Geschichten:Tar und die Scharlachrote Horde - VI (Der Ranken üble Wurzel I)

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Dramatis Personae:
Tar von Korbrunn (Tar han Kur’barun) – Sohn Al’Arik han Kur’baruns
Mesut Al'Akin (gar. Der Witzbold), junger Krieger aus Hamaralkil
Nazir ibn Khalid, der Schleierkrieger
Jachman Al’Ayyas, ein saufender Schmiedssohn
Baram ibn Faizal, ein recht tumber Schlachter
Shilam Al’Kek (gar. Der Junge)
Raz, ein halbferkinischer Barbure




Nordaraniens, Baburien, Boron 1035 BF

Es knackte und knarzte im recht spärlichen Unterholz und immer wieder meinten die Krieger eine Bewegung wahr zu nehmen. Diese verfluchten Ranken. Über einen halben Tag hatten streiften sie nun schon durch den Wald. Gestern noch hatten sie sich noch ausgeruht, nach dem Tar den Handel mit dem Bey geschlossen hatte. Jetzt wanderten sie seit Stunden hier umher und wussten nicht so recht nach was sie eigentlich suchten. Und immer wieder kam dieses Gefühl in ihnen hoch, dass sie hier nicht alleine waren.

Mittlerweile dämmerte es, was die Sicht noch verschlechterte und das Gefühl immer mieser werden ließ. Hier waren die Bäume im Boron auch nicht völlig kahl und so drang nur wenig Licht zu den Sieben. Der kleine Mesut versuchte seine Nervosität wie immer mit ein paar ulkigen Bemerkungen zu überspielen, was ihm diesmal nicht so recht gelingen mochte, aber bei seinen Gefährten wenigstens für ein bisschen Erheiterung sorgte und die angespannte Lage etwas lockerte.

Dann wieder Knarzen, wieder eine Bewegung. Ein Ruck. Ein Schrei. Und Mesut wurde von einer Ranke zu Boden gerissen, die ihn nun langsam einzuwickeln versuchte, während er wie von der Maraskantarantel gestochen um sich schlug. Sofort wollten die anderen ihm zu Hilfe eilen, die Waffen bereits gezogen. Doch das Unterholz schrie Verrat und plötzlich lagen auch Baram und Jachman auf dem Boden und selbst Nazir strauchelte. Nur der flinke Shilam tänzelte zwischen dem knarzenden Holz hin und her und eilte Tar zur Hilfe der Mesut am nächsten war, aber dessen Bein zwischen zwei dicke Ranken gekommen war. Mit zwei kräftigen Hieben war er befreit und sie kamen noch gerade rechtzeitig bevor Mesut gänzlich eingewickelt und in ein nahes Erdloch gezogen war. Sie zerrten an ihm, doch auch ihr Gegner hatte Kraft und so konnten sie Mesut erst befreien als auch Nazir heran war und auf den Rankenarm einhieb. Währenddessen hatten sich auch Baram und Jachman den Schatten am Boden erwehren können, aber doch einige ordentliche Quetschungen davon getragen. Mesut indessen lag reglos da und röchelte leise. Sein Gesicht war rot angelaufen, die Dornen hatten ihm einige kleine blutende Wunden gerissen und ein Bein schien gebrochen, denn es ragte unnatürlich ab. Nazir war am geistesgegenwärtigsten und horchte nach dem Herzschlag Mesuts und prüfte dessen Atmung, während Tar Baram, Jachman und Shilam bedeutete die Umgebung im Auge zu behalten. Dann beugte er sich hinunter und Nazir reichte ihm ein angefeuchtetes Tuch. „Leg ihm das auf die Stirn, ich seh mir mal das Bein an.“ Dies tat Tar und Nazir wickelte die Leinenbänder um Mesuts Bein ab und krempelte dann das Hosenbein hoch. „Halb so schlimm. Ist zwar gebrochen, sieht aber nicht sehr schlimm aus, wenn ich das schiene, wird einer vernünftiger Heiler das wieder richten können.“, sagte der verschleierte Krieger und brachte mit einem Ruck das Bein wieder in die richtige Stellung, durch den Mesut augenblicklich die Augen aufriss und sich aufbäumen wollte, doch Tar hielt ihn fest. Mesut gab einen schmerzvollen Laut von sich. Tar wollte gerade etwas zu ihm sagen, als hinter ihm Barams Stimme ertönte: „Nichts mehr, die Ranken, liegen da wie…Ranken eben, Tar. Was is mit dem Witzbold?“

„Der wird’s schon schaffen. Braucht nur einen fähigen Heiler. Mh…die Ranken sowas hab ich schonmal gehört. Mein Vater stand mal einem Wall aus diesem verfluchten Geflecht im Krieg der 35 Tage gegenüber. Aber anscheinend sind wir nah an der Wurzel des Übels und da ich denke, dass wir nicht im Schlaf von diesen Dingern erdrosselt und blutig gerissen werden wollen, werden wir dem jetzt auf dem Grund gehen, auch wenn wir schon eine ganze Zeit unterwegs sind, Baram und Jachman, ihr bleibt hier und gebt Acht auf Mesut.“, gab Tar schnell und mit einem Befehl im Unterton als Antwort.

Jachman und Baram positionierten sich während Tar, Shilam und Nazir weiter zwischen die immer dichter stehenden Bäume vordrangen, nur mit einer kurz entzündeten Öllampe als Lichtquelle, denn es war mittlerweile recht dunkel im Wald. Und die Dunkelheit ließ das Knarzen neben, vor und unter ihnen nur lauter erscheinen. Doch dann gesellte sich noch ein kaum wahrnehmbares Klagejammern hinzu, welches von Schmerz und Todeskampf sang, in einer schrecklichen Melodie.

Die drei wandten sich der Richtung des Jammerns und meinten dass es lauter wurde, als ihre Lampe in seine Richtung schien. Sie schlichen näher heran, doch stolperten sie dabei immer wieder über Ranken, die ihnen blutige Striemen zufügten und nach ihnen zu greifen schienen und plötzlich war Nazir weg. Tar und Shilam tauschten Blicke aus und suchten die Umgebung mit den Augen ab. Nichts, nur das Rascheln und Knarzen. Das sie einzukreisen schien, also blieb nur die Flucht nach vorn. Die beiden stürzten sich durch das Geäst vor ihnen und traten auf einer lichten Stelle heraus, dessen Boden allerdings beinahe Schritthoch mit Dornen zu gewachsen war und in dessen Mitte ein großer Strauch aus dunklen Rosen empor wuchs. Das ganze wirkte wie eine Schlangengrube im Ilmenblattrausch. Aber es schien sich zu bewegen und immer wieder dieses Jammern. Die Quelle dessen konnte Tar in der Nähe des Rosenstrauches ausmachen.

„Was machen wir jetzt?“, fragte Shilam ratlos während Tar da stand und nachdachte und währenddessen mit den Schultern zuckte. „Die Ranken versperren uns den Weg und wenn wir uns durchschlagen, könnten stehen wir mittendrin.“, sagte er schliesslich, „Ein Feuer? Nein, das würde den den Gefangenen gefährden. Verdammt, Shilam, ich weiss es nicht.“

Doch dann vernahm er plötzlich das Plätschern eines nahen Baches.