Geschichten:Trügerischer Schein - Teil 26: Ein Schiff wird kommen III

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Dramatis personae:


Baronie Haselhain, Dorf Gaulsfurt, Praios 1034 BF


...

Rash’ijd starrte den Sturmfelser unverwandt böse an, hielt sich aber zurück, ballte stattdessen die Faust so dass sie ein hartes Knacken von sich gab und hoffte auf die erneute Fürsprache der Baroness.

Lyns Blick wurde finster und noch ehe der Sturmfelser weiter sprechen konnte fuhr sie ihn an. „Er ist der Untergebene eines nebachotischen Barons und sollte als solcher zuerst die Sprache seines Herrn und seiner Heimat sprechen! Und wie ihr Euch sicher bewusst seid befinden wir uns hier im nebachotischem Teil Perricums. Und ganz ehrlich, bei einem Ammayin ist mir, egal in welcher Sprache er spricht, solange er Seite an Seite mit mir kämpft!“ Wie immer wenn sie wütend wurde kam ihr albernischer Akzent stark durch und da Lyn sich zu voller Größe aufrichtete war auch ihr thorwalsches Erbe nicht zu übersehen.

Ruhig erwiderte der Kapitän den Blick der Baroness. „Wie könnte ich Euch widersprechen, Hochgeboren. Dies ist die Markgrafschaft Perricum. Eine von vielen stolzen Provinzen im Reiche Rauls. Die Sprache der Krone, der wir doch alle dienen, war dabei noch stets das Garethi.“ Der Sturmfelser blickte erst Lyn und dann die übrigen fragend an. „Oder erinnere nur ich mich nicht an einen Nebachoten, der die Krone trug?“

Kühl entgegnete die Baroness „Die Sprache der Krone mag Garethi sein, doch die Sprache des Volkes ist die, die aus ihren Herzen spricht.“

Rash’ijd fühlte sich zutiefst gedemütigt und bloßgestellt. Jetzt konnte man unverhohlenen Hass in seinen Augen sehen. Und auch wenn sich die Baroness für ihn einsetzte, schaffte er es nicht eine scharfe nebachotische Beleidigung in Richtung des Sturmfelsers zu schleudern, wobei man nur den ersten Teil wirklich verstand, da Rash’ijd sich recht schnell wieder besann und den Rest dann eher halbherzig und für sich gesprochen wiedergab. „A’da nara Tar BarBarben– ha’ka a Shar ada’na Taran, e’da ah puh’a!“ (Blutloser Hundesohn, dessen (engste) Familie kein Herz hat, ich spuke auf euch/dich! - für die die hartes, sehr umgangssprachliches „Gossennebachotisch“ verstehen)

Thurbold hob überrascht die Augenbraue als er meinte im Flüstern Rash'ijds Beleidungen erkannt zu haben. Leider war sein Nebachosja mehr als dürftig, daran hatten auch die nun 5 Jahre in Brendiltal nichts geändert.

Lyn zuckte merklich zusammen, doch dies war jetzt ein Thema zwischen Rash’ijd und dem Sturmfelser, in das sie sich nicht einzumischen gedachte.

Hakon hatte schon eine Erwiderung auf der Zunge gelegen. Bei Praios! Es war es doch nicht am Volk, solche Dinge zu entscheiden. Aber die Worte des Nebachoten waren eindeutig zu viel. Was erdreistete sich dieser Kerl eigentlich? Beherrscht, wie er in der Marine gelernt hatte, aber mit deutlich mehr Schärfe als noch zuvor antwortete er dem Kerl. ‚Zeigt nie Eure Erregung, das verunsichert nur die Mannschaft’, hatte sein erster Kapitän ihnen immer wieder eingebläut. „Bei Travia, wenn Ihr einen Mann beleidigen wollt, dann klärt es mit ihm. Meine Mutter starb in der Nacht des brennenden Himmels. Mein Vater diente der Fürstin als ihr Jagdmeister und kämpft noch mit weit über 60 um seine Heimat, wie er es schon gegen den Oger tat. Mein Bruder hat seitdem Orkkrieg für dieses Reich gefochten. Sie alle haben mehr Herz und Ehre, als Ihr es jemals begreifen könnt.“ Er machte einen Schritt auf den Nebachoten zu. „Wenn Ihr Euch nicht auf der Stelle für Eure Beleidigungen entschuldigt, wird Stahl dies zu klären haben.“ Die Zwölfe sollten seine Zeugen sein. Sobald dies hier vorbei war, würde sich dieser nebachotische Bastard in einem Duell zu verantworten haben.

Rash'ijd schwieg und sah dem Kapitän stur in die Augen. In seinen Gedanken sortierte er die Worte des Sturmfelsers, Stück für Stück, was ihm nicht leicht viel hatte der Seeritter doch recht schnell gesprochen. Dann wägte er seine nächsten Worte genauestens ab und und versuchte sie ins Garethi umzuformen, was ihm ob seiner Erregung noch viel schwerer fiel.
Die ganzen Beleidigungen und Vorwürfe gegen ihn und sein Volk im Laufe des gesamten Gespräches hatte er bis eben geschluckt. Aber das letzte Kommentar diesen eitlen Gockels hatte das Fass zum überlaufen gebracht und er war für einen Moment unbeherrscht gewesen, was an sich nicht seine Art war, sein Schwager Al'Arik hatte wohl doch stärker auf ihn abgefärbt als er dachte. Dieser hätte seinem Gegenüber auch schon längst den Arsch aufgerissen.
Doch ER überlegte immer noch wie er sich am besten und ohne sein Gesicht zu verlieren aus der Situation retten konnte, zumal diese ein Duell nicht gerade begünstigte. Sie waren mitten in einem Fischerdorf, um sie herum aufgeregte Leute, die nebachotische Familie die schon ahnte wessen Leiche dort gerade ans Ufer gebracht wurde und viele Gründe mehr. Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der sich der Sturmfelser und der Rabenstocker unentwegt in die Augen gestarrt hatten und Rash'ijd die Ungeduld seines Gegenübers und der Umherstehenden schon förmlich spüren konnte, sprach er langsam und ruhig, aber mit einem leisen Beben in der Stimme, letztendlich die Worte aus die der so mühevoll in seinem Kopf geformt hatte: „Szu'ärrst, iäcch änt'schuld'igä miäcch szu tiäfst bay äurää Shar (neb.: Engste Familie, Vertraute, etc.), m'är stuant ka'yn Uartayhl übäa syä szu. A'bä stu'and äucch“, dabei sah er auch kurz in die Richtung von Chaantrea, „aouchka'yn Uartayhl übäamiecch uand diä mainän uant yhrä Lo'yall'ität odär yhrä Glaou'bän szu. Szo kämpfän diä Ammayin mainä Shar aouch schoan sa'id Gänara'tyon füar ihrä Marben, Raish uond däs göatt'lychä Alvärann. Viäl'laich szogarr ahn diä Saitä äura Ahn'n. Uoand ghlauppt miä aouch Tar'a Nebachosja (Blut der Nebachoten) floass mähhr uals szu gänugä füar da'ss Raish, auls duas mainä Fähla yn Garätty diäs ien diä Shat'tän ställän kön'tä.“
Zufrieden über seinen Monolog schloss Rash'ijd diesen ab und sah dem Kapitän dabei fest und mit einem Blick, den dieser nicht recht zu deuten vermochte, tief in die Augen und wartete auf dessen Reaktion.

Der Sturmfelser hatte einige Schwierigkeiten, das Kauderwelsch des Nebachoten zu verstehen. Das entscheidende hatte er jedoch wohl verstanden. „Wohl an, Rashid von Rabenstock“, Hakon hoffte, den Namen richtig übersetzt zu haben. Vieles konnte er zu Nebachoten sagen, doch als Mann von Stand, würde er seinem Gegenüber nie den Namen oder die Familie absprechen wollen. Er hielt dem Blick des Kriegers stand, als er zu Reden ansetzte. „Ihr habt Euch für Eure Worte entschuldigt und damit eindrucksvoll bewiesen, dass Ihr ein Mann von Ehre seid.“ Er deutete ein leichtes Nicken in Richtung Rashids an. „Was mich betrifft, ist die Sache damit erledigt.“ Seine Augen ruhten noch einen Augenblick auf dem Rabenstocker, ehe er sich wieder den übrigen zuwandte.

Rash’ijd indes ließ es dabei bewenden. Wer dieses „Duell“ gewonnen hatte mußten andere entscheiden.

Lyn nickte Rash’ijd anerkennend zu, wusste sie doch zu gut, dass sie sich in so einer Situation nicht so gut unter Kontrolle gehabt hätte.

Nun wieder an die gesamte Runde gerichtet, fuhr Hakon fort, als sei nichts gewesen. Er hatte nicht vergessen, wo sie stehen geblieben waren, ehe die Auseinandersetzung begonnen hatte. „Das mit der Lanze kann viele Gründe haben. Er mag verfehlt worden sein oder der Augenzeuge hat sich dies nur eingebildet. Doch von was für Todeszügen und Todeswanderern sprecht Ihr? Meint Ihr Untote?“

Als keiner der Anwesenden auf die Frage eingehen wollte, begann zu Thurbold zu sprechen: Nein, die Anwesenheit von Untoten wäre uns nicht entgangen! Doch brachte man vor kurzem einen Mann zu uns, der im fiebrigen Wahn davon sprach, das das Untier die Leichensammler durch Perricum trage um die Seelen der Toten einzusammeln!“

Rash’ijd zog eine Augenbraue nach oben.

„Dem kann man ja wohl kaum Beachtung schenken!? Ich meine was wollte er damit bitte sagen? Wohl kaum, dass ein…Drache auf seinen Schwingen die Toten transportiert? Der Mann war im Fieberwahn!“ Der junge Mann sagte diese Worte einigermaßen im Spaß, doch während er den Satz beendete kam ihm wohl selbst eine Parallele mit Golgari in den Sinn, sodass er errötend das Haupt senkte.
„Das ehemalige Reich des schwarzen Drachen ist nicht fern und die Kirche will sich einst keine Versäumnisse vorwerfen lassen!“ Thurbold begegnete dem forschen Auftreten mit sachlicher Ruhe, wusste er doch von der Zügellosigkeit der Hiesigen, welcher Sie auch wieder gerade eben zur Schau gestellt hatten.

„Doch seid versichert, der Orden weiß um den Wahrheitsgehalt wirrer Zungen!“, fügte Thurbold beschwichtigend hinzu.

Das plötzlich einsetzende Lamentieren einiger Fischerfrauen, die die Ankunft des Leichentransportes beobachtet hatten, ließ ihre Vermutung zur Gewissheit werden. Sequim übersetzte den schwer verständlichen Kauderwelsch der einfachen Frauen. Der verschwundene Fischer war gefunden worden, und ein regelrechtes Geheul und Gejammer, dass von Mund zu Mund im Ort weiter getragen wurde erhob sich.

„Wir sollten sehn, dass wir Land gewinnen, wenn wir nicht mit ihnen trauern wollen!“ fügte der junge Raulsche ernsthaft blickend hinzu. „Ich werde auf unser Gut fahren und anschließend zu Salva von Bleichenwang reiten. Es ist ihre Aufgabe der Familie mitzuteilen, dass die Suche ein Ende hat. Zumindest für sie.“

Die Baroness blickte ebenfalls zu dem Auflauf der Dörfler und dann in die Runde. „Ja, ich denke auch, dass wir zügig weiter reisen sollten. Unser Plan war es ja, nach Gnitzenkuhl zu reisen und das sollten wir dann auch tun.“ Ihr Blick fiel auf die Kutsche und sie fuhr fort „Es wäre dann vielleicht eine gute Möglichkeit gemeinsam über Land weiterzureisen. Oder…“ und sie blickte zu den Zornesrittern und Hakon „… ihr reist mit dem Schiff weiter und wir treffen uns in Gnitzenkuhl.“



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Texte der Hauptreihe:
Pra 1034 BF
Ein Schiff wird kommen III
Ein Schiff wird kommen II


Kapitel 31

Gerion in Perricum
Autor: Jan, Lyn, Nicole R., Eslam, CK, RO, DL, MK