Geschichten:Trügerischer Schein - Teil 40: Zum Entermesser

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Dramatis personae:


Markgräflich Perrinmarsch, Perricum-Stadt, Hafen, Taverne Zum Entermesser, Praios 1034 BF


Nachdem sich die Nebachoten von Harben verabschiedet, und Ri'djeto sowie Kain wieder eingesammelt hatten, machten sie sich auf den Weg zum Entermesser, um dort Nedarna und Gerion zu treffen.

Auf dem Weg dahin verriet Kor’win Al’Arik und den anderen beiden, dass er schon einen Plan hätte, die genannte und geheimnisvolle Kontaktperson der blutigen Schmugglerbande anzugehen und Informationen aus ihr herauszuquetschen. Für diesen Plan benötigten sie allerdings die Raulschen Nedarna und Gerion, da dabei gegebenfalls auch die Überzahl eine Rolle spielte. Der Edle aus Feshaven war zunächst zwar darüber überrascht, dass der Kopfgeldjäger die Hilfe der beiden anderen in Anspruch nehmen wollte, sah dann aber zähneknirschend ein, dass sie zur Not als menschlicher Schild oder zum Verwirrung stiften gut sein könnten.

Der Plan bestand darin, dass Kor’win und Al’Arik die Zielperson direkt, bei ihrem täglichen Besuch in der Kaschemme Bluthai aufsuchen und kontaktieren würden. Dort hielt sie sich jeden Tag auf zwecks Auftragsannahme und „Glücksspiel“, so sagte es zumindest Harben.

Kain würde die ganze Aktion vor der Tür zum Rückzug sichern, nachdem er und Ri’djeto dafür Sorge getragen hatten, dass die Pferde etwas außerhalb der Stadt auf sie warten würden. Ri’djeto und die beiden Raulschen sollten sich im Schankraum unter die Kunden mischen.

Natürlich bedeckt und bereit auf jedwede Eventualität zu reagieren. Sobald Ri’djeto den Raum betrat, würden die anderen Bescheid wissen, dass es nun begann.

Sobald Kor’win und Al’Arik mit dem Gesindel am Tisch saßen, sollten diese sich darum kümmern die Person „auszuschalten“ und sie als betrunken ab zu tun, um sich dann mit ihr aus der Taverne zu begeben.

Wenn dies jemand verhindern wollen würde, sollten die beiden Raulschen und Ri’djeto einschreiten und sich am besten ohne großes Aufsehen, notfalls aber auch mit Gewalt darum kümmern.

Falls dies wieder Erwarten nicht funktionierte, würde Plan B, die Offensive starten, dabei lächelte Kor’win erheitert.

Draußen war dann schnellstmöglich der Rückzug geplant, um die Person zur Befragung in ein von Kor’win genanntes Versteck schaffen.

Al’Arik hätte am liebsten sofort Plan B in Kraft treten lassen, nickte das Ganze aber ab, da er davon ausging, das die beiden (Kopfgeld-)Jäger deutlich mehr Erfahrung mit solchen Dingen hatten, auch wenn er das Gelingen der Aktion irgendwie bezweifelte. Immerhin sonst hatten sie es eventuell mit einer oder ein paar Zielpersonen zu tun gehabt, diesmal würden sie sich jedoch mit einer Organisation anlegen. Da kam es vor allem auf Schnelligkeit an.

Den restlichen Weg zum Entermesser besprach man noch einige Details. Vor allem die genauen Positionen der einzelnen Mitstreiter.

Die Taverne Zum Entermesser war eine heruntergekommene Spelunke und Treffpunkt von allerlei lichtscheuem Gesindel und Schmugglern. Wer hierher kam, war entweder sehr verzweifelt, stand mit dem Gesetz im Konflikt oder brauchte dringend Geld. Manchmal trafen auch alle drei Punkte zusammen. Im Entermesser angekommen, jene Kneipe war noch recht leer, sah man schon Gerion und Nedarna an einem Tisch, nahe eines Fensters sitzen. Diese beachteten die Nebachoten, wie abgesprochen, vorerst nicht. Kor’win und die beiden anderen setzen sich an einem Tisch, bestellten etwas zu trinken und taten so, als würden sie auf jemanden warten. Dann, nach kurzer Zeit ließen sie ihre halb ausgetrunkenen Krüge stehen und erhoben sich, um die Spelunke zu verlassen. Auf dem Weg nach draußen gaben sie den Raulschen einen Wink ihnen unauffällig zu folgen.

Der alte Nebachote führte sie alle nur ein paar Gassen weiter in einen dunklen Hinterhof. Dort klopfte er an die windschiefe Tür eines Schuppens, der gerade so aussah, als würde er unter dem Klopfen zusammenbrechen. Nach nur wenigen Augenblicken wurde die Tür jedoch geöffnet und Kor’win trat ins Dunkle, gefolgt von Kain, den anderen beiden Nebachoten und schließlich, wenigen Augenblicken später, auch von Nedarna und Gerion.

Das Innere des Schuppens war ein einfacher, spärlich oder besser gesagt ärmlich eingerichteter Raum. Um die offene Feuerstelle inmitten des Raumes lagen zwei verfilzte und vor Deck starrende Decken. Ein halb angerosteter Topf hing über der erkalteten Feuerstelle, während in einem alten Regal ein paar Tiegel standen. Doch all das schien nebensächlich zu sein, begrüßte die Besitzerin dieses Heimes den alten Korwin doch recht herzlich. Das alte Weib mochte wohl zehn bis fünfzehn Götterläufe älter sein als der Jäger und schien auf einem Auge blind zu sein. Die Vettel steckte in einfachen, verdreckten und mehrfach geflickten Kleidern, besaß aber trotz des Alters eine stolze Haltung. Schließlich lud sie auch die Begleiter Kor’wins ein näher zu treten und es sich soweit bequem zu machen wie es eben ging. Die beiden Becher die sie besaß füllte sie mit – leicht müffelndem - Wasser und reichte diese zunächst Nedarna und Gerion. Dann entschuldigte sie sich kurz, dass sie ihnen nicht mehr anbieten könne, was Kor’win jedoch sogleich unterbrach, und verabschiedete sich dann, so dass die kleine Gruppe unter sich war.

Gerion roch kurz an seinem Becher stellte ihn aber sogleich auf einem kleinem Tischchen ab ohne auch nur einen Schluck daraus zu trinken.

Mit einem Nicken hatte die Ritterin der Frau gedankt. Sie führte den Becher zu ihren Lippen und nippte daran. Ob sie jedoch von dem Wasser getrunken hatte, war nicht erkennbar.

Al’Arik hatte sich auch diese Gasse gemerkt, wer weiss wozu soetwas noch gut sein könnte. Er sinierte noch kurz darüber nach, dass Kor’win und Kain augenscheinlich gute Kontakte in alle verschiedene Richtung hatten und ob es besser war sich die beiden warm zu halten oder sie zu meiden. Dann ging man aber auch schon dazu über sich gegenseitig zu informieren.

So berichtete man sich zunächst einmal gegenseitig und kam zu dem Entschluss, dass ihre Ergebnisse mehr als nur gut zusammen passten und man ging somit sofort dazu über den Plan Kor’wins durchzugehen und den Ablauf möglichst genau zu besprechen. Dabei fiel auf, dass die beiden Jäger vor allem auf die Rollen der anderen eingingen, während sie selbst anscheinend bereits wussten, was der jeweils andere zu tun hatte.

Nach einiger Zeit – die Dunkelheit war mittlerweile über Perricum hereingebrochen - waren alle recht zufrieden mit ihren Rollen, nur Nedarna und Gerion, die sich zu zweit, als kleine Gruppe, in den Bluthai begeben sollten wurden nicht so ganz das Gefühl los, dass die Nebachoten ihnen eher eine Aufgabe übertrugen, bei denen sie nichts "kaputt" machen konnten, auch wenn sie dies nicht wirklich an etwas festmachen konnten.

Als alles besprochen war, teilte man sich auf und ging seiner Aufgabe nach.

Zunächst war es wichtig, dass man die Pferde aus der Stadt schaffte, wollte man in der Nacht nicht am Stadttor unangenehmen Fragen ausgesetzt sein, die gegebenfalls sogar kostbare Zeit in Anspruch nehmen würde. Zeit, die ihren Feinden die Augenblicke verschaffen könnten, die sie brauchen würden, um sie innerhalb der Stadtmauern zu finden ...

Gerion zweifelte zwar, daß es nötig sei, die Stadt sofort zu verlassen, nachdem sie den Bluthai besucht hatten, aber er beschloß, die Vorschläge (denn als solche betrachtete er es) der Nebachoten zu befolgen und die Pferde aus der Stadt zu bringen. Nedarna schloss sich ihm ohne zu Zögern an. Sie wusste dass ihr Pferd seinen eigenen Schädel hatte und sich nicht ohne weiteres von Gerion aus der Stadt führen lassen würde. Anschließend begaben sich die beiden zum Bluthai.

Nedarna gab Gerion noch einen schäbigen Mantel, den er sich überwerfen konnte. Kein Wunder, daß sie ihn ausrauben wollten, dachte sie. So edel wie er gekleidet ist. Er würde im Bluthai mit Sicherheit alle Blicke auf sich werfen und alle würden sich fragen, wie viel Geld - kein Kupfer oder Bronze - sondern wie viel Gold er in seinen Taschen hatte ... Sie selbst trug nun weder Wappenrock noch irgendein sonstiges Erkennungszeichen. Ein abgetragener Mantel verbarg den Blick auf ihr Kettenhemd.





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Texte der Hauptreihe:
Pra 1034 BF
Zum Entermesser
Harben von Meilersgrund


Kapitel 45

Im Bluthai I