Geschichten:Traumgefecht

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Kaiserstadt Gareth, vor ca. 20 Jahren

Hart klirrten die aufeinanderprallenden Klingen durch den kleinen Saal. Die wuchtigen Anderthalbhänder-Hiebe des kraftstrotzenden jungen Ritters hätten einen Ochsen gefällt, doch sein doppelt so alter und eine Hand breit kleinerer Gegner blockte die Hiebe mit seinen Schild oder nahm ihnen durch geschickte Klingenführung ihre Wucht. Geduldig blieb er in Bewegung und liess seinen Gegner sich austoben, während er nur gelegentlich einen Gegenangriff startete.

Beide waren Sie allein im Saal wie die Tradition es gebot. Endlich hielt der Jüngere keuchend in seinen wilden Angriffen inne und beide umkreisten sich langsam, wachsam, lauernd. Weitere Schlagabtausche folgten und niemand konnte sagen wie viel Zeit verstrichen war, als langsam aber sicher die Erfahrung des Älteren begann sich gegen die Stärke des Jüngeren durchzusetzen. Mit einer überraschenden Finte schliesslich entwaffnete er seinen Gegner und klirrend fiel dessen Klinge zu Boden. Während der alte Kämpe zwei Schritte zurückwich und abwartete, ballte sein junger Kontrahent wütend die Fäuste.

"Meine Tochter und du passen nicht zusammen. Ich will nicht dass ihr zwei zusammen seid." Felian wusste, Tamira war da anderer Meinung als ihr Vater, doch in dieser uralten Gesellschaft in den Schatten Gareths galten andere Gesetze und es war höchst unklug diese nicht zu befolgen. Stolz und Ehre hatten beide Männer davon abgehalten nachzugeben und waren der Grund für dieses Ehrenduell gewesen – die Meinung der betreffenden Kinder (auch wenn sie längst erwachsen waren) war in diesen streng familienhierarchischen Kreisen irrelevant. Und nun hatte Felian den Kampf verloren.

Ohne zu überlegen, griff sich der junge Recke einen Wischmob, der zufällig neben ihm an der Wand stand und schwang ihn mit beiden Händen verzweifelt in Richtung seines Gegners. Für einen Aussenstehenden hatte die Attacke beinahe etwas Komisches, als der Ältere den Besenstiel am erhobenen Schild zerbrechen liess, beinahe beiläufig dem Anstürmenden auswich und ihm ein Bein stellte.

Wut und Scham zeichneten das Gesicht des Jünglings, während er auf ein Knie sank und sich versuchte zu orientieren. Geistesabwesend tunkte er seine Hand in die dastehende Wasserschale, neben der er gelandet war, und gönnte sich mit der hohlen Hand einen Schluck Wasser. Während er mit der nassen Hand über das verschwitzte Gesicht strich, drehte er langsam den Kopf in Richtung seines Gegners, welcher drei Schritte entfernt entspannt, aber doch wachsam jede seiner Bewegungen verfolgte. "Aber ich liebe sie" murmelte er vor sich hin.

"Verwechsle nicht Leidenschaft mit Liebe, solange du den Unterschied nicht kennst." Der Tonfall des Älteren drückte wohlwollendes Verständnis aus, aus seinem Gesicht jedoch sprach bitterer Ernst. "Du wirst meine Tochter nie wieder sehen". Er schien einen Augenblick zu überlegen. "Wenn es soweit ist, werden die Zwillinge zu dir kommen – eines Tages, irgendwie irgendwo irgendwann – doch nun geh und komm nie wieder!"