Geschichten:Schwarzer Weg - Drei Helden

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Reichsstadt Hartsteen, Hesinde 1038 BF

Südländer, Zauberer und Zwerge! Praiodan von Steinfelde schnaubte innerlich angesichts der drei Gestalten in seinem Empfangszimmer. Auch wenn Bartel ihn vorgewarnt hatte, konnte er seinen Unmut kaum im Zaum halten. Das Trio bestand aus einer Frau, einem Mann und einem Angroscho, welcher sich klugerweise im Hintergrund hielt. Nach einer ungelenken Verbeugung begann der Mann sich und seine Gesellen wortreich mit südländischem Akzent vorzustellen. Sich selbst nannte er Iniego und seine Gefährten Magistra Soraya und Rambox Sohn des Tribox. Ohne weiter auf das Geschwätz zu achten betrachtete der Hartsteener Wegevogt die drei: Ihre Kleider waren geflickt, die Mäntel staubbedeckt und die Stiefel dreckig. Die Waffen hatten sie an der Pforte abgeben müssen. Selbst den Stab der Magierin hatte der umsichtige Adlatus einkassiert, was zu einer kurzen Diskussion geführt hatte. Fahrendes Volk, heruntergekommene Söldner und unzuverlässige Herumtreiber waren sie, mochten sie sich auch mit ihren angeblichen Ruhmestaten brüsten. Die Leute sahen nicht aus, als könnten sie tatsächlich wertvolle Informationen liefern. Praiodan verwünschte wieder einmal seinen Neffen Praioswald, der diese schrägen Figuren in einer Schänke aufgegabelt und hergeschickt hatte. Unsichere Blicke ließen den Steinfelder gewahren, dass der Strom der Worte versiegt war.

"Wie bitte?“, versuchte Praiodan sich zu sammeln.

„Der Herr Praioswald sagte uns, dass Ihr für Nachrichten über den Verbleib des Schwarzmagier Tharleon oder dessen Ergreifung auch eine gewisse Summe ausgelobt habt“, wiederholte der Mann namens Iniego in seinem leicht lispelnden almadanischen Akzent.

Praiodan nickte vorsichtig: „Das ist richtig. Die Höhe hängt allerdings vom Wert der Information ab.“

„Wir sind ihm und seinen Helfern vor nicht allzu langer Zeit begegnet."

Praiodan überlegte. Wenn die drei wirklich wussten, wo sich der Gesuchte im Moment aufhielt, musste schnell gehandelt werden. Wer konnte schon ahnen, wie schnell sich wieder solch eine Gelegenheit bieten würde? Andererseits traute der Steinfelder diesen Herumtreibern keinen Finger breit.

„So? Na dann lasst hören!"

Es folgte eine rührselige und nichts weniger als absurde Geschichte über die Suche nach einem verschwundenen Bauern und dem Fund von dessen sterblichen Überresten in einem Weiher; der anschließenden selbstlosen Verfolgung der Spuren der Täter, einem belauschten Gespräch zwischen finsteren Banditen an einem nächtlichen Lagerfeuer gefolgt von einem Kampf gegen Dämonen, einer überstürzten Flucht und dem tragischen Verlust eines lebensmüden Kameraden namens Abdul. Wenn nur die Hälfte von dem stimmte, was der Mann in seinem speckigen Lederwams da von sich gab, mussten die drei traurigen Gestalten die wiedergeborenen Sieben Gezeichneten sein.

Kurzerhand unterbrach Praiodan schließlich das nicht enden wollende Geschwafel: "Ihr sagt also, ihr hättet seine Spur in Aldenried aufgenommen?“

"Ja, aber sein letztes Lager war an der Grenze zu Waldstein, nicht weit vom Kloster Tannenheim“, bestätigte der Almadaner.

"Gut, gut, gut. Ihr werdet die Belohnung erhalten - sobald der Schwarzkünstler Tharleon gefasst ist."

"Wie wäre es mit einem Vorschuss?“, versuchte es die Magistra mit einem gewinnenden Lächeln, "Wir hatten etliche Ausgaben und Verluste, die wir ersetzen müssen."

Praiodan gab sich jovial: „Auch den sollt ihr bekommen. Ich werde Bartel entsprechende Anweisungen geben, wenn ich morgen früh aufbreche. Ich wünsche, dass mich einer von euch zu dem Ort führt, den ihr gerade beschrieben habt und dass die anderen in der Stadt bleiben, bis ich zurückkehre.“

Dann wurde sein Blick hart, "Solltet ihr aber gelogen haben oder die Stadt zuvor verlassen, werde ich euch wegen Behinderung der Obrigkeit an den Pranger stellen und auspeitschen lassen, oder vielleicht sogar wegen Bündelei mit dem Erzfeind hängen."

Das wirkte. Die Frau öffnete den Mund in Empörung, doch der Zwerg knuffte sie mit dem Ellenbogen in die Seite, so dass sie ihn wieder schloss und stattdessen dem Angroscho einen vernichtenden Blick zuwarf.

„Natürlich, Euer Hochwohlgeboren“, beeilte sich der Almadaner im Verbund mit einer schnellen Verbeugung. „Wir tun alles, was in unseren Kräften steht um Euch nicht zu enttäuschen.“

Der Steinfelder nickte und entließ seine Besucher. Wenn diese drei Helden morgen noch in der Stadt waren, konnte es sich tatsächlich lohnen, der Spur zu folgen.