Geschichten:Raschtulswaller Ränke - Verborgen im Schatten der Berge

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Ende Tsa 1042 BF, Burg Barbenwehr

Gidiane von Waltern hatte tatsächlich alles stehen und liegen gelassen, sogar die Fehde und war eilends aus Weißbarûn angereist, als sie von der schrecklichen Nachricht erfahren hatte. Aufopferungsvoll kümmerte sie sich über Tage um ihre Nachbarin.

Eines Nachmittags, sie saß gerade am Krankenbett ihrer besten Freundin. Der Zustand der Sturmfelserin besserte sich langsam. Gidiane versuchte mit einer Pipette der Obristin Wasser einzuflößen, während sie ihren Kopf dabei hochhielt.

Es passierte immer mal wieder, dass die Baronin von Sturmfels ihre Augen öffnete, nicht lange und unter großer Anstrengung. Dennoch war es ein gutes Zeichen.

Alrik von Sturmfels betrat mit dem Reichvogt der Efferdstränen Leobrecht von Ochs, dem Mann Korhildas, das Krankenzimmer. Besorgt schritt er auf seine Frau zu.

Gidiane machte Korhildas Gatten Platz, der sich mit voller Zuneigung der Schwerverletzen widmete. Der Hüne sprach mit seiner tiefen Bassstimme und streichelte währenddessen durch das lange blonde Haar seiner Frau.

Als Korhilda die Stimme ihres Mannes wahrnahm, öffneten sich sogleich ihre Augen. Nicht weit, sondern eher zu Schlitzen geformt. Sie schloss sie wieder – die Baronin war noch zu schwach - während ein friedvolles Lächeln auf ihren Lippen lag.

Ein paar weitere Tage wechselten sich die Baronin von Weißbarûn und der Reichsvogt der Efferdstränen ab und spendeten ihr Beistand am Krankenbett, als Aldara von Waltern das Zimmer betrat und Gidiane etwas ins Ohr flüsterte, die daraufhin das Wort ergriff.

„Leobrecht, ich denke, ihr wisst es noch nicht.“ Redete Gidiane um den heißen Brei herum und das obwohl sie eigentlich von direkterer Natur war.

„Was weiß ich noch nicht?“ entgegnete der Reichsvogt.

„Hilda…, Eure Zeit in Wandleth….“ „Was ist mit Wandleth?“ fiel er ihr ins Wort.

„Eure Frau erzählte mir, dass ihr viel Zeit miteinander verbracht habt und …“ „… und wir haben versucht ein Kind zu zeugen. Die Herrin Tsa war uns aber nicht hold“ Leobrecht dachte an die aufregenden rahjagefälligen Wochen im letzten Götterlauf in der Königsstadt. „Ich bin zu alt, da hat alles Rahjaicum nicht geholfen - leider.“

„Bitte regt euch nicht auf.“ Hellhörig folgte der alte Ochse den Worten Gidianes. „Eure Liebe hat Tsas Früchte getragen.“

Konsterniert blickte der Reichsvogt drein. „Was wollt ihr mir damit sagen, ihr sitzt über eine Woche neben mir und kommt jetzt hinten rum mit einer solchen Neuigkeit heraus. Hilda hätte mir doch gesagt, wenn sie ein Kind von mir erwarten würde.“

„Leobrecht, ich wusste, dass Hilda von Tsa gesegnet war, aber nicht ob das Kind geboren wurde. Hätte ich euch Leid und Schmerz mit einer nichtgesicherten Information aussetzen sollen. Eure Frau wollte die Schwangerschaft geheim halten, auch vor Euch, damit dem ungeborenen Kind in der Fehde nichts passiert. Als Hilda im Markt Wildengrund zum Duell antrat wäre es fast schiefgegangen. Wie gut, dass der Winter kam und die damit verbundene Fehdepause, so konnte sie die Schwangerschaft gut verbergen und die letzten drei Monate in Ruhe und Sicherheit auf der Feste Sturmfels verbringen.“ „Und wo ist das Kind jetzt? Hat sie es verloren? Lebt es?“ Leobrecht war aufgewühlt.

„Als ich hier in Barbenwehr ankam, bat ich die Regimentsheilerin zu untersuchen, ob Hilda in letzter Zeit ein Kind geboren hatte. Sie konnte es bejahen. Daraufhin habe ich mir Vertraute zum Sturmfels geschickt, um in Erfahrung zu bringen, ob es lebt. Hilda muss es geboren haben, ein paar Wochen vor ihrem Abstieg um zur Truppenübung zur ziehen. Aldara“ sie deutete auf ihre Schwester „konnte das Kind sichern und mit nach Barbenwehr bringen.“

Aldara von Waltern verließ kurz den Raum um mit einem Bündel im Arm wieder zurück zu kehren. „Glückwunsch, der kleine Kerl ist keine acht Wochen alt. Einen Namen hat er noch nicht.“ Behutsam nahm der Vater seinen Sohn entgegen und blickte dabei in die wunderschönen Kristallblauen Augen des Knaben. Seine Hände zitterten dabei, es war ein kleines Wunder.

Gidiane schaute zu Leobrecht. „Ich denke es ist jetzt an Euch, für sein Wohlergehen zu sorgen. Ich muss Barbenwehr eilig verlassen, Aldara berichtete mir von schlimmen Fehdeereignissen in Weißbarûn, die meine Anwesenheit verlangen.“

So verblieb Leobrecht zusammen mit dem Kind am Krankenbett seiner Frau.

Eines Morgens, schauten Korhildas erschöpfte Augen auf, und sie versuchte zu sprechen. „Wasserburg“ stammelte sie. „Am Hafen“ schwer atmend hörte Leobrecht noch „Hinterhalt“, "Narbe, Gesicht." ehe die Baronin ihre Augen vor Anstrengung wieder schloss. Sie brauchte noch Ruhe.

Der alte Reichsvogt, der nicht annähernd damit gerechnet hätte, dass er seiner jungen Ehefrau noch ein Kind schenken konnte, schaute zu seinem Sohn. „Etilian, ich nenne Dich Etilian, auf dass der Name Deiner Mutter Glück bringt und sie wie die heilige Etilia vom Herrn Boron zurück ins Leben geholt wird.“

Sanft küsste er seine Stirn und hielt ihn liebevoll im Arm. Er gab ihm Kraft die schwere Zeit durchzustehen.