Geschichten:Tsas Tränen - Abschied auf Burg Allingsruh

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5. Peraine 1030 BF, Baronie Rabensbrück, Burg Allingsruh


„Aufsitzen!“ rief Peridan Leumar von Allingen über den Hof, jedoch nicht, ohne vorher ein letztes Mal den Blick über seine Mannen und Frauen schweifen gelassen und kontrolliert zu haben, dass alle anwesend und ausgerüstet waren, dass die Waffen gut verstaut waren, dass sich alle Knappen an der Seite ihrer Schwertlehrer befanden – auch sein eigener.

Trotz des anhaltend grauen und trüben Wetters gab die Allinger Truppe, geführt von Peridan selbst, seinem Bruder Brinian und zwei weiteren Rittern, ein recht farbenfrohes Bild ab. Rot und golden, in den Farben Rondras und Praios’, wie seit jeher, leuchteten die Wappenröcke der Soldaten, deren Gesichter allerdings leichten Zweifel ausdrückten. Zu lange hatte sich die Familie derer von Allingen aus größeren Kämpfen herausgehalten und nur verteidigt, was zu verteidigen war. Und nun war es mit der Ruhe vorbei...

Die Sättel knarzten, als die Reiter sich auf die Pferde schwangen.

Kurze Zeit später herrschte im Hof der Burg Allingsruh wieder Stille.

“Idra, ich fasse es nicht!“

Entgeistert fuhr die Magistra Lumini zu Peridans Gattin herum.

“Hast du das gehört?!“

Die beiden Damen, die unähnlicher nicht hätten sein können, waren - jede für sich zuvor auf längerer Reise - nun gemeinsam auf Allingsruh eingetroffen, nur um dort zu vernehmen, dass der Hausherr vor einigen Tagen mit einem Großteil seiner Soldaten und Ritter gen Hartsteen aufgebrochen war.

“Dabei hatte ich ihm ausdrücklich Weisung erteilt, dass er auf mich zu warten hat! Was reitet ihn?!“, donnerte Norinna los. Idra hätte sich gerne unter den scharfkantigen Worten ihrer Schwägerin hinweggeduckt, bewahrte jedoch die Fassung und versuchte es mit einem entschuldigenden „Ich bin sicher, ihn hat deine Botschaft nicht mehr rechtzeitig erreicht“.

Jeden anderen hätte sie mit ihrer sanftmütigen Art entwaffnet. Doch in den leicht schrägstehenden Augen der Magierin funkelte es bereits gefährlich.

“Jedes Mal“, knurrte sie und verbiss sich die Vollendung des Satzes. Über die Machtverteilung zwischen Geschwistern und das Problem eines älteren Bruders, sich von seiner jüngeren Schwester Anweisungen geben zu lassen, wollte sie mit Idra nicht sprechen.

“Macht er das mit dir genauso?“, fragte sie stattdessen kühl.

“Nun ja, wir lassen uns beide ... recht viel Luft zum Atmen, weißt du ... Er ist niemand, der sich gerne Dinge sagen lässt ...“, erwiderte Idra gedehnt.

“Soso.“

“Norinna, du sol...“

Noch bevor Idra ihren Satz vollendet und ihrer Schwägerin vorgeschlagen hatte, zunächst ein kräftigendes Mahl zubereiten zu lassen und dann beim Essen in Ruhe weitere Planungen vorzunehmen, kam diese ihr zuvor.

“Aber er wird, Idra, glaube mir, er wird! Ich habe nicht umsonst in vorderster Front meinen Dienst verrichtet!“

Damit wandte sich die stoppelköpfige Magistra zum Gehen.

“Und nein, ich werde nicht über Nacht bleiben“, beantwortete sie im Davoneilen noch Idras Frage, die diese noch nicht einmal ausgesprochen hatte.

“Wie du meinst“, murmelte Idra. Sie war nicht sonderlich unglücklich darüber, in Ruhe zu Hause ankommen zu dürfen. In Gegenwart der forschen kleineren Schwester ihres Gemahls war ihr meist etwas unwohl. Sie bedauerte es aber, dass kein anderes Familienmitglied anwesend war, dem sie von ihrer Reise würde erzählen können. Und dabei gab es doch Neuigkeiten...

Derweil erreichte die Truppe um Peridan Leumar von Allingen gerade noch rechtzeitig den mit dem Schallenberger vereinbarten Treffpunkt, um dann gemeinsam mit ihm zu den Truppen Bodeberts zu stoßen.