Geschichten:Sonnendämmerung - Tod in Reichsgarten

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Schloss Reichsgarten, Baronie Herdentor, Efferd 1042 BF:

Die frische Brise auf der Haut ließ Sulamith Eorcaïdos von Aimar-Gor daran erinnern, dass der Sommer auch hier in den Perrinlanden nun langsam dem Herbst gewichen war. Von der Sharbana-Bastion hatte man einen atemberaubenden Blick über den Golf von Perricum. Sulamith liebte es im Sommer hier zu verweilen - meist in Begleitung ihrer beiden Hofdamen Yaela und Mira. Zu dieser Jahreszeit wurde das Meer rauer, unbändiger – aber auch das gefiel der ihr. Hier ersann sie ihre allumfassenden Pläne.

Ihre alterslos wirkenden Gesichtszüge strahlten Zufriedenheit aus. Sie hatte ihre Spielfiguren ins Spiel gebracht und alles lief nach Plan. Nedime war nun mit dem künftigen Baron von Herdentor verheiratet, was ihr maßgeblichen Einfluss auf die Geschicke der Baronie einbringen würde. Ihr Bündnis mit Mara und Roschane – der Bund der drei Frauen – hatte sich für sie ausgezahlt. Wie auch für die anderen beiden Frauen, wie Sulamith anerkennen musste. Die Sturmfelserin konnte sich so erstmal als Vögtin an der Macht halten und die Pfiffenstock wähnte ihre Kinder in Sicherheit. Ja, Sulamith war zufrieden – für den Moment – denn in ihren weiterführenden Plänen spielten die anderen beiden Frauen keine Rolle mehr.

"Ich vermisse den Sommer, dieses Wetter betrübt mich!", Yaelas Gesichtszüge zogen sich nach unten. Die für ihre wechselnden Stimmungen bekannte Hofdame war in dunkle Gewänder gekleidet, was ihre düstere Stimmung noch unterstrich.

"Ich sehe mich auch eher als Kind der Sonne", pflichtete ihr Mira bei.

"Mein lieben Sonnenkinder, seid nicht so betrübt!", Sulamith blickte fast mütterlich zu den beiden jungen Frauen. "Euer Trübsal wird noch weichen, denn heute Abend werden uns Schausteller aus der Reichsstadt unterhalten."

"Oh wie schön!" Yaela wirkte gleich wieder etwas erfreuter.

Sich schnell nähernde Schritte ließen die drei Frauen aufhorchen. Es war Donyata, die Leibpagin von Sulamith.

"Herrin", keuchte das junge Mädchen völlig außer Atem, "Ihr müsst schnell kommen, es ist etwas schreckliches passiert!"

"Mein Kind, rede!", befahl Sulamith.

"Ich ... ich ... Ihr müsst es selbst sehen!"


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Wenige Augenblicke später standen die Frauen in dem verwüsteten Gemach von Meister Siyandor. Der etwas verschrobene und undurchsichtige Artefakt-Magier lag leblos auf dem Boden.

"Ich hatte vorhin was gehört und ... wollte dann mal nachsehen ... ich weiß ja, dass der Meister sonst nicht gestört werden will." Donyata war vollkommen außer sich,

"Beruhige dich mein Kind, du hast alles richtig gemacht!", Sulamith nahm ihren Schützling liebevoll in den Arm. Dann blickte sie zu Yaela. "Geh und hole Melandra und Ashina!"

"Was bei den Göttern ist hier passiert?" Mira blickte ihre Herrin fragend an.

Sulamith schwieg.

Als Kastellanin Melandra von Palmyr-Donas den Szenerie betrat, wich sie erstmal erschrocken zurück. Sie ließ der Rash'Wahara Ashina von Turatal den Vortritt. Diese begutachtete vorsichtig das Gemach des Magiers.

"Ist vielleicht eines seiner magischen Experimente fehlgeschlagen?", fragte Mira vorsichtig.

Der Gesichtsausdruck der Kriegerin Ashina wurde immer grimmiger ... schließlich zog sie ihren Säbel, was alle Anwesenden aufschrecken ließ.

"Meister Siyandor wurde ermordet! Sein Herz würde mit einem stumpfen Gegenstand durchbohrt ... ein Messer oder Säbel war es jedenfalls nicht."

Sofort fing Donyata an zu weinen, während sich die anderen Frauen geschockt ansahen. Sulamith war die erste die sich wieder fing.

"Ashina, durchsuche mit deinen Kiegerinnen den Palast! Es ist höchste Wachsamkeit angesagt, denn der Mörder dürfte sich noch in diesen Mauern befinden."

Mit versteinerter Miene wandte sich Sulamith von ihrem ermordeten Hofmagier ab. Sein Tod traf sie doppelt, arbeitete Meister Siyandor doch schon lange fieberhaft an einem besonderen Auftrag von ihr – einen Auftrag, den er nun nicht mehr wird beenden können. Welch Tragödie.