Geschichten:Soldschreiber Jorulf Türmer

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Tagebuch des Jorulf Türmer, Schreiber von Gundas Haufen

Wir lagerten nun schon einige Tage hier auf einer Wiese vor Rommilys. Eigentlich ist das seltsam, denn in diesen Zeiten wird eine Gruppe Streiter für Gold gerne angeworben, um einen Handelszug zu begleiten. Nur schien Phex mit uns nicht zufrieden zu sein und ließ die Handelsherren unserer Hilfe nicht brauchen. Gunda, unsere Hauptfrau, war sogar in die Stadt gegangen und hatte im Kontor di Toro nachgefragt, ob nicht ein Auftrag drin wäre für uns. Auch das vergebliche Müh und die sechzehn Mäuler unserer Truppe fraßen allmählich die Feldkasse auf. Glücklicherweise war es Ende Praios und das lagern im Freien möglich.

Vielleicht hatte Gundas Nachfragen in der Stadt aber doch etwas gebracht, denn heute kamen hohe Herrschaften zu uns. Der, der vorweg geritten kam, war ein junger Rittersmann, das konnte man schnell erkennen an Haltung, Kettenhemd und Schwert. Auf seiner Brust hatte er das Wappen mit den goldenen Tannen - Firunslicht. Wir kannten das gut, denn manchmal hab ich den Eindruck, daß diese Tannen an jeder zweiten Brücke zwischen hier und Wehrheim pappen, an der Maut verlangt wird.

Der andere war ein etwas älterer Mann mit dunklen Haaren und einem stattlichem Vollbart. Auf seiner Nase hockte eine Brille und er sah ungemein gelehrt aus. Ich hab ja zuerst gedacht, wär wohl der Kanzler vom jungen Herrn. War aber nicht, sondern wohl auch ein Firunslicht, noch dazu Junker Edric. Gehört hab ich schon einiges, aber ich hab ihn mir immer anders vorgestellt. Irgendwie respekteinflößender oder so, denn die Händler, die wir eskortieren, reden ja dauernd von ihm.

Nun, kurz und gut: Man hat uns angeheuert für gutes Gold, denn es soll nach Osten gehen, in die Berge. Mir ist ja etwas mulmig dabei, aber Gunda schlug ein. Und wir können das Gold gebrauchen, was er schon da ließ. Gleich morgen soll es los gehen.

Sind heute in Dergelmund angekommen. Ich war schon lange nicht mehr am Meer und bin auch froh darum. Ist alles nicht mehr, was mal Meer war. Dennoch bin ich froh, hier zu sein, allein, weil die Füße doch arg weh tun. Man hat eilig gehabt, uns hierher zu schicken. Angeführt wurden wir dabei nicht von dem Ritter, Goralf heißt der, oder dem Junker Edric selber, sondern von einem Magier! Gunda sagt, der gelehrte Herr hieße Morthyr und sei der Magier der Firunslichts. Ist mir egal, ich halt mich so gut es geht fern von ihm, zumindest, solange wir an Land sind noch, denn morgen gehts hinaus auf die verfluchte See.

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Laufen gerade in den Zielhafen ein. Hafen ist dabei allerdings ein eher schmeichelndes Wort, denn dieses Kalklanden besteht nur aus einer Handvoll Gabäude und einem großem Anlegesteg. Um von See aus dahin zu kommen, muß man ein Stück weit in eine schmale Bucht einfahren, die von hohen Felsen begrenzt wird. Ein unheimliches Gefühl ist das - man hat fast den Eindruck, als fielen gleich Steine auf Deck und begraben das Schiff unter sich am Grund des dunklen Wassers. Unsere Kapitänin sagt, das sei hier sehr tief. Ich glaub ihr das mal.

Nun ist der Anleger schon näher. Innerhalb der Palisade erkenne ich ein Gehöft mit einem großem Lagerhaus. Am Steg liegen auch mehrere Klafter Baumstämme zum Verladen bereit. Die Menschen, die in den Fachwerkgebäuden leben, scheinen sich von Schafzucht zu ernähren, denn von den Wolltieren kann ich einige auf der steilen Weide hinter dem Weiler erkennen. Vielleicht auch Fischfang - aber ich weiß nicht, wie gut das heuer noch möglich ist in diesen Gewässern.

Das Schiff legt an neben einem kleinem Kutter, der wohl hierher gehört. Gunda gibt Befehl zum ausschiffen.

Endlich sind wir an unserem Zielort angekommen. Der Anmarsch ging erstaunlich gut vonstatten, denn von Kalklanden führt hierhinauf eine gut ausgebaute Strecke, befestigt mit strahlend weißem Kalkbruch. Der Weg führte immer am Fjordrand entlang und schließlich oberhalb eines kleinen Flüßchens namens Kalke. Warum der Weg so gut ausgebaut ist, habe ich schnell bemerkt, denn schon nach wenigen Meilen kam uns ein Zug von schweren Fuhrwerken entgegen, die wohl Baugestein geladen hatten, das auch noch auf das Schiff sollte. Ich hätte mich gerne noch mit den Leuten etwas unterhalten, aber der Magier ließ keinen Halt zu. Ich denke, es ist besser, ihm nicht zu widersprechen.

Edricsbruch heißt das Dorf und es gleicht einer großen Baustelle. Hier leben mehr Menschen als in die soliden Blockhäuser hineinpassen wollen, von denen gerade wieder eines errichtet wird. Ich denke, insgesamt sind es sicher mehr als zweihundert, aber viele scheinen nur im Sommer hier zu verweilen. Das eigentliche Dorf ist inzwischen auf einem künstlich geschaffenem Plateau errichtet worden. Offensichtlich eine Abraumhalde, die auch immer noch in eine Richtung weiterwächst. Direkt neben dem Dorf liegt den Hang aufwärts der Steinbruch. Eine weiße Wand, die sich langsam mehr und mehr in die Flanke des Berges hineingefressen hat, davor die Gerüste der Steinbrecher. Das Klopfen schallte uns schon weit unten entgegen und hier erfüllt es die gesamte Luft. Die fertigen Steinblöcke werden wohl unterhalb des Dorfes gelagert, direkt neben weiteren Stapeln von Holz.