Geschichten:Sechs Legenden - Marsilia Groterian

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Sechs wunderbare Legenden von tapferen Maiden der Kaisermetropole Gareth. Gesammelt und niedergeschrieben im MXXXIX. Jahr des Falls Bosparans durch Marwan Nandrash Alfessir, dem ergebenen und demütigen Diener des weisen Einhorn zur allgemeinen Belehrung des Volkes Garetiens

Die Legende von Marsilia Groterian

„Als die finstere Dämonen-Horas im vieltürmigen Bosparan die sagenhaften acht Märtyrer vor den Augen der Götter verbrannte und die Ewigen verhöhnte: ‚Die jetzt zu euch spricht, ist Hela-Horas, eure Herrin. Ich befehle, euch nicht in meine Angelegenheiten zu mischen. Wenn ihr gegen mich aufbegehren wollt, dann kommt herab und löscht diese Flammen!‘ – da war unter den starken und götterfürchtigen Bürgern Gareths ein hesindegefälliger Disput und der Wille geboren mit Waffen zum Aufstand zu ziehen.

Denn ungerechte Herrschaft kann nur von jenen gebrochen werden, die durch ein klares Verständnis zu der Einsicht gelangen, dass nur das Schwert, welches dem Tyrannen das verderbte Haupt vom Leibe schlägt, die Freiheit vom Joch der Unterdrückung erlangen kann. Und da die Garether geschult waren im Namen der Herrin Hesinde und ihres weisen Sohnes Nandus, war in ihnen die Einsicht, dass nun und nicht später der Zeitpunkt zu handeln gekommen ward.

Und so zog die freie Stadt Gareth unter der Führung des klugen Raul von Gareth gegen die Feindin Deres und Alverans, deren Heer sie trafen vor Brig-Lo. In seinem Tross aber waren viele tapfere Frauen und Männer aus der Metropole im Herzen Aventuriens, und wie viele Heldensagen singen noch heute die Taten und Kämpfe der aufrechten Garether Bürger.

Unter ihnen waren auch Marsilia und Carolan, zwei im Wohlstand verfeindete Bürger. Carolan war groß, aber schwächlich gebaut mit käsiger Haut. Dagegen war Marsilia von kleiner Statur, aber in ihren Augen funkelte ein wacher und starker Geist.

Als nun die Schlacht an ihrem Höhepunkt war und die Reihen der Spießbürger zu wanken begannen, verdunkelte sich der Himmel und zum zweiten Mal in der Geschichte Deres sollten die Feinde der Götter die aufrechten Garether vernichten. Überall war Angst und Zähneklappern, und nicht wenige wollten ihre Waffen fortwerfen und das Hasenpanier ergreifen. Da erschienen vier Kämpfer in vorderster Front der Aufständischen, gehüllt in strahlende Rüstungen aus Gold, in den Händen weiß glühende Waffen. Und die Garether wussten, es war gut.

Im Getümmel wider die bösen Dämonen und schändliche Kreaturen nun ereignete sich, dass Carolan und Marsilia Seit‘ an Seit‘ gegen einen mit Dornen bewaffnetes Riesenuntier kämpften, welches einen Kämpfer nach dem anderen über das Nirgendmeer schickte. Und als Carolan über eine Wurzel im Boden stolperte und wehrlos seinem sicheren Tod ins Auge sah, erkannte Marsilia seine Schwäche und besiegte das Untier.

Mit eiserner Hand half sie auf dem gefallenen Bürger und blickte ihm fest ins Gesicht. »Bürger sind wir der freien Stadt Gareth. Diener der ewigen Zwölfe. Und so sollen wir nun Freunde sein, die Freiheit und die Götter zu verteidigen!«

Und Carolan schlug ein und umarmte fest seine Gefährtin. »So wie wir frei sind in der Wahl unserer Freunde, so sollen wir bleiben frei in der Wahl unseres Kaisers. Denn dieses ist der Wille der Götter, dass der Fähigste soll tragen die Krone und Bürde der Herrschaft über die Menschen.«

So zogen sie gemeinsam strafend gen Bosparan und kehrten als Freunde nach Gareth zurück mit reicher Beute.“