Geschichten:Sommer auf Rosskuppe - Zurück nach Rosskuppe

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Breitenau

In der Baronie Hexenhain

Mitte Ingerimm 1033 BF

Dramatis Personae

Schon früh am nächsten Morgen wurden sie vom munteren Zwitschern der Bergfinken geweckt. Der Bach plätscherte und gurgelte in der Nähe und nichts schien an die Ereignisse des gestrigen Tages zu erinnern. Das aufsteigende Praiosgestirn hüllte die Bergflanken in ein kräftiges Rot, dass sich dann in eine tiefes Orange wandelte. Die Berge schienen zu glühen.

Eine Streife hatte das Feuer angefacht und Urion erhob sich und versuchte vorsichtig seinen verletzten Arm zu bewegen. Es bereitete ihm immer noch Schmerzen, aber diese Verwundung würde bald wieder vollständig ausgeheilt sein. Dann überzeugte er sich vom Zustand seines Rappen und stellte fest, dass Schorf die Schusswunde geschlossen hatte.

Mit einem Ruck wandte sich Urion um, als er hinter sich am Waldrand das Aufeinandertreffen von mehreren Schwertklingen vernahm. Er beruhigte sich aber sofort, als er Rondrian erkannte, der einen Schwertkampf zwischen Mechthild und Praiolin verfolgte. „Natürlich, die Buße zur Ehren der Göttin Rondra.“ Er erkannte, dass sich die beiden ebenbürtig waren. Was Praiolin an Größe und Kraft zur Knappin fehlten macht er durch Wendigkeit und Schnelligkeit wett. Auch Ardo beobachtete den Kampf und konnte zufrieden mit den Schwertkünsten seiner Knappin sein.

Als alle munter waren, nahm man an Ort und Stelle ein schnelles Frühstück zu sich und dann wies er den Leutnant an die Schwadron zu sammeln. Nach einer kurzen Ansprache gab er Befehl, das die Schwadron noch einige Tage hier biwakieren sollte. Erst nach einem weiteren Spähtrupp hinauf bis zur Schneegrenze und dem provisorischen Wiederaufbau der Scheune würden die Lanzer zum Marstall zurückkehren und weitere Befehle erhalten.

Kurz darauf waren die Pferde gesattelt und man machte sich auf den Rückweg zum Marstall. Diesmal ging es allerdings gemächlicher da sie auf die Verletzungen von Mensch und Tier Rücksicht nehmen wollte. Als sie die Reichslandstraße erreicht hatten folgten sie ihr diesmal bis Donfanger, wo Urion die Gelegenheit nutze dem Baron persönlich über die Vorkommnisse zu berichten. Auch Ardo ließ es sich nicht nehmen Avrok von Bredenhag seine Aufwartung zu machen. Getreulich den mahnenden Worten seines Vogtes folgend, der ihn aufgefordert hatte die heimatlichen Verbindungen in Greifenfurt neben den ganzen Reisen nicht zu vernachlässigen. Dann schwenkte die Gruppe nach Süden und erreichte am späten Nachmittag den heimatlichen Marstall.

Im Nu hatte es sich herumgesprochen, dass die Herrschaften im Finsterkamm wiedermal eine Bande finsterer Schwarzpelze besiegt hatte. Bewundernde Blicke folgten der Kämpen, als sie sich vom Stall zum Herrenhaus begaben. Nachdem sich Renzi und Meran um die Verletzungen der Edlen gekümmert hatten und der Marstall wiederum ein gemeinsames Essen zu Ehren des Barons von Kressenburg erlebt hatte, begaben sich die Freunde in das kleine Kaminzimmer, wo sie von ihren Erlebnissen berichteten.

Zu später Stunde, Mitternacht war bereits vorüber, begaben sich alle in ihre Betten.

Wieder weckte Ardo und Mechthild das jetzt bekannte Waffenklirren. Doch zu ihrem Erstaunen kämpften auf dem Hof Urion und Rondrian. Obwohl sie mit Anderthalbhändern kämpften, waren ihren Bewegungen fließend und geschmeidig. Mit geübtem Blick erkannte Ardo, dass Rondrian der bessere Fechter war und wurde in seiner Einschätzung bestätigt, als der Geweihte zu eine Überkopf schlag ansetzte, dann aber seitlich ausbrach und Urion mit der flachen Seite der Klinge auf dem Schwertarm traf. Das Schwert fiel Urion aus den Händen. Für ein paar Sekunden standen die Brüder still und neigten ihren Häupter. Dann umarmten sie sich herzlich lachend und begaben sich zurück in Richtung Herrenhaus.

Ardo ließ sich bei der Morgentoilette Zeit. Zwar waren auch seine Wunden gut versorgt worden, doch trotzdem behindeten ihn noch immer leichte Schmerzen bei seinen Bewegungen. Ein paar Tage würde sein Körper noch brauchen um sich vollständig zu erholen. Als er schließlich in die Stube hinunter kam, saß Mechthild längst über ihrem Frühstück und auch die beiden Brüder ließen es sich schmecken. Der Kressenburger Baron ließ sich nicht lange bitten und griff hungrig zu, als ihm eine Magd ein Brett mit Speck und Eiern brachte.

„Wahrhaft Urion, du und die Deinen machen es mir wirklich schwer an die Heimreise zu denken.Trotzdem sollten wir nach dem Essen bald aufbrechen, wenn wir zum Abend in Niemith sein wollen.“

Seine Knappin gab sich keine Mühe ihre Enttäuschung zu verbergen. Auf Rosskuppe hatte sie so viel über Pferde gelernt wie nie zuvor und auch das Essen war deutlich schmackhafter als daheim in Kressenburg. Sie hoffte sehr, dass ihr Schwertvater ihren Großonkel davon überzeugen konnte ,dass ein paar zusätzliche Gewürze und Gerichte für die Tafel eines Barons angemessen wären. Immerhin wollte ihr Baron ja nun länger in der Heimat verweilen, da würde sich vielleicht auch die Burgküche endlich den neuen gepflogenheiten anpassen. Aber in Kressenburg brauchten Veränderungen ja bekanntlich immer etwas länger.

„So bleibt uns nur, uns für die Gastfreundschaft zu bedanken,“ fuhr Ardo fort. „Der Besuch hier wird mir unvergesslich bleiben.“

„Nicht dafür lieber Freund, es war mir und den meinen eine Ehre, eine große Freude und letztlich eine gerne erfüllte Pflicht. Ich hoffe wir werden in Zukunft noch häufig auf einander treffen, um die Waffen für die Mark führen. Und was unsere geschäftlichen Beziehungen angeht, stehen wir glaube ich erst am Anfang. Vielleicht sollten wir bei Gelegenheit noch mal über den regionalen Handel sprechen.“

„Also noch ein letztes Mal zum Geschäftlichen. Ich nehme dann wie abgemacht FIRUNA zur Zucht mit nach Kressenburg. Bezahlen werde ich sobald ich kann, aber spätestens nach der Ernte. Zusätzlich werde ich in Kressenforst damit beginnen ein paar einfache Stallungen als Ausweichquartiere für den Marstall zu errichten. Hast du dir noch etwas Anderes überlegt?“

„Nein, du bekommst FIRUNA und kannst sie heute gleich mitnehmen.“ An Mechthild gewandt fragte er neugierig und mit einem schelmischen Gesichtsausdruck: „Und junge Dame! Wie ist die Stute? War der Aufenthalt auch zu deiner Zufriedenheit?“

Mechthild nickte ernergisch und zeigte mit ihrer Gabel begeistert im Kreis herum während sie den letzten Bissen Rüherei herunterschluckte. „Es war wirklich schön hier, Herr Urion, noch schöner als in Perricum und die Pferde sind sowieso das Beste was es gibt. Nur die Schwarzpelze waren doof...“ Sie stockte kurz und suchte in Gedanken nach dem Wort was ihr Großonkel hier für angemessener gehalten hätte. „Verzeihung, ich meine es war unschön... aber die Schwarzpelze habt Ihr und die Grenzreiter ja getötet ind die Leute gerettet. Also ist alles gut gegangen. Und FIRUNA ist sowieso toll. Sie hat einen ganz ruhigen Gang und außerdem hätten Praiolin und ich ohne sie keine Chance gegen den Schwarzpelz gehabt. Es wird so schön sein sie in Kressenburg zu haben und ich werde mich ganz besonders gut um sie kümmern!“ Die Knappin stoppte als sie bemerkte, dass sie ins Plappern verfiel und lief verschämt rot an, so dass ihre Sommersprossen noch stärker hervortraten. Aber sie senkte nicht den Kopf, wie sie es vor ihrer Ankunft so oft getan hatte wenn ihr etwas peinlich war, sondern sah Urion weiter mit vor Begeisterung geweiteten Augen an.

„Na prächtig, willst du mir also versprechen, dich stets um FIRUNA zu kümmern? Bei meinem nächsten Besuch werde ich sie mir genau anschauen und dir noch weitere Reitlektionen erteilen, denn wenn du deine Knappschaft beendet hast, wird dein Schwertvater bereits die ersten Generationen Kressenburger Streitrösser gezogen haben. Wenn du dich dann als würdig erwiesen hast, wirst auch du auf einem solchen Tier in die Schlacht ziehen und Für das Reich und die Mark große Taten vollbringen.“

Nachdem sie das Frühstück beendet hatten, erhoben sie sich vom Tisch und traten auf die Veranda. Zwei Reitknechte hatten BOROMIL und das Pferd der Knappin bereit gemacht. Artog stand neben BOROMIL und hielt Ardos Lanze mit dem Kressenburger Banner, welches sich in der leichten Morgenbrise immer wieder voll entfaltete. Auch die übrigen Reiffenberger waren herausgetreten um sich von den Gästen zu verabschieden.

Urion ergriff noch einmal das Wort als beide schon aufgesessen waren: „Ardo sei nochmals bedankt für deinen Besuch, wir sehen uns ja schon bald wieder, wenn es gen Hundsgrab geht. In der Zwischenzeit gehabt euch wohl. Meine Grüße an die werte Verlobte und den Kieselholm. Wenn er wieder schimpft wegen deiner neuen Idee mit der Pferdezucht, dann verrate ihm einen Kniff. Er soll im Winter Weidenzweige in ein Wasserfass nahe des Kamins aufstellen. So habt ihr immer etwas Grünfutter für die Tiere und sie sind im Frühjahr nicht so abgemagert. Klappt übrigens auch beim Vieh.“

„Ich werde es im sagen. Doch wenn er merkt, dass das Vieh damit im Frühjahr bessere Preise bringt, wird er die ganze Burg mit Wasserfässern vollstellen fürchte ich.“ Mit einem fröhlichen Grinsen nahm er die Lanze von Artog entgegen.

„Ach ja, bevor ich es vergesse, reitet von hier entlang des Perlenbaches direkt nach Osten. Die Wiesen sind trocken und eben, da kommt ihr gut voran und spart den weiten Weg über die Landstraße. Kurz vor der Mündung trefft ihr auf das Kloster Perainefried. Südlich davon ist seit alters her eine tiefe aber gangbare Furt durch die Breite. Ihr erkennt die Stelle am Ufer daran, dass dort drei mächtige Steineichen wachsen. Der Wasserstand ist derzeit sehr niedrig, so dass ihr sie problemlos passieren könnt. Wenn ihr diesen Weg wählt, könnt schon heute am späten Abend auf Burg Kressenburg einen Humpen Bier auf das Wohl der Familie Reiffenberg trinken.“

Ardo sah einen Moment den Weg entlang nach Norden, dann nach Osten der aufgehenden Praiosscheibe entgegen und blickte schließlich die versammelte Familie an. „Also noch ein wenig weiter über die schönen Wiesen Hexenhains? Warum nicht, wenn wir dadurch noch heute Abend zu Hause sein können. Das Bier auf euer Wohl sei euch gewiss.“

Urion reichte Mechthild den Führstrick von FIRUNA.

„Mögest du auf deinem weg Freunde finden, die Führung der Götter und das Geleit der Heiligen!.“