Geschichten:Verräter und Getreue - Eine Rose verlässt den Garten

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Reichsstadt Hartsteen, 10. Travia 1033 BF

Als die Stadtwachen vor dem Handelshaus Grebelsteen aufzogen, lief sogleich eine Menge aus Gaffern zusammen. Der Stadthauptmann persönlich klopfte ans Tor und als dieses geöffnet wurde, verlas er mit lauter Stimme unter dem beifälligen Getuschel der Schaulustigen den Ratsbeschluss.

Zwei wie einfache Dienstboten gekleidete Gestalten beobachteten von einer Hausecke aus das Geschehen:

„Es scheint so, als wäre unsere Finte von Erfolg gewesen, Brüderchen.“

„In der Tat, Bruderherz.“

„Wollen wir den Zorn der Ratsherren noch weiter anheizen?“

„Auch wenn es dich in den Fingern juckt, Bruderherz, es ist für meinen Geschmack jetzt zu gefährlich und außerdem nicht mehr nötig. Die Schwingenfelser und ihr Anhang können sich von nun an der äußerst liebenswürdigen Aufmerksamkeit des guten Orestes von Hartsteen sicher sein, sobald sie sich in der Nähe der Stadt blicken lassen.“

„Auch gut. Dann könnten wir ja noch ein paar Tage hier in der Stadt zu bleiben.“

„Nein. Wir kehren heute noch zu unserem Onkelchen nach Ebenhain zurück. Der wird uns schon schmerzlich vermissen. Irgendjemand muss ihm doch helfen, die Ehre der Hutter Ritterschaft wiederherzustellen. Und auf ein paar sensenschwingende Bauern wird er sich dabei wohl kaum verlassen wollen.“

„Aber was haben wir davon?“

„Wirst du noch sehen. Ich habe einige sehr interessante Dinge darüber gehört, wo die Windischgrütz ihre Reichtümer aufbewahrt...he, wer ist denn das dort? Die mit dem Stadthauptmann spricht.“

„Das ist die Handelsherrin Grebelsteen, vermute ich.“

„Oh.“

„Wieso?“ „Schau sie dir doch an!“

„Ganz hübsch sieht sie aus, ja.“

„Ganz hübsch?! Mehr fällt dir nicht ein? Los komm! Wir müssen rausfinden, wo sie hin will, wenn sie die Stadt verlässt.“

„Warum denn das?“

„Würdest du das auch fragen, wenn es die Herrin Rahja persönlich wäre? Damit ich sie kennenlernen kann, natürlich. Los komm!“

Der solchermaßen Gescholtene zuckte mit den Schultern und folgte dem anderen, der sich schnell auf seinen Krücken entfernte.