Geschichten:Verräter und Getreue - Mehr Spaten

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Aus dem Tagebuch von Abt Perainfried zu Dornheim, 13. Peraine 1033 BF:

Welch ein Tag, der Herrin Peraine eine Grauen. Welch furchtbares Gemetzel fand heute vor den Toren unserer Priorei statt! Welch sinnlose Vergeudung von Kraft und Leben!

Am Mittag kamen die Almadaner die Straße gen Ebenhain herunter und unmittelbar an unserer Pforte vorbei, forschen Schrittes, mit blinkenden Waffen und bunten Kleidern. Nach dem, was wir über ihre Taten vernommen hatten, fürchteten wir bereits, dass unser letztes Stündlein geschlagen hätte. Drum schlossen wir uns im Tempel ein und harrten im Gebet der Dinge die da kommen sollten. Doch wider Erwarten fielen die Söldner nicht über uns her, denn sie hatten ihren Feind erspäht. Der Kronvogt von Puleth kam ihnen mit seiner bewaffneten Schar entgegen und stellte sich zum Kampfe.

Direkt an der Straße trafen die beiden Haufen aufeinander und es entbrannte ein furchtbarer Streit, von dem mir noch immer das Klirren der Waffen und die Schreie der Getroffenen in den Ohren widerhallen. Durch eine Dachluke beobachtete Schwester Adebara das Geschehen und berichtete über den Fortgang des Kampfes. Die Almadaner drängten des Kronvogts Streiter immer weiter zurück, ja, das Schwingenbanner selbst drohte zu fallen. Und dann hörten wir dem Donnergrollen der roten Löwin gleich die Hufe vieler Rosse. Da kamen sie heran, die Ritter Hutts: Schwingenfels, Gneppeldotz, Allingen und Steinfelde, in gestrecktem Galopp mit gesenkten Lanzen geradewegs auf die sich senkenden Spieße der geismartreuen Kriegsknechte zu. Ein unbeschreibliches Gemetzel hub an, als die Ritter mit ihrem Angriff die Formation ihrer Feinde zerbrachen und diese ihr Heil nurmehr in der Flucht suchten.

Doch die Herrin ist barmherzig und so öffneten wir das Tor und ließen die wenigen Überlebenden ein, die sich in unsere Richtung wandten, und gewährten ihnen Zuflucht vor dem entfesselten Zorn der Sieger. Hoch ist der Preis für einen Sieg auf dem Schlachtfeld, noch höher der für eine Niederlage. Mögen sich die Götter der Seelen der Erschlagenen erbarmen! Jetzt, da ich dies schreibe, ist Mitternacht nah, der Kampf ist längst vorüber, doch noch immer gehen meine Geschwister über das zerstampfte und blutgetränkte Schlachtfeld, um Verletzte zu bergen, ihre Schmerzen zu lindern oder ihnen den letzten Trost vor dem Gang übers Nirgendmeer zuzusprechen. Es ist so viel Leid und wir sind so wenige, um allen die Gnade der Herrin Peraine zukommen zu lassen! Morgen werden wir die Toten auf ihre letzte Reise geleiten. Ich habe Bruder Roban bereits in die umliegenden Dörfer gesandt. Wir brauchen mehr Spaten, Hacken und Schaufeln, um die Gräber auszuheben.