Geschichten:Trügerischer Schein - Teil 6: Das Grauen erwacht wieder IV

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Dramatis Personae:

Salva Charissia von Bleichenwang, Erbin des Junkertums Ochsweid

Roderick von Isenbrunn, Vogt der Baronie Gnitzenkuhl

Gerion von Keres, Edelmann und Magier

Leomara von Keilholtz, Ritterin


Das Grauen erwacht wieder

Anfang Praios 1034 BF, Baronie Gnitzenkuhl


Salva kniete sich runter zu dem toten Rind und begutachtete es ausgiebig, dabei tastete sie fachmännisch vorsichtig einige Partien des zum Teil stark verkohlten Tieres ab. Die Beteiligten erkannten, dass sich die Hohe Dame augenscheinlich mit der Anatomie der Darpatrinder bestens auskannte. Am Hals hielt sie inne... „Bei Boron!“ murmelte sie kaum für die anderen verständlich, die ihr stumm gefolgt waren. Die stets in borongefälligem schwarz gekleidete Ritterin richtete sich wieder auf. „Diesem Rind wurde die Kehle durchgeschnitten, ich konnte den Schnitt eindeutig fühlen...“

"Dann klingt das doch eher danach, daß hier mindestens ein Magier tätig war", bemerkte Gerion. "Doch diese Spuren ...?" Wenn er sich nicht irrte, fanden die meisten Vorfälle in der Nähe von Wasserflächen statt. Er konnte das Gefühl nicht loswerden, daß doch eine übernatürliche Wesenheit hier eine Rolle spielte. 'Vielleicht ist es sogar ein Wasserdrache?', dachte er. Der Magier wandte sich wieder an die Ritterin. "Leomara, habt Ihr diese ominöse Auftraggeberin ausfindig machen können?" Die Ritterin verneinte. "Vielleicht sollten wir versuchen sie aufsuchen", meinte der Magier.

„Hm,“ Salva dachte angestrengt nach, „Fassen wir zusammen, den Rindern wurde augenscheinlich die Kehle durchgeschnitten... aber zu welchem Zweck? In einigen Kulturen ist dies eine Schlachtungsmethode – das Ausblutenlassen – aber es wurde kein Fleisch entnommen... die Verkohlung der Rinder diente offensichtlich der Vertuschung von Spuren...“ Sie wandte sich nun Gerion zu. „Wozu braucht ein Magier oder eine magsiche Kreatur Blut, Wohlgeboren?“

Auf Salvas Frage, wozu eine magische Kreatur Blut benötigte, fiel Gerion sofort ein Wesen ein und er wandte sich an die junge Frau. "Vampire trinken Blut", antwortete er.

"Andererseits gibt es da noch eine Möglichkeit." Gerion blickte finster auf die Kadaver herab. "Es gibt eine Möglichkeit mit fremden Blut zu zaubern. Menschliches Blut ist höherwertiger, doch man kann auch tierisches Blut verwenden. Allerdings ist das strengstens verboten - zumindest die Anwendung mit menschlichen Blut ..."

„Ein Magus der Blut benutzt?“ echote Leomara gedankenverloren. „Ich wäre jetzt wegen der Schnittverletzungen an der Kehle eher darauf gekommen, dass es die gleichen Täter waren wie damals.

Die Sache mit dem Schaf drüben am Ufer in Bergthann, du erinnerst dich Vater?“

Der Vogt nickte.

„Der Jäger Kor’win hatte damals auch schon vermutet, dass mehr dahinter steckt, eventuell auch ein Magus, allerdings erst nachdem er den Turm gesehen hatte. Könnt ihr, also ich meine könnt ihr SEHEN ob dieser Magus mit einem Dämon im Bunde stand? Das wäre schon von Interesse, am Ende sollten wir gar unseren Tempelvorsteher Korbor von Wasserbug zu Rate ziehen?“

"Bis zur Rückkehr Borbarads konnte man sagen, wenn es ein Dämon gibt, gibt es auch einen Beschwörer", antwortete Gerion. "Doch seitdem gilt das leider nicht mehr. Nun gibt es etliche Dämonen, die in dieser Welt gebunden sind, und sich mehr oder weniger offen bewegen können. Falls es ein Dämon ist - ich meine falls - dann könnte es aus der Blutigen See den Darpat heraufgeschwommen sein.

Und wenn wir es mit einem Magier zu tun haben ... nun, ob er einen Pakt eingegangen hat, können wir nur herausfinden, wenn wir ihn gefunden haben. Aber er muß dafür nicht unbedingt im Bunde mit ihnen stehen.

Da hier Reste von Magie zu finden waren, gibt es auf alle Fälle ein Wesen, das Magie wirken kann, ob es nun ein Magier oder etwas anderes war kann ich noch nicht sagen. Allerdings schadet es nicht den Geweihten zu informieren", ergänzte Gerion.

Wenig begeistert ob dieses Ratschlages schaute Leomara ihren Vater an. „Ja…“ meinte dieser schlicht „das werde ich übernehmen. Unverzüglich soll sich Hochwürden auf den Weg machen und zu euch stoßen. Ich muss ohnehin schauen, dass ich auf Burg Friedburg bleibe für den Fall, dass noch mehr Meldungen eingehen. Ich habe die Vermutung, dass seit der Namenlosen Tage die Widersacher wieder an Kraft gewonnen haben- warum auch immer…“ Düster blickte er nur kurz auf die Kadaver bevor er Salva ansprach. „Wohlgeboren, richtet eurer Frau Mutter die besten Wünsche aus und übermittelt ihr, dass Leomara von Isen… ich meine, dass Ritterin Leomara wieder ihr Bestes gibt euch bei der Aufklärung der Sache behilflich zu sein.“

Jetzt fasste er wieder alle in den Blick. Wobei Leomara ihn gereizt musterte.

„Es mag sein, dass aus mir der Wunsch spricht, dass es sich hier nicht um Dämonen handelt, doch mir erschließt sich der Sinn nicht, weswegen man Rinder tötet und anschließend ansengt. Welche Kreatur verlangt derartige…äh Handlungen? Bestenfalls hat man mit diesem Schnitt versucht sie schnellst möglich zu töten. Zumindest verfährt man bei der Jagd so.“ Resigniert schaute er auf die besudelten Hände, die er begann im Grad abzuwischen. Doch schon bald sprach er weiter.

„Schon diese aberwitzige Situation am Turm Riedwacht in Bergthann, wo man diese unmöglichen Burschen angeheuert hatte um die Taten am Turm zu vertuschen…es wirkt so…dilettantisch so…!“ Roderick von Isenbrunn hob hilflos die Arme.

„Leomara ich brauche mehr Infromationen. Aus allen Baronien entlang des Darpat muss man Wissen und Spuren sammeln, vielleicht ergibt es in der Summe ja ein Bild? Aber hier werden immerhin noch zwei Männer vermisst. Ihr habt darüber sinniert, mit welcher Art von Blut man was erreichen kann, ich hoffe ja nicht, dass man es erst mit den Rindern versucht hat, und dann als die Hirten dazu kamen…!“ Er ließ diesen Satz taktvoll unvollendet, doch jedem war klar was er damit andeuten wollte. „Mögen die Götter mit euch sein, ich werde bis auf Weiteres auf der Friedburg weilen, bitte informiert mich, wenn es Neuigkeiten gibt.“

Roderick ging rasch zu seinem Ross und saß auf.

"Hochgeboren", sprach Gerion den Vogt an bevor er losritt. "Könnt Ihr meine beiden Männer hierherschicken?"

"Selbstverständlich, Wohlgeboren." Mit diesen Worten ritt er in Richtung der Stadt davon.

Salva erhob ihre Stimme. „Da ich mich verantwortlich den Hirten gegenüber fühle, hüteten sie doch die Rinder meiner Familie, würde ich vorschlagen nach eben jenen zu suchen.... zumindest sollte ihr Nachtlager aufzufinden sein.... dort lassen sich vielleicht weitere Spuren sicherstellen. Möchten die Herrschaften mich begleiten oder habt Ihr andere Pläne?“ Salva schaute zu Gerion und der Isenbrunnerin.

Gerion würde gerne diese Auftraggeberin finden, doch vielleicht führte die Spur der vermissten Hirten ja genau zu ihr? Und vielleicht konnte man die Hirten sogar noch lebend auffinden?

"Ich werde mich Euch anschließen, Wohlgeboren", sprach er zu Salva. "Doch ich würde vorschlagen, daß wir uns nicht weit von hier entfernen, bis meine Männer zu uns aufgeschloßen haben."

„Das Lager der Hirten wird mit Sicherheit in der Nähe sein... so werden uns Eure Männer sicherlich finden.“ Nachdem auch Leomara Salvas Vorschlag eingewilligt hatte, machten sich die drei Adligen auf die Suche nach dem Nachtlager der Hirten.



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Texte der Hauptreihe:
Pra 1034 BF
Das Grauen erwacht wieder IV
Das Grauen erwacht wieder III


Kapitel 9

Das Grauen erwacht wieder V