Geschichten:Tränen zu Bolzen - Ein gutes Zeichen

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Unweit der Nadriansfurt über die Natter, Phex 1037 BF

Agam legte die Schlunder Kurbel zur Seite und rieb sich den steifen Nacken. Seit drei Stunden lagen sie nun schon im Gebüsch auf der Lauer am Ausgang des alten Hohlwegs nahe der Furt. Bei seinen Zielschießübungen hatte das nie eine Rolle gespielt. Doch nun stellte sich heraus, dass das Warten wohl der schwierigste Teil an dem Plan war, und er merkte wie ihm Zweifel kamen. Hatte der Informant vielleicht doch gelogen? Seine Laune besserte sich nicht, als er erneut die Ameisen gewahrte, die er schon mindestens ein dutzend Mal von seinem ledernen Wams heruntergewischt hatte. Konnten diese Viecher denn nicht woanders langkrabbeln? Ein leiser Pfiff ließ ihn aufhorchen. Da! Drei Reiter kamen langsam den Hohlweg entlang zum Fluss herunter. Das mussten sie sein! Er griff nach seiner Waffe. Mit einem schnellen Blick vergewisserte er sich, dass auch die anderen, allesamt Vettern der Kohlkochersippe unter Führung des erfahrenen Artox Sohn des Artalox, bereit waren. Jetzt galt es! Agam kniff ein Auge zu und ließ die Zunge über die Lippen fahren. Die Bolzenspitze deutete nun auf das weiß-rote Wappen auf der Brust eines der Reiter. Zwei Jahre hatte er auf diesen Moment gewartet, seit er die Kunde vom Tod seines Bruders erhalten hatte. Nur ein kleines Stück näher noch und der Mörder würde endlich für seine Tat zur Rechenschaft gezogen werden...

Jäh bäumte sich das Pferd auf. Agam drückte den Abzug. Die Nuss gab mit einem Klack die Sehne frei und schon surrte das todbringende Geschoss durch die Lüfte. Ein Überraschungsschrei gellte über das Wasser und wandelte sich in ein plötzliches Gurgeln. Das vorderste Pferd stürzte vom Ufer in die Fluten und riss seinen Reiter mit. Das zweite raste in gestrecktem Galopp los, seinen Reiter noch mit einem Fuß im Steigbügel hinter sich herzerrend und das dritte keilte wiehernd aus. Doch war das möglich? Wieso war der dritte, der mit dem Wappen, nicht wie die anderen beiden von Bolzen durchbohrt zu Boden gegangen?

Agam hörte Artox „Auf ihn!“ brüllen und seine Vettern stürmten aus ihren Verstecken. So schnell er konnte griff Agam die Armbrustsehne und zog sie mit aller Kraft zurück, den letzten Reiter nicht aus den Augen lassend. Statt sich den ihm mit blanken Äxten entgegen werfenden Angroschim zu stellen, gab der seinem Gaul die Sporen und trieb es mit einem riesigen Satz die Böschung hinauf direkt auf Agam zu, welcher sich im letzten Moment zur Seite warf, um den stampfenden Hufen zu entgehen, als das Tier durch das Unterholz brach. Die nun wieder gespannte Armbrust hielt er wundersamerweise immer noch in Händen und fummelte hastig nach dem Hüftköcher für einen neuen Bolzen, gleich würde es zu spät sein.

Hinter ihm erklommen die anderen die Böschung. „Agam, du kriegst ihn!“

Das Projektil auflegen, die Armbrust hochreißen und den Abzug erneut betätigen, war eine fließende Bewegung. Doch zu spät: Der Reiter verschwand zwischen den Bäumen.

„Viermal verflucht soll er sein!“, brach es aus Agam hervor, „Warum lebt der Schuft noch? Ich bin sicher, dass ich ihn getroffen habe!“

„Gute Frage, Vetter“, konstatierte Artox, der neben ihn getreten war und seine Streitaxt wieder in den Gürtel steckte, „Aber es hilft nichts, Agam. Der Großling ist fort.“

„Leider“, seufzte Agam und wandte den Blick von der Stelle an der sein Feind entschwunden war.

„Er wird nicht immer solches Glück haben. Und ich habe es in seinen Augen gesehen als wir auf ihn los sind – der Hartsteener hatte Angst!“

„Na immerhin.“

„Ich finde, das ist ein gutes Zeichen. Komm, geh’n wir.“


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Texte der Hauptreihe:
7. Phe 1037 BF
Ein gutes Zeichen
Freund der Gerechtigkeit


Kapitel 2

Bäuchlings
Autor: Steinfelde