Geschichten:Schwarz, Schwärzer, Schwarztannen – Antrittsbesuch

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Burg Scharfenstein, 30. Ingerimm 1043

„Wir kennen ihn doch gar nicht“, protestierte Rianod ni Rían zum gefühlt tausendsten Mal, „Diesen... hm... Altgejachterten.“

Darian von Trottweiher musste schmunzeln. Ob die Entstellung des Namens ihres möglicherweise zukünftigen Schwiegersohn absichtlich geschehen war?

„Meine liebliche Kornblume“, hob der Ritter da beschwichtigend an, „Götterläufelang hast du jedem dahergelaufenem Adeligen – ganz gleich welch zweifelhafter Ruf ihm voraus oder hinterher eilte – unsere Töchter angepriesen, weil es Dir nicht schnell genug gehen konnte und jetzt, jetzt geht es Dir etwa zu schnell?“

„Nun: Wir kennen ihn doch gar nicht!“, wiederholte sie energisch nickend.

„Aber Ailsa kennt ihn“, konterte er, „Und so wie sich das anhörte, kennen die beiden sich schon recht gut...“

Mit einem strengen Blick ermahnte sie ihren Gatten.

„... als wären die beiden recht schnell zum rahj...“

„Darian!“, unterbrach ihn Rianod sichtlich verstimmt.

„... ähm... angenehmen Teil übergegangen“, der Ritter nickte. Ein verschmitztes Lächeln umspielte seine Lippen.

Die Kriegerin rollte mit den Augen: „Du wirst auch nur älter...“

Da lachte Darian verschmitzt: „Nun, unsere Tochter ist eben eine äußerst gutaussehende Frau, ganz wie ihre Mutter.“ Er bedachte Rianod mit einem kecken Blick. „Und – wie soll ich das jetzt sagen – irgendetwas muss sie ja auch von mir haben...“

„Und da fällt dir nichts Besseres ein, als das albernische Weichei?“, sie sah in fragend an, „Ja, genau so hast Du mich damals genannt.“

„Ja, ich gemeiner Schelm!“, frotzelte er da nur mit einem vielsagenden Lächeln auf den Lippen, „Was habe ich mir nur dabei gedacht?“ Er zuckte mit den Schultern. „Ja, was nur?“

„Als wäre das nicht von Anfang an Dein Plan gewesen...“

Verschmitzt grinste der Ritter: „Nun, um ehrlich zu sein habe ich nicht geglaubt, dass so ein liebreizendes und gutaussehendes albernisches Weichei sich bei Nacht mit mir in die Ruine traut...“ Er seufzte vielsagend. „Mir wurde so warm, das ich glatt meine Kleider ausziehen musste.“

Die Kriegerin lachte. Der Ritter lachte.

„Ich weiß einfach nicht“, hob die Rían da an, „Ob ein garetischer Ritter der Richtige für unsere Toch... ?“

„Ein garetischer Baron“, korrigierte er sie da, „Ein Baron, dessen Baronie direkt an den Kosch, nämlich Gräflich Zwischenwasser, grenzt und lediglich vier Tagesritte entfernt liegt. Unsere Tochter wird Baronin. Was willst Du mehr?“

„Also ich weiß nicht...“

„Sein Brief klang doch vielversprechend.“

„So etwas hat Scanlail schon geschrieben, bevor sie überhaupt auf die Bardenschule ging“, merkte Rianod sichtlich stolz an, „Vielversprechend würde ich das nicht gerade nennen...“

Darian lachte jedoch nur: „Ihre Wortgewandtheit hat Scanlail ja auch eindeutig von mir.“

„Der Ausdruck des albernischen Weicheis ist ja schließlich auch einer von höchst brillanter Rhetorik“, spottete die Rían, „Da kann unsere Tochter wohl noch so einiges von Dir lernen...“

Der Ritter lachte, wurden dann jedoch seltsam ernst: „Wenn er unserer Tochter wirklich liebt...“

„Wenn...“, wiederholte die Kriegerin skeptisch, „Wenn...“

Vor ihnen schob sich die mächtige Schildmauer der Burg Scharfenstein den Horizont hinauf.

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„Mutter! Vater!“, entfuhr es Nurinai ni Rían mit einer Mischung aus Ungläubigkeit und Verzückung, als sie zwei Reiter durch das Tor kommen sah und zuerst erst gar nicht ihren Augen hatte trauen wollen.

Noch während Yolande von Raukenfels neben ihr anheben wollte etwas zu erklären, lief Nurinai auf ihre Eltern zu und fiel zuerst ihrem Vater und anschließend ihrer Mutter freudig in die Arme, da waren sie kaum von ihren Pferden abgestiegen. Man herzte und küsst sich, wie nur Eltern und ihr Kind es tun konnten.

Gemäßigten Schrittes trat die Vögtin nun auch zu den Gästen.

„Gut siehst du aus“, stellte Darian von Trottweiher fest, als er seine Tochter noch einmal genau musterte und mit einem kecken Lächeln auf den Lippen wollte er wissen: „Hast du etwa... jemanden kennengelernt?“