Geschichten:Travia Dank!

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Bärfried nickte ihr ebenfalls freundlich zu ehe er sich, wie der Rest der Gruppe tief verbeugte.
Nach einer angemessenen Zeit erhob sich die Familie und das Gesinde wieder. Dann trat ein älterer Mann vor, der wohl an die 60 Götterläufe zählen musste. Seine dunkelbraunen Augen strahlten Härte aus und zeigten einen noch wachen Geist. Auch wenn der Körper des Alten von den Jahren gezeichnet war, seine weißblonden Haare waren dünn und struppig, ein mächtiger Bart fiel ihm auf die Brust und obgleich er nicht mehr ganz aufrecht ging überragte er Bärfried noch immer um ein gutes Stück.
Wolfhelm hatte sich für eine grüne Wams über einem weißen Hemd entschieden. Auf der Brust prangerte das Familienwappen, daneben eine Medaille, die sich bei näherer Betrachtung als die Verdienstmedaille der Ogerschlacht herausstellte. Als Hose trug er eine schwarze Stoffhose und hohe schwarze Stiefel aus Leder. Seine Hand zierte nur ein schlichter Ehering aus Gold.
Alles in allem machte er keinen übermäßig wohlhabenden Eindruck aber auch keinen bitter Armen. Mit brummiger Stimme erhob er das Wort.
"Eure Hochgeboren vom Berg! Baronin von Vellberg! Ich darf auch in meiner Ritterherrschaft Hardenfels willkommen heißen! Mein Name ist Wolfhelm von Hardenstatt, Ritter und Herr über Hardenfels! Es ist mir und meiner ganzen Familie eine besondere Ehre Euch empfangen zu dürfen!" “Und mir ist es eine ebenso große Ehre, hier auf Hardenfels Euer Gast zu sein”, erwiderte Elissa. Mit Blick auf Wolfhelms Auszeichnung fügte sie hinzu: “Ich sehe, ihr habt damals offenkundig wacker gegen die Oger an der Trollpforte gefochten; genau wie mein seliger Herr Vater.”
Wolfhelm nickte knapp während vier Knechte angelaufen kamen und den Gästen von ihren Pferden herunter halfen, ehe die Gruppe sich aufmachte, in das Innere des Wehrturms.
Unwillkürlich musste die Baronin beim Blick auf die kleine Wehranlage an ihre Zeit in Weiden denken, wo es gefühlt auf jedem Hügel einen ähnlichen Turm gab. Und die ungezähmte Natur drumherum verstärkte diesen Eindruck noch.
Sie durchquerten den Innenhof und stiegen eine enge Treppe hoch in das erste Geschoss, wo sie den Rittersaal, gefüllt war er nur mit der langen Tafel und den Stühlen, hier und da hingen Banner mit dem Herrschaftswappen und dem Familienwappen herab, unterbrochen von alten Schilden mit noch älteren Schwerter, erreichten und an der Tafel Platz nahmen.
Auf dem Weg hierher machte das Gemäuer zwar einen gepflegten aber doch einen etwas kargen Eindruck. Der Hausherr nahm ganz oben Platz, zu seiner Rechten eine ältere Dame, die ein grünes Kleid trug und einen freundlichen und herzlichen Blick hatte, sie wurde als Isabella von Erlenbruch vorgestellt, die Ehefrau Wolfhelms.
Links neben ihr wurde Bärfried platziert. Dieser trug ebenfalls eine grüne Wams mit dem Wappen der Familie. Allerdings ein schwarzes Hemd, kombiniert mit einer braunen Wildlederhose und schweren schwarzen Stiefeln. Neben ihm wurde seine Frau, welche ein gelbes Kleid mit roten Akzenten trug, gesetzt.
Und so reihten sich die Familienmitglied aneinander bis man wieder beim Hausherren ankam, wo Elissa links von ihm Platz nehmen durfte und sich die Zeit nahm, jeden von Bärfrieds Anverwandten persönlich zu begrüßen, dabei stets bemüht, nicht zu form- oder gar zwanglos zu wirken. Zwar legte die Baronin auf derlei Förmlichkeiten keinen besonderen Wert, ja, amüsierte sich sogar zuweilen darüber, doch war Elissa durchaus bewusst, dass sie in ihrer nunmehrigen Stellung bei weitem nicht mehr so frei in ihrem Tun und Auftreten war, wie noch vor ein paar Götterläufen...
Und während sich alle setzten kamen zwei Diener schon mit den ersten Humpen Bier herein und servierten den kühlen Gerstensaft, bei dessen Anblick sich die Miene der Baronin sichtlich aufhellte.
Als dann jeder einen großen hölzernen Humpen vor sich hatte erhob Wolfhelm seinen und sprach in die Runde, "es ist lange her, dass wir so hohen Besuch im Hardenfels hatten! Um so mehr freut es mich Die Baronin von Vellberg als Gast bewirten zu dürfen! Wir wollen Travia danken und ehren!" und mit einem einstimmigen "Travia Dank!" erhob auch der Rest Die Humpen, stießen miteinander an und nahmen kräftige Schlücke.
Dann war es an Elissa, sich zu erheben und das Wort an die Versammelten zu richten. “Ebenso habe ich zu danken: Herrn Bärfried für die Einladung in euer Heim und seinem Vater, Herrn Wolfhelm, für die traviagefällige Gastung. Und wie es der Brauch verlangt - und mir zudem ein persönliches Anliegen war - komme ich nicht mit leeren Händen, sondern habe auch Gaben für den Herrn und den Erben von Hardenfels als Zeichen meiner Wertschätzung mitgebracht.” Vanjuscha war zwischenzeitlich mit zwei edel gearbeiteten kleinen Schatullen aus Buchenholz an die Seite ihrer Herrin getreten. Die Baronin nahm die Kästchen etwas umständlich mit ihrer rechten Hand entgegen und reichte sie an ihre Gastgeber weiter. “Was läge näher, als Gastgeschenke zu wählen, die mir zuvor die Vellberger Lande selbst zum Geschenk gemacht haben? Silber, Kupfer und Eisen, letzteres natürlich zu Stahl veredelt, aus meinem Lehen, woher auch das Buchenholz der Schatullen stammt.” In den Behältnissen befanden sich jeweils eine silberne Fibel mit dem Wappen der Herrschaft Hardenfels, ein stählerner Ring mit dem Familienwappen der Hardenstatts sowie eine talergroße kupferne Medaille, deren Text auf der Vorderseite an diesen Besuch erinnerte, während auf der Rückseite das persönliche Wappen Elissas eingeprägt war. “Und nun erhebe ich meinen Krug auf Euch und eure Gastfreundschaft. Möge die Herrin Travia, möge auch ich sie euch dereinst angemessen vergelten!” Sprach´s und nahm einen tiefen Zug aus ihren Humpen.
Isabella, die Frau Wolfhelms, wandte sich an die Baronin, "Eure Hochgeboren hatten sicherlich eine lange und anstrengende Reise? Aber ich hoffe zumindest eine ruhige?" Fragte die Dame mit einer aufrichtigen Neugier.
“Die Zwölfe meinten es wohl gut mit mir und verschonten mich mit größeren Fährnissen. Aber ja, selbst ohne diese ist das Reisen so nahe an den Trollzacken alles andere als ein Vergnügen. Andererseits sorgt es zumindest bei mir auch für Demut. Demut gegenüber der Natur und ihren Bewohnern, Demut gegenüber den Zwölfen und dem Land an sich.” Lächelnd fügte Elissa hinzu: “Ich wäre aber schon gespannt, zu beobachten, wie sich ein Patrizier oder Stadtadliger aus der Reichsstadt bis hierher durchgeschlagen hätte - oder ob er nicht schon kurz nach seinem Aufbruch wieder zu seinem bequemen Daunenbett zurückgekehrt wäre”.
Im Hintergrund trugen die zwei Diener schon die ersten Teller mit einer Suppe, bestehend aus Wurzelgemüse, herein. Der an sich recht karge Rittersaal füllte sich schnell mit dem warmen und überraschend würzigen Geruch der Suppe.