Geschichten:Trügerischer Schein - Teil 21: Kleines Fischerdorf nahe Gaulsfurt

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Dramatis personae:



Baronie Haselhain, Dorf Gaulsfurt, Praios 1034 BF


Der ältere der beiden Nebachoten kniete am Ufer des Darpat, nahe eines einfachen, kleinen Fischerbootes und zerrieb etwas Erde zwischen seinen Händen, den Blick dabei gedankenverloren auf den Darpat gerichtet. Sein Ross graste, gemeinsam mit dem Pferd seines jungen Begleiters, sowie den beiden Packpferden etwas hinter ihm, während der Begleiter selbst gerade das Ufer abzulaufen schien und dabei konzentriert auf den Sand blickte.

Die beiden Nebachoten wurden weitestgehend von den Fischern des Dorfes in Ruhe gelassen. Die erste Neugier der Bewohner wich dann doch dem alltäglichen Trott, zumal die beiden Jäger nichts Besonderes zum Besten gaben. Zumindest stellte die Jäger keine Fallen auf, spitzen auch keine Speere oder bereiteten sich sonst irgendwie darauf vor, das Untier jetzt und hier eine Falle zu stellen und zur Strecke zu bringen. So ließ man sie dann wieder links liegen und ging den eigenen Tätigkeiten nach, was den beiden Jägern nur recht war.

Als der jüngere von beiden schließlich den Kopf hob und sich zum Älteren hin umdrehte schüttelte er nur den Kopf. „Nichts mähr zu erkännen! Die Fischärtrampel habän alläs an Spuren, wuas äs viellaicht mal gegäb‘n hat verwischt, wuenn dies nicht där Dar’at beraits selbst getan hat.“

Der Älterem, der immer noch am Darpat kniete nickte nur und erhob sich dann, während er langsam den Sand durch seine Hände zu Boden rieseln ließ.

Der ältere Nebachote hatte wohl schon mehr als 50 Sommer gesehen, besaß ein vom Wetter gegerbtes Gesicht und den stolzen, aufmerksamen Blick eines erfahrenen Kriegers. Seine recht einfach gehaltene Kleidung nach nebachotischer Art sah schon recht gebraucht aus, bestand allerdings aus sehr gutem und festen Material, so dass man annehmen durfte, dass er aus besseren Verhältnissen stammte. Meist war Kor’win Beshir’a Danal han Bahr ai Danal (Korwin von Brendiltal) mißmutig gelaunt und sehr wortkarg, ganz besonders, wenn er annahm, dass ihn jemand an der Nase herumführen wollte.

Der jüngere Nebachote zählte wohl noch nicht ganz 30 Götterläufe, hörte auf den Namen Kain aus Brendiltal und war der Adoptivsohn Kor’wins. Er war hoch gewachsen, sah sehr gut aus und besaß den Körperbau eines erfahrenen Kriegers, sowie die Kraft und Ungeduld der Jugend und das manchmal auch selbstüberschätzendes Selbstvertrauen, dass den Nebachoten so oft nachgesagt wird. Gewöhnlich glich er das, was sein Mentor an Worten den Tag über einsparte, mit eigenem Gerede aus. Gerade wollte er etwas erwidern, als die beiden bemerkten, wie sich eine, kleine und für dieses Örtchen recht ungewöhnliche Gruppe aus dem kleinen Fischerdorf den beiden näherten.

Während Kain sich etwas aufplusterte, als er sah, wie viele Frauen sich unten den Neuankömmlingen befanden, verfinsterte sich die Miene Kor’win, der nun befürchtete, dass die bisherige Ruhe ein Ende hatte. Etwas ins Grübeln geriet er, als er den roten Schopf Lyns ni Niamad von Brendiltal, sowie das Gesicht des Raubeins Al’arik erkannte. Sollte etwa sein Marben (Baron) Eslam die beiden hierher entsandt haben? Aber wieso dann ausgerechnet Al‘Arik? Falls ja, müßte er mit ihnen zusammenarbeiten, was ihn nicht wirklich glücklicher machte, war er es doch gewohnt alleine mit Kain zu arbeiten.

Wie gewöhnlich hielt sich der ältere Nebachote zurück und überließ dem Jüngeren das Sprechen. „Gäste, wie?“ Meinte dieser auch gleich, als die Neuankömmlinge soweit heran waren, dass sie ihn hören würden, ohne dass er zu Schreien beginnen müßte. „Die Gettär zum Grußä, wuas vär’schuafft uns die Ähre, duass uns die ädle Mar’olum (Edle(r)/Prinz(essin)) han Beshir’a Danal besucht, zumal sie untär däm Schutz däs ädlen Ammayin Al'Arik han Kur'barun zu stähen schaint?“ Kain sprach recht charmant und deutete eine Verbeugung an, während er auf eine Erwiderung wartete. Die Begleiter der beiden Angesprochenen kannte er noch nicht und da er auch keine sonstigen Wappen oder Farben erkannte, beließ er es zunächst dabei.

Die Angesprochene hatte schon beim näher kommen festgestellt, dass ihr die beiden Männer irgendwie bekannt vorkamen. Sie war sich sicher, dem Älteren der beiden auf der Hochzeitfeier Au’rels vorgestellt worden zu sein und da sie wusste, dass Kor’win sich auch auf der Suche nach dem Ungeheuer befand, war sie sich recht sicher, dass es sich bei den Jägern um Kor’win und Kain handelte. Gewissheit erhielt sie dadurch, dass der jüngere der Beiden sie ansprach. „Die Götter auch mit Euch.“ Sie nicke knapp sowohl Kain als auch Kor’win zu. „Immer mehr Gerüchte um das Untier erreichen Brendiltal und beunruhigen den Marben. Dieses Land ist nun meine Heimat und ich bin aufgebrochen, um Leomara von Gnitzenkuhl meine Hilfe im Kampf gegen das Untier anzubieten. Doch bin ich sehr erfreut, Euch hier zu finden. Es scheint ja fast, als hätte das Biest erst vor kurzem hier gewütet. Konntet ihr schon etwas genaueres herausfinden?“

„Leomara raitet wiedär? Ich dachtä sie ist mit andären ‚Dingän‘ beschäftigt…“, fragte Kain nur verwundert, ohne dabei seinen schelmischen Gesichtsausdruck zu verbergen. Doch noch eher er weiter fortfahren konnte, plusterte sich auch Al’Arik auf, allerdings aus dem Grund, dass sie nun endlich in die Gesellschaft von seines Gleichen kamen und diese ihn sogar entsprechend empfingen. Er kannte die beiden flüchtig. Sie waren als große Jäger unter den Seinen bekannt. Und so begrüßte er sie, unhöflich gegenüber den Raulschen, auf Nebachotisch (direkt übersetzt): „Die Götter zum Gruße und Kor, großer Krieger und Jäger, sei mit euch, Kor’win und Kain von Brendiltal, die ihr weit bekannt seid als große Jäger der Babur Nebachosya. Es freut mich euch hier zu sehen, mit euch an der Seite werden wir dieses Ungeheuer mit Leichtigkeit zur Strecke bringen. Was konnten eure viel gerühmten, scharfen Sinne hier zu Tage bringen?“ Al’Arik sah kurz zum Boot, stockte in seiner blumigen Ansprache und sagte dann verwundert, wieder auf Nebachotisch, da er nicht so schnell umschalten konnte: „Es hat gar keine Branntspuren.“

„Du huast äs erfasst!“ Bestätigte Kain, der es genoß zu beobachten, wie die Neuankömmlinge das Gesehene verarbeiteten und was für Schlüsse sie eventuell daraus ziehen würden.

Gerion war ein wenig verärgert, daß man ihn bisher nicht vorgestellt hatte, doch ließ er sich nichts davon anmerken. Als er jedoch das Boot betrachtete, fiel auch ihm auf, daß keinerlei Brandspuren zu sehen waren. Das erinnerte ihn an die Rinder, die bei Seeheim gefunden wurden - ebenfalls verbrannt, ohne daß die Umgebung ebenfalls solche Brandspuren zu sehen waren. Sehr merkwürdig. Aber offensichtlich - nein, jetzt war er sich eigentlich sicher - bestand da ein Zusammenhang.

Er sprach das auch gleich an. "Herrschaften, etwas ähnliches habe ich gestern bereits gesehen. Bei Seeheim in der Baronie Gnitzenkuhl fanden wir verkohlte Rinderleichen, ohne daß in der Umgebung Brandspuren zu finden waren." Er sah in die Gesichter der anderen. Selbst der im Hintergrund stehende Kor’win schien bei diesen Neuigkeiten Interesse zu bekunden. "Es gab dort auch einen ansehnlichen Bach, der in den Darpat fließt und Spuren, welche von einer übergroßen Schlange kommen können. Ich denke aber, daß nicht nur ein Ungeheuer hier sein Unwesen treibt, sondern auch einige finstere Gesellen in dieser Sache mit eine Rolle spielen. Denn den Rindern wurde zusätzlich säuberlich die Kehle aufgeschlitzt und auch ein Bericht über ein Wachturm - man fing damals eben mit der Suche nach einem Ungeheuer an -, das ich in Gnitzenkuhl lesen konnte, berichtet von Handlangern, die von einer Frau angeheuert wurden."

Sequim ließ seine Hand über das Boot gleiten um zu sehen, ob wirklich keine Spuren von Ruß oder Verbrennungen zu finden seien. Ungläubig schüttelte er dann das Haupt.

„Aber es hieß doch, dass das Ungeheuer den Fischer verbrannt hat? Ich meine ist es möglich derart gezielt etwas zu treffen, ohne, dass die Umgebung in Mitleidenschaft gezogen wird? Wohl kaum, oder? Vor allem nicht, wenn es ein Ungeheuer ist, welches Feuer speit- ein Magus könnte das vielleicht, aber so?!“ Es war mehr ein Gespräch mit sich selbst das er da führte, als dass er wirklich eine Frage gestellt hätte. Sein Blick ging hinaus auf den Fluss.

„Wenn der Fischer wie beschrieben in den Darpat gefallen ist, dann dürfte er bei der Fließgeschwindigkeit ungefähr schon bei Sabadonn oder gar Rabicum sein…wobei…ich habe keine Ahnung wie ehem…also wie eine Leiche im Wasser treibt. Der Darpat ist hier zwar sehr breit, und der Fischer stand mit Sicherheit am Rande der Strömung…“ Fragend schaute er in die Runde.

„Gut diese Sache mit der Frau, da hat man damals vor 2 Götterläufen lange nach geforscht, aber man hat keine gefunden soweit ich mich erinnern kann. Und Cordovan hat ja nur dieses Ungeheuer im Nebel erkannt…gut, hm wenn vielleicht noch wer draußen war, kann sein, dass der Nebel das gut vertuscht hat. Man hört ja dann bisweilen auch nur noch sehr diffus. Aber wieso hat das Ungeheuer dann nur den Fischer angegriffen.“ Sein junges Gesicht drückte Unmut aus ob dieser verworrenen Situation.

Das mürrische Gesicht des älteren Nebachoten verzog sich dabei leicht. Beobachtete man dieses, so könnte man vermuten, dass Kor’win gerade ein Lächeln zu unterdrücken versuchte. Der ‚Junge‘ gefiel ihm und er war gespannt, auf welche Schlüsse er kommen würde. Immerhin stellte er schon einmal die richtigen Fragen.

Während Nedarna den Worten der anderen Gehör schenkte, kehrten ihre Gedanken zu den Erlebnissen bei Sabadonn zurück. An Sequim gewandt warf sie mit nachdenklicher Miene ein: „Vor zwei Götterläufen wiesen zumindest die Toten in der Gegend um Sabadonn nur üble Verwundungen auf. Von Verbrannten war da nicht die Rede gewesen. Und auch bei unseren Nachforschungen ist uns nichts dergleichen untergekommen. Was man fand, waren Spuren niedergedrückten Schilfs bei Istorans Wall. Wobei, wenn ich mich recht entsinne, war damals im Zusammenhang mit dem Auftauchen des Untiers auch von Nebel gesprochen worden. Sagt, kann Nebel magisch erzeugt werden, um zum Beispiel etwas zu verbergen?“

Gerion schien kurz zu überlegen. "Nun, Elfen sind in der Lage Nebel herbeizurufen. Ich denke, es gibt auch bestimmt den einen oder anderen Magier der solch einen Zauber beherrscht."

Lyn nickte bestätigend. „Oh ja, ich habe schon gesehen, wozu Magier fähig sind. Glücklicherweise stand Magister Fuxfell auf unserer Seite.“ Dann verfinsterte sich ihre Miene als sie weitersprach. „Doch nicht nur Magier und Elfen sind zu so etwas in der Lage. Auch namenloses Pack ist dazu fähig.“ Ihre Miene verzieht sich voller Abscheu bei diesen Worten. Al’Arik schaute nur noch überfordert in die Runde ob der vielen neuen Informationen. Und warf so einfach noch eine erneute Frage in den Kreis um sich nicht als Nichtwissender zu erkennen zu geben.

„Kann villaicht da’s gahnszä Mon‘stär ain Truagbield gäwäsän sain? Wänn da’s Bott niecht bätroffän wahr und ich äurä vielän Gäschichtän riechtäg vär’standän habbä, könntä äs siech dabai doach gänzliech uam Szaubärwärk hal’tän, odär?“ Gespannt schaute er zu den anderen, besonders auf Gerion und die beiden Jäger.

Der Magus runzelte kurz die Stirn. "Das wäre theoretisch auch möglich", gab Gerion zu, während Kor’win sichtlich verwundert war, dass diese Frage ausgerechnet von Al’arik kam.

Auch Lyn überlegte und sprach dann „Auch ich habe schon überlegt, ob sich dahinter nicht irgendetwas anderes verbirgt. Wenn es ein Untier ist, dann verwundert die lange Pause zwischen den Vorfällen. Was hat es in der Zeit getan? Doch sicher nicht seine Wunden geleckt? Aber… Wer hätte etwas davon? Was bringt es jemandem, als Untier Angst und Schrecken zu verbringen?“ „Genau!“ Warf Kain wieder selbstsicher ein. „Wuas bringt äs, Angst und Schräcken zu verbraiten?“ Dabei sah er besonders Al’arik an, so als würde dieser die Antwort kennen.

„Angst briengt Räspäkt uand Vorsiecht, muan zwiengt dän Gägnär in diä Däfänsiewä. Är kuann nuar räagiirren, nuar schwär sälbst ak’tif sein. “, sagte dieser ganz nebenbei in Gedanken versunken, ohne den Blick von Kain bemerkt zu haben. Sequim deutete lächelnd in Richtung der Fischer, die wieder ihrem Tagwerk nach gingen.

„Wenn hier jemand nachts seine Ruhe haben will bei…was auch immer, dann kommt ihm die Angst vor dem Ungeheuer auf jeden Fall sehr zupass. Ich muss zugeben, dass auch ich mir seit dieser Zeit sicher sein kann des Abends so unbehelligt wie selten von einem zum anderen Ort zu kommen. Kaum Volk auf der Straße und alle Läden verrammelt.“

„Su‘mal da‘s Tiär i‘mär nuar da ärschaint wo kainä Kriegär siech gägän äs ställän könntän, soaviell Gaist trauä iech kainäm Moanstroum szu.“, ergänzte Al’Arik, immernoch in Gedanken.

Er stellte sich wieder in Positur und sprach den alten Jäger an. „Sagt Meister Kor’win was war nach den letzten Erkenntnissen von Bergthann die wahrscheinlichste Vermutung was hinter diesem Massaker am Bergthanner Turm Riedwacht Grund für all dies sei?“ Der Angesprochene grunzte abfällig, bevor er mit rauer Stimme antwortete. „Wuänn ich das wistä, wistä ich wuo ich dän Härrn, oder die Härrin das Untiers suchen mißtä. Abär dennuoch…. Ihr said allä von Stand, odär främd hier wuänn ich äs richtig sähe und wißt äs dahär viellaicht nicht….“ Kor’wins Stimme wurde mit jedem Wort leiser und verschwörerischer, bis er schließlich gänzlich schwieg.

Dies gab jedoch Kain wieder Gelegenheit das Wort aufzugreifen. „Saidt Bergthann sind wir nicht untätig gewuäsen.“ Meinte er selbstsicher, fast schon anmaßend. „Wir sind durch die Landä gezuogen und habän uns umgehert. Wir habän dän Atäm Nebchatots eingeatmät, dän Schrai däs Landäs gehert und die Verzwaiflung där Menschän hier gespiert.“ Der junge ließ seine Worte einen Augenblick wirken, eher er verschwörerisch fortfuhr. „Nicht jäner, die beschitzt in ihräne gut be’wuachten Burgän oder Haimen sitzän, sondern jäne, die allaine da draußen sind, wenn Feqz (Phex) härrscht. Und diesä habuän Angst… Angst vor däm wuas hier im Dar’at schimmt abär auch Angst vor den läbendän Toten die durch die Landä ziehen….“ Kain genoß es sichtlich, seine Zuhörer in Spannung zu versetzten.


„Al’arik!“ Die Stimme Kains klang jetzt wieder fest und sicher. „Suag Du uns, wie ist äs in Fäqshav’än erguangän, als äs hieß dass där Ar'Shymruh zurick gekommän sai?“

Al’Arik schrak aus seinen Gedanken hoch. Und sah Kain sichtlich verwundert an, um dann in Lauerstellung zu gehen. Wusste dieser Jäger etwas? Vorsicht. Ruhig aber mit einem scharfen Unterton entgegnete er, auf Nebachotisch, wobei Sequim sofort übersetzte, was Al’arik verärgerte: „Wie meint ihr das, Kain, Jäger aus Brendiltal?“ Seinen Namen hatte er extra gänzlich ausgesprochen und betont.

Gerion blickte auf und beobachtete Al'Arik und die beiden Jäger aufmerksam.

Und auch Nedarna hatte aufgemerkt. Sie fragte sich wer oder was Ar’Shymruh wohl war, denn der Name war schon des öfteren gefallen. Nachfragen tat die Ritterin jedoch nicht, hatte sie doch keinen Bedarf sich erneut Al’Ariks überheblichen Verhalten auszusetzen und dementsprechend – um des lieben Friedens Willen – ihre Zunge in Zaum zu halten. So schwieg sie, in Erwartung der Antwort des nebachotischen Jägers.

Einzig Sequim schaute weiter interessiert Al’Arik an, schien der doch laut Kor’win mehr über dieses Untier aus Brendiltal zu wissen. Darum ergänzte er auch, da er den Eindruck hatte der Edle aus Brendiltal hätte den Jäger falsch verstanden. „Wenn ich den Jäger richtig verstanden habe, hat es wohl bei euch auch Vorfälle gegeben, nur dass eure Leute aus Brendiltal wohl den…oder das Ar'Shymruh dafür verantwortlich gemacht haben. Berichtet uns doch Wohlgeboren was bei euch vorgefallen ist. Vielleicht verhilft uns diese weitere Spur, unsere bisherigen Erkenntnisse besser zu deuten. Vom süd-westlichsten Zipfel Brendiltales habe ich bislang ohnehin viel zu wenig Kentnisse wie ich zu meiner Schande gestehen muss.“

Kain war sich eigentlich sicher gewesen, dass er seine Geschichte spannend vorgetragen hatte, daher war er um die Schärfe in Al’arik Stimme zunächst überrascht. Doch nahm er die Herausforderung an, änderte seine Körperhaltung und baute sich dem Edlen aus Feshaven gegenüber leicht auf. Kain wollte schon etwas erwidern, als ein scharfer Verweis Kor’wins den jungen Jäger zunächst zum Schweigen brachte. Dann entspannte Kain sich wieder und ließ sein selbstsicheres Grinsen erscheinen. „Ja, wuas fällt vor, wuänn man Angst hat, zum Wassäer zu gähen? Man gäht nicht hin...“ Kain ließ erneut seine Worte wirken. „Und wuänn niemand ans Wuassär gäht, wais niemand wuas da vor sich gädt. Wuzo?“

"Weil jemand bei einer Tätigkeit nicht beobachtet werden wollte?", fragte Gerion.

Al’Arik, ob seiner naiven Überreaktion, bemüht eben diese schnellstmöglich wieder vergessen zu machen stimmte schnell in die geäußerten Verdachte ein und sprach in einem deutlichen entschärfterem Ton:“Aah, jätzt värstähä iech. Iech duachtä ihr wohltät ainä Andeitung muachän, iech hättä ätwasz miet dän Monstär szu tuän. Abä iehr habbt räscht, goaßär Jägar Kain, aals äs in Fez’hava hie’ss där Ay’Shymruh wärä für diä Tattän am Dar’at värantwoartlich uand är würdä diesä soggar von doart aous sainä Straifszügä bäginnän, wagtän diä Fischär siech niecht mähr raousz. Guansz szu schwaigän voan diä Händlär, diä aouch kainä unnötigä Rie’sieko aingähän wolltän. Al’so koammt szu dän äbän gätätigtän värmuthungän bäszüglich där Mo’tievä noach diä gäschäftlichä Schädiguang där ganzän Rägi’on.“ Kurz setzte Al’Arik ab um dann noch etwas anzufügen, was er wohl vergessen hätte.

„Dabai wai’ss doach ain jädäs Kiend, da’ss där Ay’Shymruh diä Süadküstä Perricums bäschützt voar jäglichä Gäfahr. Dänn där Ay’shymruh liäbbt diä Nebachosa uand saine gäwähltä Hai’mat ist Süad-Brändil’tal uand är sin’nt aouf da’s Tar (neb.:Blut) allär Faindä där Nebachosa. Soa iest Fez’hava ain siechärär Oart füar Sämännar unad Schieffä, villaischt szogar där siechärste ein guansz Süad-Perricum.

Al’Arik schloß seinen Monolog und dachte sofort darüber nach ob er nicht etwas zu dick aufgetragen hätte, wenn er so weiter quatschen würde würde er sich noch um Kopf und Kragen reden. Er konnte sich einfach auch in dieser Sprache nicht gut genung ausdrücken, er würde sich nun etwas zurückhalten. Bevor er sich noch irgendwie verdächtig machen würde.

Sequim grinste nur, so kannte er die Nebachoten. Heroisches Gefasel, und große Töne. Dieser hier schien nur noch etwas korgefälliger zu leben, als die, die er bislang kennen gelernt hatte. Sollte Al‘Arik eine Schwester haben würde er seine Finger vorsichtshalber bei sich lassen dachte er nur, bevor er in einem nachdenklichen Ton diesem antwortete.

„Ich kenne eure…äh regionalen Gegebenheiten nicht gut, aber mir scheint in Perricum wird viel zuviel getan, um des Nächtens in Ruhe einem Werk nachzugehen- einem Tun das nicht göttergefällig sein kann. Inzwischen scheint den Drahtziehern die abschreckende Wirkung allein nicht mehr aus zu reichen… zufällige Zeugen scheinen mit dem Leben zahlen zu müssen…?“ Man merkte der Ritter wollte sie an seinen Spekulationen teil haben lassen, und holte dabei in weiten Gesten aus, um zu verdeutlichen, dass er gerade weitreichende Gedanken versuchte zu entwickeln, um Licht ins Dunkel zu bringen.

„Ich meine, der Fischer…er wird ja wohl kaum etwas gewusst haben, oder die Hirten von denen ihr berichtet hattet. Einfache Leute, was sollten sie wissen? Sie müssen doch etwas gesehen oder bemerkt haben, und man wollte sie daher lieber sicher schweigend wissen, oder? Oder sie waren…Verbündete, die Skrupel bekommen haben, oder sie…“ Sein junges Gesicht sprühte vor Aufregung. Die Gesichtsfarbe war leicht ins Rot gewechselt und seine hellen Augen leuchteten deutlich heraus. Er suchte scheinbar krampfhaft weiter nach neuen Erklärungen für diese Vorkommnisse.

Lyns Miene wurde hart als sie antwortete „Nein, das glaube ich nicht. Ich denke, es waren unschuldige Bauernopfer. Immer davon ausgehend, dass es tatsächlich kein Monster ist, was auf grausame Weise umhergeht, sondern irgendjemand dahinter steckt. Ich denke, einfach nur Schauergeschichten reichten nicht mehr aus. Wer auch immer dahinter steckt, wollte die Angst schüren und hat dafür Opfer gefunden. Und auch hier wieder Opfer, die sich nicht dagegen wehren konnten.“

„Nuan guat, abär ägahl wär odär wahs dahien’tär stäckt. Blaibt jätzt diä Fragä wahs wier nuan tuän. Dän wiä schon gä’saggt, Angst soh’ll ainäm diä Fä’higkait zuam aktifän Handäln nähmän. Also solltän wier (dabei sah Al’Arik sich und seine nebachotischen Landsleute an) uans dar’an machän unsäräm Gägnär szu szaigän, da’ss wier kainä Angst kännän. Al’so wahs iest unsär nächstär Schriett?“, entgegnete Al’Arik lautmalerisch auf das eben Vorgetragene.

"Gibt es überhaupt noch Spuren, denen wir folgen können?", fragte Gerion und schaute in die Runde.



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Texte der Hauptreihe:
Pra 1034 BF
Kleines Fischerdorf nahe Gaulsfurt
Auf dem Darpat


Kapitel 26

Kleines Fischerdorf nahe Gaulsfurt II