bringen Unruhe und Seelenpein, dem der nicht stark genug ist, zu widerstehen.“ Und Timokles' Gesicht gewann wiederum an roter Farbe. Doch ließ er sich nichts anmerken und rezitierte weiter aus dem Gedächtnis, bis Lyeria ihn unterbrach.

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Der Baron von Zalgo blickte stirnrunzelnd zu seinem Knappen. Gerrick war wieder ganz in Antaras Anblick versunken. Da drehte sich der Zalgoer um und sagte laut zu Edelbrecht, so dass es ein jeder hören konnte: „Mein Prinz, wenn ich einen Vorschlag machen dürfte: Mein Knappe hat sich in der vergangenen Zeit bestens bewährt. Es ist nun an der Zeit, ihn mit neuen Aufgaben vertraut zu machen.“ Irritiert und von solch lobenden Wort völlig überrumpelt riss sich Gerrick vom Anblick der Golgaritin los und blickte seinen Herrn verwirrt an. Dieser sprach gar weiter: „Überdies, wenn ich es einmal so sagen darf, sollten einige Tage am Hofe Eures hochverehrten Vaters eine Herausforderung der besonderen Art für einen bewährten greifenfurter Knappen sein.“ Gerricks Mund und Augen wurden gleichzeitig groß, während der Baron lächelte.

„Ja, warum nicht“, sagte Edelbrecht und nickte dem Knappen zu.

Der Hammerschlager sagte: „Nun, mein Prinz, dann lasst mich dem treuen Knappen eine Bedeckung mitgeben, denn der Kosch ist heuer nicht mehr so sicher. Seit dem Angriff des Alagrimm liegt doch einiges im Argen und die Büttel der Barone vermögen hier im Norden kaum für Ordnung zu sorgen. Ich denke, wir geben ihm alle Zwölf mit. Dann können sie von Fürstenhort ausschwärmen und die Nachrichten der Suchtrupps, die ich ausgesandt habe, zusammentragen und uns übermitteln. Bei so vielen tapferen Recken, die sich euch anschlossen, werden wir die Reiter nicht benötigen und ich kann sie mit der Suche in anderen Richtungen betrauen.

Auf das Nicken des Prinzen hin erhob sich der Wehrmeister ging zu seinen Leuten und gab ihnen die entsprechenden Befehle für den Morgen und teilte für heute Nacht die Wachen ein.

Nachdem Altea mit ihrer Glaubensschwester gesprochen und dieser berichtet hatte, stand sie auf und trat vor Edelbrecht. „Eure prinzliche Durchlaucht haben nach mir gerufen?“

Der Prinz sah die junge Golgaritin an und wer ihn gut kannte, konnte durchaus des Prinzen Vergnügen bei dem Anblick, der sich ihm bot, erahnen. Indes blieben seine Züge freundlich entspannt und sein Auge klar nach vorne, zur Queste hin gerichtet.

„Werteste Schwester Altea. Ihr kommt, wie ihr sagtet, von meines Vaters Schloss, so dass es Euch nicht schwer fallen dürfte, uns etwas über die Zustände auf den Straßen und die Lage im Hause meines Vaters zu sagen. Doch“, der Prinz unterbrach die Antwort der Novizin mit einer kurzen Handbewegung, „wartet bitte einen kleinen Augenblick, bis der Wehrmeister wieder bei uns ist, denn seine Mannen werden den kleinen Trupp begleiten, den ich ausschicke, und ich denke, er wird gerne Genaueres erfahren. Labt Euch am Besten so lange an den Speisen und Getränken.“

Die Golgaritin nickte stumm und wartete einen Augenblick mit der Antwort. „Habt Dank, für Eure Großzügigkeit, Eure prinzliche Durchlaucht. An den Speisen will ich mich gerne stärken. Was das Gebraute aus den Fässern der Angroschim angeht ... die Lex Boronia hält die Mitglieder unseres Ordens an Maß zu halten und im Augenblick gilt es auch des Nachts wachen Geistes zu sein, sollte Bishdariel eine weitere Botschaft überbringen.“ Schweigend wartete sie auf die Rückkehr des Wehrmeisters.