Geschichten:Schlacht bei Zwingstein - Im Zentrum

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Bericht der Edlen Lamea von Teckelwitz auf Brastwinkel

Meine Leute wurden mit anderen Waffenfähigen zusammengesteckt in die 4. Rotte Kaisermärker Landwehr. Ich wurde zur Kommandantin ernannt, wobei ich lieber mit den Kaisermärker Rittern geritten wäre. Aber uns Teckelwitzens hatte man nun mal das Gebauer angedreht – mein Vater führte ebenfalls eine Rotte Landwehr. Ich hatte am Tage der Schlacht noch bei Marschall Hinn protestiert, aber der Schlunder Ritter erklärte mir, die Landwehr sei der Kitt zischen den schweren Brocken, und ich solle doch meine Frau stehen. Das hätte ich mein Leben lang getan, versicherte ich, aber da war er dann schon weiter gezogen.

Am Abend erhielten wir den Befehl zur Aufstellung, und da hätte ich diesem Ritterlein von einem Marschall gern noch einmal meine Meinung gesagt: Wir sollten ins Zentrum des Schlachtfeldes! Ich musste den einen und die andere aus meiner Rotte durchaus ohrfeigen, um sie bei der Stange zu halten. Wir bezogen also unsere Position hinter der Kaisermärker Schweren Infanterie, den Schlunder leichten Reitern und der Wandlether Garde, deren Hauptmann Aarenbert Steinbrücker sein Maul ganz schön weit aufriss. Aber gut – seine Garde hielt bis zum nächsten Morgen, da kann man nichts sagen. Greifenfurter berittene Schützen waren bei uns und sollten sich hinter der ersten Schlachtreihe aufstellen, bei uns. Da wartete auch die Landwehrrotte von Olorande von Sommerheide aus Ochsenblut. Die hatte die gleichen Schwierigkeiten wie ich, das Bauernpack im Zaum zu halten.

Kaum färbte sich der Himmel zur Nacht, ging die Schlacht auch schon los. Ich hörte später, dass sie neun Stunden gegangen sein soll – aber davon weiß ich nichts. Irgendwann war es eben wieder hell.

Chimären brachen aus der Dämonenbrache hervor, und nur wie standen zwischen ihnen und dem offenen Gareth, wo die Spießbürger Zeit brauchten, ihren Pikenwall aufzurichten. Chimären! Darauf bereitet einen ja keiner vor! Äbtissin Ulminde Indenzuber hat immer davon geredet, sie würde jede Kreatur kennen, die über Dere krieche, aber eins ist sicher: Allein über die Äcker vor der Zwingstein krochen Viecher, die sich die Peraine-Schnepfe nicht einmal hätte ausdenken können!

Das Zentrum unserer Schlachtformation wurde von Gerbald von Reiffenberg kommandiert, einem Greifenfurter Baron. Er rief uns zur Achtung – dabei hatte meine Landwehr ja noch gar keine Berührung mit den Monstrositäten.

Das Heer der Chimären raste auf unsere Schlachtreihe zu, und es war gut zu sehen, dass die Kräfte des Feindes sich links und rechts vom Zentrum massierten – offenbar wollte man uns nur binden, aber erst einkesseln und ernsthaft angehen, wenn die Flanken eingebrochen wären. Schon in der ersten Stunde vernichteten wir an unserem Schlachtabschnitt drei Einheiten des Feindes, während ich beobachten konnte, wie links die Reichsforster Ritter sich mehrerer, nur als „episch“ zu bezeichnender Riesenchimären zu erwehren hatten. Bei uns zermalmten die Wandlether Gardisten eine Horde Eberkäfer geradezu zu einem klebrigen Chitinhaufen. In der Stunde darauf begann ein zähes Ringen der 6. Rotte Kaisermärker Infanterie unter meiner Schweter Madalena von Scheuerlintz und Halmbert Rondratreu von Quastenstein mit einem großen Stachelfanten, das sich Stunden hinzog. Genauso erging es uns mit einem Trupp kampferfahren wirkender Minotauren, denen sich Rondrik von Kieselburg und Barduron von Sennenberg-Ruchin mit ihren Truppen entgegenstellten. Der Ruchiner verließ anschließend unseren Frontabschnitt, um anderswo weiterzukämpfen, wo es brenzliger war. In der dritten Stunde der Schlacht verlegte Reiffenberg unsere Schützen unter dem Kommando von Aldare von Dachsen in das stark bedrängte rechte Zentrum. Die Dachsen kam später zurück zu uns.

Endlich fiel der große Stachelfant, der mittlerweile Unterstützung durch Dornenwerfer aus den Tiefen des Chimärenheeres bekommen hatte. Das ganze Haffax-Heer war ein wogendes Meer aus schimmernden, blitzenden Leibern, drohenden Klauen und Krallen, geifernden Mäulern und spitzen Hörnern. Meine Leute glotzten starr vor Schreck. und nur weil das Zentrum weiterhin schwach bedrängt war und die Chimären in Kohorten fällte, wandte sich keiner zur Flucht. Bei den leichten Schlunder Reitern gab es jetzt erste Verluste- aber was war das im Vergleich zu dem Blutzoll, der an den Rändern des Zentrums gezahlt werden musste! Von den Flanken bekamen wir nicht viel mit.

Kurz darauf schoben sich riesige Chitinoide zwischen die harmlosen Hornkrabben und Giftratten – und in dieser fünften Stunde der Schacht nahm die zweite Einheit in unserem Abschnitt Schaden – erneut unter dem Kommando Rondrik von Kieselburgs! Die Zeit danach ist für mich sehr verschwommen. Öfter habe ich befürchtet, dass jetzt die Landwehr ranmüsste oder dass wir – davor graute mir regelrecht – verlegt werden würden, um irgendwo Lücken zu stopfen. Im linken Zentrum wurde nämlich Landwehr verheizt wie Reisig im Winter. Irgendwann kam ein Waldsteiner Junker angeritten, Hohentann, stellte er sich vor. Wo der Kommandant sei. Ich wies ihn zu Reiffenberg, Hohentann ritt nach vorn und wurde wenige Minuten später bei seinem ersten Angriff hier von den Chitinoiden gefällt und zerrissen. Schrecklich! Sein Neffe Elgor Leomar von Hohentann, der wohl mal eine ganze Baronie erben wird, musste das mit ansehen, erwarb aber immerhin einigen Ruhm als Anführer der ersten Lanze Waldsteiner Ritter.

Als dann endlich eine Ahnung des Morgens zu spüren war, in diesen Minuten, ehe die Dämmerung beginnt, stand plötzlich auch das Zentrum der Schlachtaufstellung unter starkem Druck: Zum Ende der Schlacht wurden mehr Verwundete nach hinten geschleppt als in der ganzen Schlacht zuvor!

Doch dann wurde endlich die Brandung des Chimärenheeres abgelenkt, die Piken des Bürgerheeres erwarteten sie schon. Und während die letzten, so harten Kämpfe tobten, zog sich Reiffenberg aus er vordersten Linie zurück. Was das solle, rief ich ihm zu, und er meinte die Schlacht sei gewonnen, da müsse er sich keinem Risiko mehr aussetzen. das fand ich schäbig. So gut hat er uns geführt, hat das Zentrum zusammengehalten, und dann kommt am Ende so etwas. Meine Enttäuschung saß tief. Tiefer noch traf mich dieselbe Entscheidung bei Ludogon von Eicheneck. Der Schlunder Ritter hatte sich in den Stunden zuvor mit Ruhm ohnegleichen eingedeckt!

Als der Schlachtenlärm abebbte, gewann ich endlich einen Überblick über die ganze Schlacht und konnte sehen, was für ein unverschämtes Glück wir im Zentrum gehabt hatten. Gerade die beiden Landwehrrotten sollten den Zwölfen danken, dass sie gar nicht mit den Chimären in Berührung gekommen waren! Ich kommandierte sie zum Bergen Verwundeter – wir zogen etwa den Ritter Ernbold von Fürchtenforst unter einem Haufen Würgeranken hervor, später erfuhr ich, dass seine Frau nur zehn Schritt von ihm gefallen ist.

Auch meine Schwester fiel; und Vater starb in dieser Schlacht. Er fiel mit seiner Landwehrrotte in den späten Stunden der Schlacht. Boron sei seiner Seele gnädig!

Und Haffax sei verflucht, zwölfmal!