Geschichten:Schimpf und Schande - Teil 8

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Auf der Jagd

Baronie Gallstein, Firun 1033 BF


Ein kurzer Wink. Ein Nicken zur Antwort.

Der Pfeil angesetzt an die Sehne. Nur ein leises Knarren kündete von der folgenden Belastung des Bogens, als die Wurfarme gekrümmt wurden. Kein Zittern. Kein Atem kam mehr über die Lippen. Alles blieb ruhig.

Der letzte prüfende Blick...


Schwarze Augen blickten über die Lichtung. Hoch aufgerichtet stand der Rehbock. Er kaute und hielt gleichzeitig die Umgebung im Auge. Da hinten schien doch eben eine Bewegung gewesen zu sein. Da war doch ein Geräusch. So fein und...

Treffer!
Der Gallsteiner atmete aus. Sein Ziel, ein Rehbock von ausgezeichnetem Wuchs, machte einen Satz und brach dann zusammen. Ein perfekter Schuß. So musste die Jagd sein. Ein vortrefflich Stück Wild.
Für einen Moment schloß er die Augen, dankte dem Herrn Firun und machte sich dann auf um seine Trophäe in Augenschein zu nehmen.
Schon kamen die Bediensteten und die Jagdhelfer herbei geeilt. Alle voll des Lobes, wie immer. Wie langweilig dies doch war. Der Baron schob sie zur Seite, kniete neben dem toten Tier nieder und brach den Leib mit seinem schweren Jagdmesser auf. Das Schloß gebrochen, wurde die Beute an den Hinterläufen hoch gehoben, so das die Innereien schnell heraus geholt werden konnten. Leckereien für den Fuchs, Zeichen des Herrn Phex. Für den Herrn Firun wurde Herz und die Nieren gereinigt und zur Seite gelegt. Schließlich nahm der Gallsteiner den Rehbock auf, schulterte ihn und trug seine Beute selbst zum Pferd.
"Vater."
Seufzend drehte sich der Baron um. Er hatte bis jetzt einfach willentlich den Umstand übersehen, welcher sich sein Sohn nannte, der auf die Lichtung getreten war, als sich der Gallsteiner noch um den Rehbock gekümmert hatte.
"Was gibt es diesmal?"
"Von Schroeckh hat den Baron von Hirschfurten entlehnt."
Vor dem tödlichen Pfeilschuß hatte der Baron so still gestanden, dass er sich nicht einmal erlaubt hatte zu atmen und genau dieser Stillstand bemächtigte sich für einen Augenblick noch einmal des Körpers vom Gallsteiner.
"Wiederhole Deine Worte."
"Von Schroeckh hat den Baron von Hirschfurten entlehnt."
Der Gallsteiner drehte sich wieder zu seinem Pferd, richtete den Körper des Rehbocks noch ein wenig, wobei er den Kopf anhob um die dunklen, gebrochenen Augen des Tieres zu betrachten.
"Wir sind kein Wild, welches auf der Lichtung darauf wartet vom Jäger erlegt zu werden. Wir sind die Jäger. Schroeckh ist ein Dummkopf. Wäre Nimmgalf gerichtet worden, gefordert und dann zu Staub zertreten, dann wäre es ein gutes Ende. So aber ist es einfach nur erbärmlich. Ich lasse mir doch von diesem irrsinnigen Schroeckh nicht meine Jagdtrophäe rauben. Nimmgalf gehört mir. Gehört den Pulethanern. Ich will den Kopf eines Barons, eines würdigen Gegners und kein Staatsrat hat sich da einzumischen. Wir regeln dies unter uns. So war es schon immer. So wird es immer bleiben. Das ist das Gesetz der Jagd."