Geschichten:Sternenfall – Zeichen vom Himmel

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Zeichen vom Himmel

Herrschaft Ehrenfeld, 5. Boron 1039 BF

»Dann werden wir nun hinüber zum Kloster reiten und mit der Äbtissin sprechen. Zum Abendmahl sind wir sicher zurück.« Wulf wollte gerade die Hand zum Gruß heben als er innehielt.

»Hört Ihr das?« Sinya Phexiane, seine Gattin, schien zu lauschen; und auf einmal hielten sie alle still. Ein Brausen, wie ein stetiges Donnergrollen, war zu vernehmen, und mit jedem Augenblick wurde es lauter. Es kam aus dem Süden, doch sie mussten gegen die niedrig stehende Sonne blicken, und so konnten sie kaum erkennen, was sich da tat.

»Dort«, rief schließlich Kilea von Hagenau-Ehrendfeldt und deutete in Richtung der Sonne, die sich kurz darauf schlagartig für einen Augenblick verdunkelte. Das Brausen wurde derweil immer lauter, dann verstummte es mit einem lauten Knall.

»Was war d…?« setze Wulf zu fragen an, doch im gleichen Augenblick riss ihn ein plötzlich aufkommenden Sturmwind von den Beinen; den übrigen erging es nicht anders. Selbst die Pferde wurden zu Boden geworfen, und die Knechte hatten Mühe, sie zu halten.

Während sie sich wieder aufrappelten ertönte vom Kloster her der Gong; das Geräusch brachte einen fragenden Ausdruck in Kileas Gesicht. »Es ist nicht die Zeit dafür«, murmelte sie, wandte ihren Blick in Richtung des Klosters – und erschrak.

Eine Staubwolke erhob sich in der Richtung, in der das Kloster Sonnenau lag. »Praios bewahre«, murmelte Kilea. »Was immer es war, es hat das Kloster zerstört! Mutter!«

Die anderen sahen auf. Hinter der Staubwolke, die sich langsam verflüchtigte, konnte man die Klostermauern erahnen; auf diese Entfernung schienen sie jedoch intakt.

»Lasst uns losreiten und nachschauen, was geschehen ist«, versuchte der Baron die Lage zu entspannen. »Holen wir uns Gewissheit.«

»Reitet vor. In Anbetracht des Ereignisses werde ich nachkommen« sagte Orbert von Hagenau-Ehrenfeldt, der Gutsherr. »Schließlich muss ich auch wissen, was in meinen Landen vor sich geht«


Je näher sie dem Kloster kamen, desto sicherer waren sie, dass es unversehrt war. »Wahrscheinlich hat der Sturmwind den Gong geschlagen, vielleicht gar bis gegen das Mauerwerk«, mutmaßte Areana Bellenthor, die Hesindegeweihte.

Als sie wenig später das Kloster Sonnenau erreichten war dort alles in heller Aufruhr. Es war tatsächlich nichts schlimmes passiert; lediglich der Gong war von einer seiner Ketten gerissen und war gegen das Mauerwerk geprallt, welches aber offenbar lediglich Risse im Putz erlitten hatte. Die Stelle des unheimlichen Ereignisses lag hingegen an anderer Stelle – in Richtung des Trollgrabes.

Wulf atmete tief ein und versuchte sich zu beruhigen. Wenn das Trollgrab – jener Ort, den sie mit langen Nachforschungen und unter Nutzung der fast vergessenen geomantischen Kunst als den Ort der garetischen Heerschau erkoren hatten – davon betroffen war mochte das ein schlechtes Omen sein.

Also beschloss er kurzerhand, den Besuch bei der Äbtissin verschieben, wofür man im Kloster angesichts des Vorfalles Verständnis hatte, so dass sie sich auf den weiteren Weg machten und querfeldein die Strecke bis zum Trollgrab zurücklegten.


Schon auf halber Strecke bemerkten sie, dass die Umgebung sich veränderte: Erdbrocken und Grassoden bedeckten den Boden, und je näher sie kamen, desto mehr waren Gräser und Buschwerk in ihre Richtung umgeknickt. Dann sahen sie das Loch im Boden; einen Krater, wenige Schritte im Durchmesser.

Sie stiegen ab und pflockten die Pferde an. Vorsichtig näherten sie sich der neu entstandenen Senke. Sie war nicht ganz mannstief, und an der tiefsten Stelle klaffte ein dunkles Loch.

»Ein Hohlraum«, sagte Areana. Langsam, sich mit den Händen zusätzlich abstützend, kletterte, ja rutsche sie den Hang hinab in den Krater hinein.

»Sei vorsichtig!« Alcara, die Magierin, wirkte besorgt ob der Neugier ihrer Geliebten.

Die Hesindepriesterin spähte in das Loch hinein. »Man sieht nicht viel, doch das, was ich erkennen kann, sieht wie ein Gang aus. Er scheint in den Hügel zu führen!«

»In den Hügel?« Wulfs Interesse war geweckt. Vermutlich nannten man den Hügel nicht nur Trollgrab, sondern es verbarg sich tatsächlich etwas in seinem Inneren. Das mochte die Besonderheit des Ortes erklären, welche sie mit den geomantischen Stäbchen entdeckt hatten. Wenn es darin etwas gab, dann wollte er es wissen. »Wir brauchen Fackeln, Schaufeln und solche Dinge. Und ein paar kräftige Hände, die graben helfen…«