Geschichten:Rotes Haar – Stolzer Vater

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Ritterherrschaft Praiosborn, Donnerhof, 12. Travia 1043

„Ein Sohn“, hob Mirya Rosna atemlos und sehr erschöpft an, „Wir haben einen Sohn!“

Lares Rosna setzte sich zu seiner Gattin aufs Bett, schob ihr das schweißnasse blonde Haar aus ihrer Stirn und hauchte ihr einen Kuss darauf. „Endlich“, wisperte er leise als Mirya ihm den Knaben in die Arme gelegt hatte. Lares trug ein stolzes Lächeln auf den Lippen. „Endlich.“

Mit seinen groben Fingern fuhr er dem schlafenden Knaben über das kleine Gesichtchen. Es war ein hübsches Kind. Da musste selbst er anerkennen. Äußerst hübsch. „Und gesund“, fuhr die Hausherrin an, „Vollkommen gesund.“

„Ja?“, fragte ihr Gatte, hatte aber nur Blicke für seinen Sohn.

„Ja“, erwiderte Mirya da, „Vollkommen gesund. Und er hat eine kräftige Stimme.“

Nun lachte der Hausherr: „Sein Geschrei habe ich ganz deutlich gehört und noch nie… noch nie in meinem ganzen Leben, Mirya, noch nie in meinem ganzen Leben habe ich etwas Schöneres gehört...“ Nun blickte er zu seiner Tochter und strich ihr mit seiner Rechten sanft über die Wange. „... so schön wie damals, als du geboren wurdest.“ Da grinste Nella stolz. So stolz wie ihr Vater. „Wunderschön.“

„Und überhaupt ein kräftiger Knabe“, fügte Mirya nickend hinzu, „Die Hebamme war sehr zufrieden.“

Wieder hauchte er seiner Frau einen Kuss auf die Stirn.

„Und dir?“, fragte Lares da, „Wie geht es dir?“

„Ich bin... einfach glücklich!“, kam Miryas Antwort prompt, „Sehr glücklich.“

„Du ruhst dich so lange aus, wie du es brauchst. Meinem Sohn und dir soll es an nichts mangeln. Nella“, er wandte sich seiner Tochter zu, „Du wirst deiner Mutter und deinem Bruder alles bringen, was sie brauchen.“

Eifrig nickte das Mädchen.

„Ich möchte...“, stotterte die frisch gebackene Mutter, „... möchte ihn... Leomar nennen.“

„Leomar?“, fragte Lares und blickte seine Gattin fragend an.

„Weil er so geschrien hat“, mischte sich Nella nun ein, „Gebrüllt. Wie ein Löwe.“ Nella macht es vor. Sie hatte noch nie einen richtigen Löwen gesehen, geschweige denn sein Gebrüll gehört, dennoch versuchte sie sich daran. Und sie hatte Erfolg: Ihre Eltern lachten herzlich. Und ihr Vater stimmte zu: „Dann soll er Leomar heißen.“

Erleichtert ließ sich Mirya in die Kissen gleiten. Der Name war ihr wichtig gewesen.

„Und du, Nella“, hob nun Lares an und blickt mit seinen tiefbraunen Augen seine Tochter an, „Meine liebe Nella, nun da du einen Bruder bekommen hast. Einen kräftigen und gesunden kleinen Bruder. Der brüllen kann, wie ein Löwe und eines Tages bestimmt auch so stolz und stark sein wird. Erlaube ich dir, wenn du das noch immer willst, ein Noviziat bei der Boron-Kirche anzutreten...“

Das Mädchen brach in Tränen aus.


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12. Tra 1043 BF zur mittäglichen Rondrastunde
Stolzer Vater
Leomar


Kapitel 4

Blut von meinem Blut
Autor: Orknase