Geschichten:Trügerischer Schein - Teil 47: Unterwegs II

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Dramatis personae:


Baronie Gnitzenkuhl, Praios 1034 BF


...

„Vielleicht solltest du einmal zu einem Medicus gehen. Es klingt fast als hättest du dir eine Krankheit eingefangen. Dumpfschädel oder so etwas? Ich habe mir sagen lassen, dass der Biss von Sumpfgetier krank machen kann.“ Tatsächlich hatte Kapitän Hakon auf ihrer Fahrt etwas von agressiven Stechmücken erzählt die bei diesem schwülen Wetter zu Scharen im Schilf lebten. „Vielleicht sind es auch Nachwirkungen von unserem Ausflug in den Wall. Wer weiß schon, was man sich bei den Ferkinas alles holen kann.“

Zunächst glaubte der Greifenfurter Ritter seine Gemahlin wäre eingeschlafen, war doch zunächst nichts von ihr zu hören. Nicht einmal ihre übliche Litanei, dass nicht alles aus dem Wall schlecht war blieb aus. Doch mit einem Mal kam Bewegung in sie. In beachtlicher Geschwindigkeit richtete sie sich auf und schaute ihn alarmiert an.

‚Krankheit? Eingefangen im Wall…!‘ Ihre Gedanken begannen wilde Runden um diese Worte zu drehen. Durch das ruckartige Aufrichten war ihr schon wieder leicht schwindelig geworden, sodass sie sich die Augen kurz mit der Hand zuhielt und den Kopf kurz auf den Knien ablegte, bis die Sterne wieder weg waren, die lustige Reigen vor ihr tanzten.

„Ich..ich glaube du hast recht!“ Mühsam rappelte sie sich auf. Sie war ziemlich blass um die Nase als sie dies tat. „Es wird wohl das Beste sein, wenn ihr beide hier weiter reitet, ich mache mich auf nach Gnitzenkuhl, und…schaue, dass man mich…untersucht. Essen sollte ich auch etwas, heute Morgen war mir nicht danach!“

Überrascht von ihrer plötzlichen Aufbruchsstimmung kam Unswin nicht einmal dazu Leomara den Arm zu reichen um ihr behilflich zu sein. Zweifelnd sah er zwischen seiner Frau und ihrem Knappen hin und her, als er überdachte was sie gerade vorgeschlagen hatte.

Leomara von Keilholtz wurde ganz heiß bei dem Gedanken daran, was dies alles zu bedeuten haben könnte. Sie musste jetzt dringend mit einer Frau reden. Einer die genügend Erfahrung und Sachverstand mit so etwas hatte.

„Du willst jetzt allein zurückreiten und ich soll Thorondir mit mir nehmen? Das ginge sicherlich. In ein paar Stunden bist du zurück in der Stadt, da könntest du auch allein reiten. Aber mir wäre wohler wenn du ihn mit dir nimmst, falls es dir unterwegs schlechter geht. Wenn es doch eine Krankheit ist will ich nicht riskieren, dass du irgendwo auf einem einsamen Feld vom Pferd kippst. Bis morgen Abend habe ich unsere geplante Runde abgeschlossen und komme nach.“

Er hatte einerseits recht, was wenn es nicht das war, was ihr eben erst gedämmert war. Aber was, wenn er auf eine Spur stieß?

Die Sorge stand dem Ordensritter deutlich ins Gesicht geschrieben, während er aufmerksam seine Frau betrachtete. Von der Seite kam Leomaras Knappe und führte die Pferde herbei, da er die Bewegung der beiden als Zeichen zum Aufbruch gedeutet hatte.

„Gut, meinetwegen kann ich mit ihm reiten, aber wie steht es mit deiner Order nie alleine unterwegs zu sein?“

Sie lächelte ihn an, wobei ihre Art mit ihm ihre Spielchen zu treiben durch schien, wie ein Praiosstrahl an einem düsteren Tag. Ihr Gesicht wirkte wieder um einiges gesünder und in ihren Augen blitzte der Schalk auf.

„Da musst du dir keine Sorgen machen. Es ist mehr eine aus Vernunft geborene Maßnahme als eine feste Ordensregel. Alfred ist diesmal auch allein aus Schwertwacht gekommen. Unter diesen Umständen halte ich es wirklich für vernünftiger wenn Thorondir bei dir bleibt.“

Ungeduldig sprach sie weiter: „Glaub mir…, ich reite ja nicht durch unwegsames Gelände, da werde ich schon sicher ankommen, bin ja kein kleines Kind mehr, eh?“

„Ich bin mir deines Alters durchaus bewusst.“ Unswin konnte es sich nicht verkneifen ein wenig zurückzusticheln und grinste sie lausbübisch an.

Thorondir warf den beiden derweil fragende Blicke zu, hatte er doch nicht mit bekommen was das frisch vermählte Paar eben noch getuschelt hatte. Doch dass es scheinbar um ihn ging zeigten ihm die Blicke Unswins.

Der Ordensritter hatte schließlich eine Entscheidung gefällt. „Thorondir reitet mit dir Leomara. Wenn du dich krank fühlst sollten wir kein unnötiges Risiko eingehen. Ich reite weiter, übernachte bei dem Freibauern zu dem wir wollten und werde morgen Abend zurück in Gnitzenkuhl sein. Sollte ich wider Erwarten auf etwas stoßen, werde ich direkt zurückreiten und Verstärkung holen.“

Sie schüttelte ungläubig den Kopf über diese in ihren Augen unnötige Vorsicht, aber sie hatte keine Lust mit ihm zu streiten. Schließlich hatten sie sich erst gestern wieder gesehen.

„Wie der Herr Ritter befiehlt.“ Dann ging sie rasch zu ihm hin und küsste ihn so leidenschaftlich, dass ihr Knappe errötend den Kopf abwendete.

„…und wehe du läßt mich zu lange warten!“ flüsterte sie ihm danach ins Ohr, bevor sie Thorondir die Zügel aus der Hand nahm, und gemächlich auf stieg.

Unswin, der spürte wie Leomaras ungestümer Kuss zu einer Reaktion seiner Lenden führte, nahm die Zügel seines Pferdes ebenfalls entgegen. Jedoch saß er nicht sofort auf, da ihm dies in diesem Moment recht unangenehme Schmerzen bereitet hätte. Leomaras Grinsen als er ihr zum Abschied winkte ließ ihn ahnen, dass sie genau das beabsichtigt hatte. Trotzdem hatte sie mühelos erreicht, dass er sich schon jetzt nach dem Abend des nächsten Tages sehnte, waren ihre letzte Worte in seinen Ohren doch mehr ein Versprechen denn eine Drohung gewesen.



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Texte der Hauptreihe:
Pra 1034 BF
Unterwegs II
Unterwegs


Kapitel 52

Der Tod kommt Nachts I