Geschichten:Schmuggel in Greifenfurt - Kressenburger Konsequenzen

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Dramatis Personae:

Auf der Kressenburg

Ardo, Phexian, Durac und Balduin saßen im Kaminzimmer der Burg. Ein gemütliches Feuer prasselte im Kamin, schaffte es jedoch genausowenig wie die gut gefüllten Bierkrüge die ernsten Gedanken der vier Männer aufzuhellen.

Der linke Unterarm des Junkers von Kieselbronn endete in einer ehernen Manschette, an der eine kunstvoll gefertigte Hand aus Hartholz befestigt war. Zwergische Runen verzierten die Verschlüsse mit denen die Protese fixiert wurde. „Sieht so aus, als hätten Duracs Leute ganze Arbeit geleistet.“ Den Bierkrug in der Hand deutete der Baron von Kressenburg darauf.

Balduin quittierte die Bemerkung mit einem bitteren Lächeln. Die Kunstfertigkeit der hiesigen Zwerge hatte ihm immer imponiert, doch hätte er sich niemals träumen lassen ihre Dienste einmal auf diese Weise in Anspruch nehmen zu müssen. „Der Schmied hat mir sogar in Aussicht gestellt noch vor dem Winter einen Aufsatz für den Bogen und einen für den Eberfänger zu fertigen. Wenn er das hinbekommt spendiere ich dem Ingerimm-Schrein eine neue Fassade. Dann könnte ich auch endlich wieder zur Jagd gehen und meine Pflichten als Jagdmeister nachkommen.“

„Ich bin mir sicher, dass du das tun wirst. Und Durac hier wird dich sicher an dein Versprechen erinnern.“

„Woauf du wetten kannst,“ bestätigte der alte Zwerg feierlich.

„Wichtiger als dein Bogen ist mir bis zum Winter aber eher deine Erfahrung mit dem Reichsforst. Auch ohne zwei gesunde Hände weißt du noch immer mehr als wir alle zusammen was sich dort abspielt.“ Ardos aufmunternde Worte kamen von Herzen und er war froh den gestandenen Haudegen wieder Zukunftspläne machen zu hören. Vor ein paar Wochen war dessen Niedergeschlagenheit so groß gewesen, dass er bereits befürchtet hatte, der Junker würde es dem alten Orkenwaller gleich tun.

„Womit wir beim Thema wären.“ Leise räusperte sich der alte Vogt auf der anderen Seite des Tisches. „Der Übergriff auf die Jagdgesellschaft hat wohl mehr als deutlich gemacht, dass es weiterer Maßnahmen bedarf um zu verhindern, dass Kressenburg und seine Wälder den gesetzlosen Zuständen der Wildermark anheim fällt. Unsere bisherige Wachsamkeit hat nicht ausgereicht um die Tat zu verhindern oder wenigstens die Schuldigen zu fassen.“

„Aber was bleibt uns noch?“ Ardo machte eine hilflose Geste mit den Armen. „Mehr Büttel? Die Grenze nach Waldstein ist gut vierzig Meilen lang. Wenn auch nur ein Bruchteil für Karren geeignet ist, so haben die Schmuggler mit ihren Kiepen, wie wir erfahren mussten, dadurch doch viele Möglichkeiten. Dazu kommt die Grenze nach Quastenbroich und Eslamsroden. Von Felian haben wir seit den Feierlichkeiten auf Burg Niemith nichts mehr gehört und Greifwin versucht zumindest sein Möglichstes die Räuberbanden in Schach zu halten. Aber der Breitenqueller fordert weiterhin seine volle Aufmerksamkeit, wodurch mein Vetter kaum effektiv gegen die Wildermärker Umtriebe vorgehen kann. So viele Büttel wie wir bräuchten kann ich einfach nicht bezahlen ohne die Baronie dabei gründlich zu ruinieren.“

„Lass das meine Sorge sein Ardo,“ meldete sich der Junker wieder zu Wort. „Wie du schon sagtest verläuft der Großteil der Grenzen durch den Reichsforst. Der ist aber lange nicht überall so durchlässig wie du denkst. Zumindest nicht mehr. Der Wald ist fast überall wilder geworden. Vor allem das Unterholz sprießt wie verrückt. Erinnerst du dich, dass die Schmuggler im Rahja eine Karte dabei hatten? Der Weg den sie durch den Wald genommen haben war einer der wenigen gangbaren Pfade die es zwischen Kressenburg und Korbronn überhaupt noch gibt. Ich bin bis zu dem Überfall viel mit meinen Leuten durch die Grenzwälder gestreift und ich sage dir, es gibt in den Klappechser Hügeln kaum noch Wege oder Wildpfade denen man folgen kann ohne sich den Hals zu brechen.“

„Das ist ein Elfenfluch, das sag ich euch! Diese verdammten Spitzohren wollen uns vertreiben, denn sie gönnen uns das Erz in der Esse nicht!“ Grummelnd setzte Durac den Bierkrug an und trank ihn in einem Zug halbleer.

„Aber was hilft uns das Wachstum der Bäume und Sträucher?“ Ardo erkannte ebenfalls nichts Gutes in dem unnatürlichen Wuchern des Reichsforstes, das sich auch nach dem Tod des frevlerischen Druiden im Vorjahr nicht vermindert hatte.

„Ganz einfach. Ich werde mit meinen Männern noch einmal die Grenzen kontrollieren. Wir suchen alle diese Stellen wo ein Durchkommen möglich wäre und blockieren diese. So machen wir zumindest den Teil der Grenze dicht der am unübersichtlichsten und damit am gefährdetsten ist.“

„Dafür brauchst du doch auch wieder Leute. Selbst wenn es auf eine Meile nur ein oder zwei Schlupflöcher gibt brauchst du ein Banner um alles abzusichern. Es sei denn du willst eine Wallanlage durch den Wald ziehen,“ beendete Ardo seine Überlegungen spöttisch.

Balduin wurde mit einem Schlag nachdenklich und grinste schließlich als hätte er in einen Honigkuchen gebissen.

„Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten. Zumindest keine aus Stein und totem Holz. Aber eine lebendige Mauer? Warum nicht? Alles was wir dafür brauchen liefert uns der Wald selbst. Buchen, Eichen, Brombeeren, wilde Rosen, Schwarzdorn und anderes Unterholz. Es gilt lediglich einen Patroullienpfad anzulegen der auf unserer Seite hinter der Hecke entlangführt und mit ein paar Setzlingen hier und da natürliche Lücken zu schließen. Es dauert zwar ein paar Götterläufe bis alles gewachsen ist wie es soll, aber mit einer Steinmauer oder einem Palisadenzaun wären wir auch nicht schneller fertig. Zudem kommt die Hecke dich langfristig billiger, da sie von selbst nachwächst. Aber frag besser nicht Durac nach seiner Meinung, der würde das als Elfengeschwätz abtun.“

Staunend erkannte der Baron was sein Junker ihm da vorschlug. „Du willst eine Wehrhecke ziehen? Mitten durch den Reichsforst und die gesamte Grenze entlang? Das ist doch...“ Hilfesuchend sah er zu seinem Vogt.

„Das ist Elfengeschwätz!“, fuhr Durac missmutig dazwischen.

„Das ist vor allem teuer,“ gab Phexian zu bedenken. „Allein der Aufwand um eine Schneise von Korbronn bis zur Quastenbroicher Grenze zu schlagen wird enorm sein. Auch wenn der grenznahe Wald östlich von Kressenburg Stadt deutlich lichter ist als im Westen. Ganz zu schweigen von den Frondiensten die zukünftig benötigt werden um die Schneise frei und instand zu halten.“

Neugierig betrachtete Ardo seinen ehemaligen Schwertvater. Er kannte den alten Mann gut genug um zu bemerken, dass dieser die Idee offensichtlich nicht sofort als unsinnig verworfen hatte, sondern eher über die Machbarkeit und vor allem die Bezahlbarkeit nachgrübelte. „Du hälst es also für durchführbar?“ Deutliche Skepsis sprach aus Ardos Stimme.

„Es wird nicht einfach und beileibe nicht billig, aber ja, es ist möglich.“ Der Vogt ignorierte das missbilligende Prusten Duracs und sah Ardo in die Augen. „Die Frage ist nur: Willst du es dir leisten?“

Nachdenklich strich sich der Baron über das stoppelige Kinn. „Macht es Kressenburg sicherer? Kann es weitere Übergriffe aus der Waldsteiner Wildermark verhindern? Ich weiß, dass eine Wehrhecke sehr nützlich sein kann. Ja Durac, ich weiß, dass es sich nicht mit einer Mauer aus Koschbasalt vergleichen lässt,“ kam er dem Einwand des Sippenältesten zuvor. „Es könnte also funktionieren. Mir gefällt die Idee, aber das Ausmaß schreckt mich. Was nützt es die Baronie sicherer zu machen, wenn es mich ruiniert?“

„Wenn du es wirklich willst, finden wir schon einen Weg das zu finanzieren. Ich habe da auch schon ein paar Möglichkeiten die wir nutzen können. Die letzten Vereinbarungen mit Eslamsroden und Hexenhain haben uns da ein wenig Spielraum verschafft.“

„Gut. Aber wenn wir das machen, dann richtig. Ich will, dass nichts was größer ist als ein Fuchs die Grenze zwischen Kressenburg und Waldstein unbehelligt passieren kann! Bekommst du das mit der Hecke hin Balduin?“

„Mein Hand drauf,“ antwortete der Junker und berührte dabei mit einem grimmigen Lächeln seine rechte Hand aus Fleisch und Blut mit der hölzernen linken.

„Dann machen wir es so. Ich will zuerst einmal die Grenze nach Waldstein dicht haben. Durac, ich wünsche, dass du und die Deinen euch überlegt, wie mann die natürliche Hecke zusätzlich sichern kann. Durch Fallen zum Beispiel oder ein mechanisches Alarmsystem. Außerdem werden wir zwei feste Torhäuser bauen müssen an denen die ehrlichen Händler und Reisende passieren können. Wenn das erledigt ist, können wir uns überlegen ob wir die innermärkischen Grenzen ähnlich sichern. Phexian, ich will genau wissen was zu tun ist, damit ich meine Baronie für ihre Sicherheit nicht ausbluten muss. Bis ich wieder zurück zu den Landwehrübungen gehe muss alles auf dem Weg sein.“