Geschichten:Rotes Haar – Kuckuckskind?

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Ritterherrschaft Praiosborn, unweit der Burg Praiosborn, Rahja 1042

„Du erwartest ein Kind?“, schoss es aus Lonán heraus.

Mirya wandte sich um. See hielt einen leeren Korb in ihren Händen. Hatte der Reichsritterin gerade eben Käse und Butter gebracht. Unweigerlich glitt ihre freie linke Hand zu ihrem kleinen Bäuchlein. Sie erwiderte mit einem lieblichen Lächeln auf den Lippen: „Ihro Gnaden meint, es sieht sehr gut aus.“

„So“, erwiderte der albernische Waffenknecht etwas ungehalten, „Und was meint Ihro Gnaden zur Vaterschaft?“

Mit gespielten Unverständnis schaute die Herrin über den Donnerhof ihn an.

„Im Winter? Erinnerst du dich nicht mehr? Wir haben uns auf dem Heuboden getroffen?“, versuchte der Albernier ihr nachzuhelfen, „Mehrfach.“

Nun nickte Mirya ernst und erklärte: „Natürlich erinnere ich mich. Es war eine schöne Zeit. Eine sehr schöne sogar.“

„Ach“, Lonán wirkte sichtlich verstimmt, „Und jetzt wirst du mir vermutlich einreden, dass ich als Vater für das da...“ Er zeigte auf ihr kleines Bäuchlein. „... NICHT in Betracht käme?“

Das versuchte sie gar nicht erst, sondern erklärte: „Es war eine wirklich schöne Zeit. Mit dir. Mit uns beiden. Es war unglaublich schön und vor allem sehr intensiv.“

Nun schüttelte er zornig seinen Kopf.

Sie nickte beschwichtigend: „Ich weiß, Lonán, ich weiß. Ich habe mit dir zusammen von einem anderen Leben geträumt. Von einem gemeinsamen. Aber...“ Nun schluckte sie schwer. „... ein jeder von uns muss der Wahrheit ins Auge blicken: Unser Leben ist so wie es ist und es wird auch nicht anders werden. Wir haben uns eine kurze Zeit – eine sehr schöne Zeit – in eine Gedankenwelt geflüchtet, doch die Wirklichkeit wird nie so sein. Nie. Dem müssen wir ins Auge blicken.“

Lonán schüttelte verständnislos seinen Kopf.

„Du bist Waffenknecht bei der Reichsritterin und wirst es immer bleiben und ich bin Herrin über den Donnerhof und werde es immer bleiben. Es war eine göttliche Fügung, dass wir uns begegnet sind, dass wir uns kennenlernen durften und uns so nah sein konnten, aber die Zwölfe haben uns an unterschiedliche Stellen gesetzt...“

„Die Zwölfe?“, er lachte lakonisch, „Seit wann berufst du dich auf die Zwölfe? Ich dachte an der Brache gelten andere Gesetze?“

Sie nickte beschwichtigend: „Ich verstehe, dass du wütend bist. Ich verstehe es sehr gut. Glaub mir, nichts sehnlicher wünsche ich mir, als das es anders wäre. Aber alles Wünschen ändert nichts daran, dass es ist wie es ist und es einfach nicht in unserer Macht steht, es zu ändern...“

Wieder schüttelte er den Kopf.

„Ich habe einen Mann und eine Tochter“, hob sie an sich zu erklären.

„Deine Tochter ist alt genug für die Wahrheit und dein Mann ein Widerling! Was hält dich also noch bei ihm?“

Weil sie ihm nicht widersprechen wollte, nickte sie: „Das ist er. Trotz allem ist er mein Gatte. Vater meines Kindes.“

„Welches Kindes?“, wollte Lonán da wissen, „Von Nella oder...“ Wieder zeigte er auf ihr kleines Bäuchlein. „... von dem da?“

„Von beiden“, behauptete Mirya nickend.

Lonán schüttelte trotzig seinen Kopf.

„Kannst du dich wenigstens ein ganz kleines bisschen für mich freuen?“, wollte sie zaghaft wissen, „Ich habe so lange auf diesen Augenblick gewartet...“

Da machte Lonán auf dem Absatz kehrt.