Geschichten:Verschollene Eber: In den Kosch - In Bibernells Hütte

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"Nein werter Anselm, keine Spuren, leider keine Spuren. Aber ich wollte uns erstmal einen schnellen Eintopf zubereiten. Ihr könnt ausruhen oder Euch um den Fürstlichen Hellebardier kümmern. Ich bin sicher ihr könnt schon jetzt etwas für ihn tun. Wenn der Prinz kommt hat er sicher auch die Geweihte der Peraine dabei. Bedient Euch ruhig aus meiner Satteltasche" sagte Urion und wandte sich der Vorratsnische zu. Auch sie war leer.

Bibernell sah das und führte ihn zu ihrem Wagen. Dort hatte sie offenbar ihren Proviant verstaut. Aus einem Sack nahm er ein paar Rüben und einige Zwiebeln. Außerdem noch etwas Rauchspeck. Daneben stand ein Fass mit Wasser. Während Urion sich um die Zutaten kümmerte, nahm Bibernell einen Beutel an sich - Der Rittmeister reagierte schnell und nahm ihr den Beutel vorsichtshalber ab. Doch darin waren lediglich einige unbeschriebene Bögen Büttenpapier und einige Briefe. Kein Hinweis auf einen Anschlag. Er gab den Beutel zurück zu Bibernell, die ihn ob des Misstrauens mürrisch an sich nahm. Dann kehrten beide in die Hütte zurück. Urion nahm einen Kupfertopf und hing ihn an einen Haken über dem Feuer und füllte ihn mit Wasser. Dann bereitete er die Zutaten zu und fügte sie nacheinander in das kochende Wasser. Leider gab es hier keine Kräuter, aber ein wenig Salz hatte er noch gefunden. Es sollte also für ein Süppchen reichen, das nach dem anstrengenden Ritt und Marsch durch die winterliche Landschaft des Kosch die Lebensgeister wieder wecken würde.

Er wandte sich an Bibernell und zog seinen Geldbeutel. " Hier, werte Bibernell, egal was noch passiert, wir haben Euer Gastrecht so forsch in Anspruch genommen. Nehmt dies als kleine Entschädigung." Er drückte Ihr 3 Silbertaler in die hand und wandte sich wieder zum dampfenden Kochtopf und schmeckte ab: "Nun, nicht gewürzt aber heiß."

"Gut, Freund Urion, dann werde ich einmal nach ihm sehen, bevor ich mir selbst ein wenig Ruhe gönne." Anselm nahm einen festen Verband aus des Ritmeisters Tasche, da er sich entsann, dass der Hellebardier sich am Fuß verletzt hatte.

Der dickliche, kleinere Mann hatte sich in eine Ecke des Hauses gesetzt und stand - für ihn sicherlich schnell - für Anselm grottenlangsam auf und schonte dabei eindeutig seinen Fuß.

"Zieht den Stiefel aus, dann wolllen wir mal sehen, ob der Fuß nicht wieder so gerichtet werden kann, dass er kein Hindernis zum schnellen Marsch darstellt!"

"Sofort Herr", erwiderte der Angesprochene und ehe er sich versah, hatte er einen eng ansitzenden Stützverband, der ihm das marschieren etwas erleichtern würde.

Als Urion sah, dass Anselm den Hellebardier versorgt hatte brachte er den beiden je eine Schale heißer Suppe. "Hier, aber Vorsicht; sie ist schlecht gewürzt aber dafür um so heißer!" Zum Wehrmeister gewandt fragte er: "Ihr auch Hammerschlag?" und deutetet auf die Schalen. Während er auf die Antwort wartete tat er Bibernell und sich selbst etws auf.

Erlan nickte dem Mann freundlich zu. "Jaja schlimme Zeiten sind das. Aber hier sind in den letzten Tagen keine merkwürdigen Gestalten durchgekommen?"

"Ach, so merkwürdige Gestalten kommen hier immer wieder mal durch. Am besten ist man dran, wenn man sie wenig beachtet.", dabei musterte der Mann Erlan von oben bis unten und grinste schräg, so dass seine gelben Zähne zum Vorschein kamen. Schließlich schloss er die Tür.

"Gut dann möchte ich euch nicht weiter aufhalten. Habt dank für eure Auskünfte." Als sich Erlan auf den Rückweg zu Bibernells Hütte machte ran ihm ein Schauer den Rücken herunter. Vor lauter Müdigkeit hatte er sich verhalten wie ein Idiot."

Als er durch die Tür in die Hütte trat murmelte er "Verzeiht vor lauter Müdigkeit habe ich unvorsichtig gehandelt." Als er die Suppe sah hellte sich sein Gesicht auf. Mit einem Handgriff löste er einen kleinen Beutel von seinem Gürtel und warf ihn dem Kochmeister zu. "Hier das ist meine Gewürzmischung, damit könnt ihr die Suppe ein wenig aufpeppen. Die Hütte sieht ja trostlos aus." nun wandte er sich an Bibernell "Sagt ist hier nichts, weil ihr so arm seid?" Als sie heftig nickte machte Erlan ein trauriges Gesicht. Wenn sie ihre Strafe erhalten hatte würde er der armen Frau ein wenig helfen dachte er bei sich. Dann löffelte er schnell seine Suppe aus und rollte sich in seiner Decke auf dem Boden zusammen. "Weckt mich bitte, wenn ich mit der Wache dran bin." sagte er noch kurz in die Runde und schlief dann sofort ein. Der lange Schlafentzug und die andauernde Reise hatten an seinen Kräften gerzerrt.

Urion fing geschickt das Gewürz auf und lächelte Erlan an. "Danke Erlan, und nichts für ungut. Glaubt mir, aus den eigenen Fehlern lernt man am Besten. Würde ich meine blaue Flecke zählen, die ich mir schon beim Zureiten von Schlachtrössern eingefangen habe, dann stände jetzt wohl ein Necker vor Euch. Auch ich bin sehr häufig zu vorschnell, aber besser ein Haudegen als ein Langeweiler. An Euch ist ein guter Kavallerie-Offizier verloren gegangen." Nach einem Wink des Wehrmeisters brachte Urion auch diesem eine Schale mit Suppe.

Und da fiel es ihm wieder ein. Wie vom Blitz getroffen wandte er sich zu Bibernell um: "Hör jetzt gut zu! In der Nachricht die Du geschossen hast war auch eine Handschrift des Prinzen. So kanst du also kein Dritter sein, der seinen eigenen Profit aus der Situation machen will. Wo hast du die Handschrift des Prinzen her, wenn nicht von den Entführern? Bisher war ich höflich wie es meinem Stande geziemt. Aber jetzt legt alle Karten auf den Tisch, oder ich schwöre dir ich vergesse mich und spann dich zum Vierteilen zwischen die Rösser." Die letzten Worte waren scharf und leise gesprochen so dass Bibernell der Ernst von Urions Worten bewusst wurde.

Thorben sah gespannt zu Bibernell, wie diese wohl antworten würde. Natürlich war sie keine unbeteiligte Dritte, sie hatte die Leute ja zu der Burg gefahren, trotzdem konnte sie jetzt nichts mehr mit ihnen zu tun haben und hier etwas auf eigene Rechnung machen. Aber hätten sie die Entführer wirklich laufen lassen?

Dachten sie, von einer Stummen ging keine Gefahr des Verrats aus, das wäre mehr als leichtsinnig gewesen. Der Wehrmeister legte seinen Löffel bei Seite und musterte Bibernell. Für ihn zog sich der Augenblick von der Frage zur Antwort endlos. Alle Müdigkeit oder die Gedanken, wer wann Wache halten sollte und wie sie weiter vorgehen sollten, wenn die anderen erst eingetroffen waren waren wie weggeblasen.

Er sah, dass die Frau heftig nickte, mit der einen Hand eine beschwichtigende Geste machte und hektisch anfing in dem kleinen Beutel mit dem Papier zu kramen. Dann zog sie einen halben Pergamentbogen heraus und reichte es mit breitem Lächeln dem Edlen von Reiffenberg.

Er begann zu lesen:


„Werter Junker Ellerding,

wir sind es, Ritter Angbart in Beleitung weiterer Freunde des Prinzen. Keine Sorge, wir wollen dem Prinzenpaar nichts böses, sondern haben uns als Räuber verkleidet um sie an einen romantischen Flecken Dere in Wengenholm zu bringen. Wir hoffen der Schreck und die neue Lage weckt in beiden wieder die Lebensgeister. Wir werden spätestens zum 28. Boron wieder wohlbehalten im Erlenschloss zurück sein. Ihr braucht dem Fürsten also keine Meldung erstatten und ihn unnötig beunruhigen.

Gezeichnet, Angbart von Eberstamm-Auersbrück“