Geschichten:Trügerischer Schein - Teil 92: In der Höhle der Bestie

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Dramatis personae:

  • Kraven von Lowangen, Söldner und Veteran vieler Kämpfe im Dienste der "Herren des Untiers"
  • Sie, Herrin des Untiers und Anführerin der Schmuggler um Kraven
  • Duwar, Leibwächter und erfahrener Krieger von ihr

Irgendwo auf einem Anwesen der Schönen und Reichen

Sie war recht zufrieden. Die private Feierlichkeit dieser Loge lief recht gut. Heute waren einige Neue, aus großen Häusern unter den Gästen. Natürlich dachten alle, dass ihre Identität unter den Masken geheim sei, bei diesem Gedanken musste sie schmunzeln, wusste sie doch über alle Anwesenden Bescheid. Firunslicht, Brendiltal, Sturmfels, Isenbrunn, Alxertis ... So langsam schienen ihre bemühungen, an einflussreiche Personen heran zu kommen, die ersten Früchte zu zeigen.

Umso mehr ärgerte es sie, dass sie ausgerechnet jetzt weggerufen wurde.

"Was ist so wichtig?", fauchte sie einen ihrer Leibwächter und Diener an, als sie unter sich waren.

"Kraven will Euch sprechen, Herrin!", antwortete der Leibwächter demütig. "Er lässt sich nicht abwimmeln und drohte sogar die Feierlichkeiten zu stören, so Ihr nicht augenblicklich erschein."

"Kraven?", fragte sie überrascht, dachte sie doch, dass er Tod sei. Ihre nächsten Gedanken überschlugen sich förmlich in ihrem Geiste. Eigentlich hätte sie vor gehabt Kraven ebenso wie die anderen, die ihr zu lästig oder gefährlich wurden mitsamt dem vermeindlichen Untier zu opfern, doch irgendetwas musste schief gelaufen sein. Was nun? Wusste Kraven, dass sie ihn und die anderen verraten hatte? Wusste er, dass sie die Spuren gelegt hatte, die diese selbst ernannte Untierjäger auf dem Landeplatz der Selene gebracht hatte? Oder was wollte er? Zumindest durfte man Kraven nicht unterschätzen. Der Söldner war ein zäher Veteran vieler Kämpfe.

Sie rief daher noch einige Wachen hinzu, als sie den Raum betrat, in dem ein dreckiger und finster drein blickender Kraven stand. "Da seid ihr endlich", bellte er sie an, während er registrierte, dass nun fünf ihrer Wachen um ihn herum standen, was ihn aber nicht im mindesten zu beunruhigen schein. Sie merkte dagegen wie der Zorn in ihr erneut stieg. Was dachte der Kerl sich? So respektlos hatte schon lange niemand mehr mit ihr gesprochen, zumindest nicht seitdem sie Dimiona diente. Doch sie zwang sich zur Ruhe und lächelte den Söldner erfreut an.

"Kraven, mein Lieber, was verschlägt Euch hierher? Ich dachte Ihr befindet Euch auf dem Weg zu unserer südlichen Loge?"

"Pah!", blaffte Kraven nur knurrend zurück. "Wir sind verraten worden. Ein Haufen Ritter und Nebachoten hat uns eine Falle gestellt. Alles ist verloren."

"Was", spielte sie die Bestürzte. "Erzählt! Was ist geschehen?"

Kraven war zunächst etwas irritirt, so gutmütig hatte er die Herrin noch nicht erlebt und beschloss daher auf der Hut zu bleiben, erzählte dann aber doch in knappen Sätzen was vorgefallen war.

Sie hörte aufmerksam zu und schien äußerlich recht bestürzt während sie innerlich über die Unfähigkeit dieser Reshminianer fluchte. Wieso hatten diese Tölpel Kraven nur entkommen lsssen?

"... und daher will ich einen höheren Anteil!", schloss Kraven seine Erläuterung und reckte herausfordernd den Hals.

Erneut zürnte sie innerlich und zwang sich äußerlich zur Ruhe. Was dachte dieser Kerls sich nur? Mit ruhiger Stimme entgegnete sie: "Kraven, mein Freund. Ihr habt doch soeben selbst beschrieben, wei ein Großteil unserer Organisation aufgerieben und vernichtet wurde." Sie musste bei diesen Worten an sich halten um nicht zu lachen. Von wegen einen Großteil der Organisation ... Die wertlosen Sklaven hatte man zur Schlachtbank gebracht, mehr nicht. Die wirklich wichtigen Personen waren alle noch in Amt und würden und gewannen mehr und mehr an Einfluss. "Wie soll ich Euch denn mehr Gold geben, wo unsere Einnahmequellen nun versiegt sind?"

"Das ist mir gleich. Entweder gebt Ihr mir das Gold, oder ich plaudere an mancher Stelle ein wenig. Ich bin mir sicher, dass andere für mein Wissen so manchen Silberling springen lassen wird."

"Du Hund! Was erlaubst du dir, so mit der Herrin zu sprechen?" Einer der Leibwächter sprang vor um Kraven für dessen Unverschämtheiten die Faust ins Gesicht zu schlagen. Doch der Söldner war darauf vorbereitet. Geschickt sprang er zur Seite, nutzte den Schwung des Leibwächters und katapultierte diesen auf einen weiteren Leibwächter, die darauhin beide krachend zu Boden gingen.

Dem nächsten Leibwächter schlug Kraven seinen Ellenbogen ins Gesicht, packte ihn am Hals und knallte ihn schließlich auf den Boden, wo er ihn schraubstockartig fest hielt. Der Söldner war gerade dabei den Dorn seiner Streitaxt in das Gesicht des Leibwächters zu rammen, als sie den Kampf mit einem herrischen "Haltet ein! Alle! Sofort!" unterbracht.

Kraven hielt den Dorn seiner Axt dicht am linken Auge des Leibwächters, während er mit entschlossenem Blick zu ihr auf schaute.

"Was soll das?", herrschte sie derweilen alle - auch die eigenen Leibwächter - an. Es war für sie erschreckend mit anzusehen, wie leicht der Söldner ihre besten Kämpfer - und diese waren wirklich gut - zusammenschlug. "Wem habe ich erlaubt hier zu kämpfen?"

"Halte deine Hunde besser im Haum, Herrin!" Das letzte Wort spie er mehr aus, als dass er es sprach. "Sonst werde ich sie züchtigen!"

"Lass ab von Ihnen, Kraven. Ich werdfe sie später für ihre Unverschämtheiten bestrafen."

"Was ist mit meinem Gold?", fragte Kraven derweilen, ohne von dem Leibwächter abzulassen.

"Du hast gewonnen", schien sie nachzugeben. "Duwar", dabei deutete sie auf den unter Kraven liegenden Krieger, "Duwar wird dich auszahlen."

"Nichts da!", blaffte Kraven zurück. "Ihr werdet schön mitkommen. Ich habe keine Lust einen Dolch in den Rücken zu kassieren."

Sie funkelte ihn daraufhin kurz an, erwiederte aber nichts, sondern schritt an ihm vorbei zur nächsten Tür. "Dann kommt!", befahl sie schließlich. "Lasst aber gefälligst von ihm ab."

Kraven, der nun dachte gewonnen zu haben, lächelte wie ein Wolf und funkelte den uner ihm liegenden Diener sadistisch an. Dann ritzte er diesem mit dem Dorn noch über dessen Wange, so dass ein feiner, roter Strich in dessen Gesicht entstand, bevor er von ihm abließ und ihr in die Gänge ihres Anwesens folgte. Lediglich Duwar und ein weiterer Leibwächter folgten ihm und der Herrin, was für den Söldner im Falle eines Kampfes keine Kopfschmerzen bereiten würde.

Der Söldner registerierte, dass die - spärlich beleuchteten und mit dicken Stoffen behängten - Gänge ihn weiter ins Innere ihres Anwesens führten und merkte sich den Weg, für den Fall, dass er dieses Wissen später benötigen würde.

Schließlich betraten sie einen runden, mit Fackeln erleuchteten, aber fensterlosen Raum. Die Wände waren alle sandfarben getüncht, so dass es durch das Fackellicht fast golden wirkte, während die hohe Decke vollkommen schwarz war. In etwa drei Schritt Höhe schien es, als sei dort eine Art Balkon, während eine weitere Tür, mit der Eingangstür die einzigen Zugänge darstellten. In der Mitte des Raumes stand ein Podest mit mehreren, halboffenen Kisten voller Gold, goldener Pokale oder goldenem Geschmeide.

"Bitte Kraven. Bedient Euch und nehmt so viel mit wie ihr heraustragen könnt."

Bei dem Anblick des ganzen Goldes setzte für einen kurzen Augenblick der Verstand des Söldners aus und er stolperte ein paar Schritte in den Raum hinein. So bemerkte er erst viel zu spät, wie sie mit ihren beiden Leibwächtern den Raum verließ und die Tür mit einem lauten Knall zuschlug.

Alarmiert sprang Kraven kampfbereit herum, doch da war niemand. Kein Leibwäschter griff ihn an. Er war alleine in diesem Raum.

"Was soll das?", brüllte er, während er sich genauer umsah.

"Oh, nichts Kraven", hörte er sie antworten, noch bevor sie an den Balkon über ihn trat und auf ihn mit Hass erfülltem Gesicht hinab blickte. "Du hättest sterben sollen, du Bastard! So wie all die anderen! Schnell und schmerzlos!"

"Du ...", knurrte der Söldner und schaute sich nach allen Seiten um, nach einer Lösung aus dieser Falle. "Komm herunter und stell dich! Dann zeige ich dir und dienen Marionetten was ein wirklicher Kämpfer kann!"

"Für deine Unverschämtheiten, mein lieber Kraven", ging sie überhaupt nicht auf seine Worte ein. "Für eine Unverschämtheiten wirst du nun leiden. Lange leiden, das verspreche ich dir!"

Pah!, dachte sich der Söldner nur, als die andere Türe langsam nach oben gezogen wurde. Sollte sie mal ihre Diener schicken, denen würde er es schon zeigen.

"Du hast geglaubt, dass eure paar Morde und die kleine Illusion schon alles sei, was ich zu bieten hatte. Weit gefehlt, Sklave! Und jetzt ... jetzt spiel schön, Kraven, und sieh, WAS auf Perricum noch zukommen wird und wie groß meine Macht wirklich ist."

Angespannt und kampfbereit spähte der Söldner mit erhobener Axt in das dunkle, sich soeben geöffnete Loch in der Wand. Kraven hatte das Gefühl, als bewegte sich etwas darin. Kam etwas auf ihn zu? Es schine den Gang ihm gegenüber gänzlich auszufüllen.

Schließlich reflektierte sich das Licht der Fackeln in zwei roten, voller Bosheit steckender Augen, während eine riesige, schwarze, mit pervers entstellten, blutunterlaufenen Krallen versehene Tatze sich ins Licht schob.

Als Kraven sah, WAS da langsam, fast genüßlich auf ihn zukam und ihn aus bösen, aber intelligenten Augen musterte, wurde er ganz blass. Er ließ seine Axt fallen, wand sich um und rüttelte an der verrammelten Tür hinter sich. "Lasst mich raus!", schrie er flehentlich und schaute immer wieder gehetzt über seine Schulter. "Bitte!"

"Was ist los, Kraven?", verhöhnte sie ihn noch. "Ich dachte mir, dass du vielleicht zum Esseb bleiben möchtest."

Kraven der einsah, dass ihm niemand die Tür öffnen würde, drehte sich langsam zu dem Untier um. So sah er noch, wie sich das riesige Wesen zum Sprung bereit machte und sein Schrei in einem riesigen, mit riesig scharfen Zähnen bewehrten Maul abrupt endete.

Sie beobachtete dies genau und genüsslich. So sollte es allen gehen, die sich ihr und ihrer Herrin in den Weg stellen würde.

Schließlich, als es schien, das ihr Haustier mit seiner Mahlzeit fertig war, wand sie sich von der grausigen Szenerie ab. Noch im Gehen befahl sie einem Diener unten sauber zu machen. Sie selbst hatte noch zu Feiern ... Da waren oben, in dem halbwegs öffentlichen Bereich ihres Anwesens noch einige junge Adlige, die sie stärker an sich binden musste ...



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Texte der Hauptreihe:
Pra 1034 BF
In der Höhle der Bestie
Erkenntnisse


Epilog

Zurück im Kloster
Autor: Eslam