Geschichten:Schicksalhafte Spiele

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Zwischen einer der Tjosten-Runden lenkten fünf Reiter ihre Rösser wieder auf den Kampfplatz. An den Wappen konnte man leicht Aldron von Firunslicht erkennen und hinter ihm Kian von Peirrish und Marbert von Golinwarf, Nedarne von Trollsteige und Talvia vom Turm. Alle trugen noch ihre Turnierrüstungen und über den Bauchpanzer hatten sie breite blaue Schärpen nach tulamidischer Art um den Leib gebunden.

Der Firunslichter löste sich von den anderen und hielt auf die Ehrentribüne zu, während die anderen dieser gegenüber verharrten. Kurz nickte er dem Ältesten des Barons von Brendiltal zu, dann jedoch wandte er sich an die Brautleute und Gastgeber.

"Mit eurer Erlaubnis würde ich einen Augenblick das Wort ergreifen."

Malinas Lächeln, dass sie schon den ganzen Tag über zeigte, vertiefte sich noch einen Augenblick. Nach einem kurzen Seitenblick bedeutete sie mit einer Geste ihr Einverständnis. "Nur zu, Hochgeboren." Knapp nickte ihr ehemaliger Dienstherr ihr noch zu, dann lenkte er sein Ross wieder etwas zurück in die Mitte der Kampfbahn, damit man ihn von überall gut sehen konnte. Mit seiner kommandogewohnten Stimme wandte er sich dann deutlich hörbar an die Menschen auf den Tribünen, auf dem Platz und an dessen Rand.

"Wir alle sind hier zusammengekommen, den vor den Göttern geschlossenen Bund zweier Menschen zu würdigen und unsere guten Wünsche für diese Verbindung auszubringen. Und so sehr Rahjas liebliches Lächeln auch auf diesen beiden liegt, so sehr ist sie doch auch Symbol!" Mit diesen Worten ließ er seinen Rappen antraben und passierte die Länge der Tribüne. "Denn sie sind in kleinem das, was wir alle im Großen sind:

Bosparan und Nebachot, Süd und Nord, Berge und Ebene. Der Segen der Priester hat sie zusammengeführt, doch im Alltag müssen sie sich noch finden. Was Kaiserwort zusammengeführt hat, muss sich ebenfalls noch finden: Perricum, unser aller Heimat, ist reich und doch verschieden."

Nahe einem Ende des Platzes angekommen, wendete er und ließ Kerdosch an der anderen Seite der Tjostbande zurücktraben. "Wenn ich gen Efferd sehe, dann grüßen mich die Gipfel des Raschtulswalles, in dessen Schluchten die wilden Ferkinas lauern. Sehe ich nach Osten, grüßt meine Nase der Salzgeruch der See, die heute von den Flüchen der Ersäuferin gepeinigt Ungeheuer an unsere Küsten spuckt. Im Süden ist die Reichsgrenze und niemand weiß besser als ich, welche Gefahren und Schrecken hinter den Trollzacken im Norden lauern. Und zwischen all diesen Grenzen liegen die Heimstätten unserer Sippen, Familien, Stämme und Klans. Wir können es uns nicht leisten, uns zu belauern. Perricum ist das Bollwerk des Reiches am Unterlauf des Darpat und es ist an uns, geeint seine geballte Stärke zu entwickeln."

Wieder hatte er seinen Weg vollendet und ritt nun langsam zurück, immer noch den Blick zwischen verschiedenen Orten im Publikum wechselnd. Doch gegen Ende konzentrierte er seine Aufmerksamkeit nun auf den mittleren Bereich der Tribüne und den Feldrand nahe der Turnierzelte - mithin dort, wo sich die meisten Adeligen unter den Zuschauern befanden. "In zwei Monden wollen wir ein Zeichen setzen. Männer und Frauen von Stand mit Wurzeln in allen Völkern der Markgrafschaft treffen sich zum Jahrestag der großen Flut, um einen Waffenbund zu besiegeln, der gleichsam Fanal für den unseren Willen zur Einigkeit als auch für unsere Wehrhaftigkeit gegen den Feind sein wird. Jeder Ritter und Edle der Markgrafschaft ist aufgerufen und eingeladen, sich uns anzuschließen."

„Undt die ärsten sind ge’funden.“ Während Aldron die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf sich gezogen hatte, hatte Ra’oul sich – von den meisten unbemerkt - von der Ehrentribüne entfernt. Jetzt ritt der Baronett gefolgt von weiteren vier nebachotischen Reitern – eine war sogar eine der seltenen Ammayanas, der weiblichen, nebachotischen Kriegerinnen - in Mitten des Turnierplatzes, wo Aldron bereits auf Höhe seiner kleinen Ehrengarde auf sie wartete. Jeder der vier Krieger stammte von einem der großen nebachotischen Stämme.

Unversehens reckten Aldron und Ra’oul die geballten Fäuste in die Luft. Laut schallte ihr Ruf über den Platz: "Mit Donner und Sturm..." und wurde von mehreren Kehlen aufgenommen: "...für Perricum!"