Geschichten:Schimpf und Schande - Teil 9

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Wiesenschlösschen, Königsstadt Wandleth


Es dauerte ja in der Regel immer mindestens einen Tag länger, bis eine Nachricht aus Gareth in Wandleth ankam, als sie bis zu jeden anderem Punkt in Aventurien braucht - so spottet man hier. Aber nicht diese Nachricht! Schroeckhs plötzliche Machtdemonstration gegenüber den Baronen brachte die Schlunder Barone schneller ins Wiesenschlösschen als der Fandol die Flanke des Schlundes herunterstürzt.

Und so begab es sich, dass sowohl die Natter als auch Giselda von Ochs, beide nicht wirklich bekannt für Ihre Reiselust, zusammen mit Graf Ingramm und Reichsstadtmeister Robosch in der "großen" Halle (an deren Decke sich die Natter gleich beim Eintreten den Kopf gestoßen hatte) zu einem zwergischen Röstochsen zusammenkamen.

Die Natter hatte gerade einen großen Bissen Fleisch zwischen zwei Brotscheiben runtergeschlungen und wischte sich mit den Fingern die Fetttropfen aus dem Bart. "Daff", er schluckte, "...'tschulding, das ist eine Frechheit, die wir nicht akzeptieren können. Der Staatsrat hat seine Kompetenzen eindeutig überschritten. Ich habe eine Abneigung mich in anderer Leute Dinge einzumischen und genauso möchte ich nicht, dass sich andere in meine Dinge einmischen."

Die alte Giselda, sichtlich geschafft von der Reise, hatte nur ein paar kleine Bissen mit der Gabel in den Mund geschoben. Sie hatte vorher bereits in der Villa Krauzung gespeißt, wo sie untergekommen war. "Hochwohlgeboren, wir, dass heißt in diesem Fall Hochgeboren Rommilys-Nettersquell und ich, sind selten einer Meinung, aber wir müssen etwas unternehmen. Ein Protestnote wäre das mindeste - aber ich glaube es wird Zeit, dass der Schroeckh geht."

Schmatzend schüttelte der Graf seinen Kopf, "Ich habe das gestern schon nachgeschlagen: Er darf das tun, ob er sollte und so ohne Rücksprache mit dem Elfenmädchen, das steht auf einer anderen Stele... Das Schroeckh geht, kann nur Rohaja entscheiden, und die kann in solche Dingen einen Dickkopf haben, auf den selbst ein Zwerg nicht mehr stolz ist.", er pulte in seinem Fleisch, "Onkel Robosch, ich denke wir müssen das auf Zweihammer-Art lösen."

Die Natter zog die Augenbrauen hoch und blickte in die ebenso erstaunten Augen der Mardershöher Kronvögtin, als Robosch zu sprechen begann: "Mein Lieber Ingramm, während die Zweihämmer noch die Steine prüfen, haben die Steinbrecher wie immer schon den ersten Stollen fertig. Wir konnten ein paar Glücksspiel-Schulden des Staatsrates direkt und indirekt erwerben, nicht billig, aber es wird sich lohnen." Robosch war als Schlunder Kandidat für den Posten des Staatsrates vorgeschlagen und natürlich den Kandidaten der alten Häuser weit unterlegen gewesen - dass ihm aber einer wie Schroeckh vorgezogen wurde, hatte er bis heute nicht verdaut.

Ingramm schaute grimmig drein - das würde teuer werden - und schaute zu Robosch, "Und wahrscheinlich gibt es noch mehr auf dem Markt?"

Der alte Reichsstadtmeister nickte, "Leider viel zu viele! Um richtig Druck aufzubauen, müssen wir mehr investieren. Ich habe mir erlaubt, noch ein paar Kaufoptionen zu platzieren - es wäre nur gut, wenn die versammelten Herrschaften hier das eine oder andere Angebot aus ihrem Säckel erwerben könnten. Es gibt aber mindestens einen weiteren Interessenten, der leider unerkannt bleibt und den PReis hoch treibt."

Ingramm zählte an seinen Fingern geübt sein Umlaufvermögen durch. "Es könnte sein, dass ich einige Kriegsanleihen beider Hartsteener Grafen veräußern muss, dabei müssen wir schauen, dass die nicht in die falschen Hände gelangen. Giselda, Rondradan, ich denke es ist unauffälliger, wenn ein jeder von Euch die Anleihen einer Seite veräußert - ansonsten mag der eine oder andere denken, dass ich den Hartsteener Krieg absichtlich fördere, um mein Vermögen zu mehren..."

Beiden Menschen war beim Verlassen der Halle klar geworden, dass der Graf viel umtriebiger sein konnte, als sie erwartet hatten - und sie beide waren wirklich selten einer Meinung.

Ingramm lehnte sich zurück und kaute krachend auf einem Stück Kruste. Wer auch immer den Schroekh in der Hand hatte - er sollte merken, dass sich die Schlunder für ihn interessieren. Das könnte den geheimnisvollen Käufer nervös machen. Wer hektisch durch die Binge läuft, der kann sich schonmal verirren - und dann muss er sich freikaufen.

Aber es wurde Zeit noch einen weiteren Trumpf zu spielen, Ingramm hatte noch etwas weiteres nachgeschlagen: Das Familienschwert der Schroeckhs war in der kaiserlosen Zeit verschwunden und - auch wenn der Graf es nicht besaß - so konnte er doch leicht eine Fälschung herstellen, zumal das Original nicht besonders wertvoll oder gut gearbeitet war. Und so etwas konnte er dann seinem "lieben" Staatsrat für eine Kredit unter Freunden anbieten. Das hätte auch noch einen zweiten Vorteil - er wüsste, was der Staatsrat noch zu verpfänden hat.