Geschichten:Unter Rabenschwingen – Rabenkrächzen

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Rabenkrächzen

Boronia, 15. Boron 1037 BF

„Ein Brief für Euch.“ Alara blickte auf. „Ein Brief?“ „Ja, aus Garetien. Wurde heute Morgen per Boten hier abgegeben.“ „Hm. Zeigt her.“ Alara ergriff den Brief, drehte ihn zwischen den Finger, und stutzte, als sie das Siegel erblickte. Es zeigte das Wappen des jüngeren Hauses Streitzig. Sie nickte dem jungen Novizen, der ihr das Schreiben gebracht hatte noch einmal dankend zu und bedeutete ihm damit, dass er entlassen war. Dann brach sie das Siegel. Heraus fiel ein weiteres versiegeltes Schreiben und ein Brief, in recht unleserlicher Schrift.

„Euer Gnaden, werte Alara,

mit großer Bestürzung habe ich vom Tode des fürderen Landmeisters Atheran erfahren müssen, mit dem ich wie Ihr manche Schlacht geschlagen habe. Seid Euch meiner Gedanken gewiss, die in diesen Tagen bei Euch weilen, so schwer und dunkel sie auch sein mögen. Ich weiß, dass Ihr dem Ruf nach Boronia nur ungern gefolgt seid – und wir vermissen Euch und die Euren hier in Garetien.

Daher habe ich ein Anliegen an Euch zu richten, denn es gibt Dinge, bei denen ich Euren Rat und eure Unterstützung brauchen kann. Ich berufe Euch daher als Verbindungsoffizierin zu Eurem Orden in den Stab des Groß-Garetischen Heerbanns und erwarte Euch alsbald hier in Uslenried. Für eine Unterkunft und borongefälligen Dienst ist bereits gesorgt, wenngleich unfreiwillig, denn seine Gnaden Boromeo Thôrbahir, der hiesige Geweihte des Raben, ist kürzlich vom Herrn Boron heimgerufen worden und der Tempel damit vakant.

Anbei findet Ihr einen Brief, den Ihr Euren Oberen übergeben solltet; darin findet sich alles, was ich Euch vorstehend bereits mitgeteilt habe. Ich gehe davon aus, dass man keine andere Wahl haben wird, als meiner Bitte zu entsprechen. Ich hoffe, Euch bald wohlbehalten wieder im garetischen willkommen heißen zu können.

Wulf von Streitzig

Alara wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Doch eines war sicher: Alles war besser, als hier in dunkeln Erinnerungen zu versinken und den Verstand zu verlieren. Sie würde der Bitte folgen, um jeden Preis; doch sie war gewiss, dass man der Bitte folgen würde. Wenn das Reich um Hilfe rief, konnte der Orden nicht schweigen.