Geschichten:Rahjas Tränen - Zum Rapport in Wasserburg

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Bei und in Wasserburg(Stadt), Efferd 1036 BF

Nachdenklich saß sie im Sattel, während ihr Pferd gemächlich die Reichsstrasse am Darpat entlang schritt. Zwei ihrer Soldaten hinter ihr unterhielten sich über irgendein Mädchen, dass so ähnlich aussähe wie die Fischerin, die gerade unten am Ufer ihr Boot klar machte, um auf den Fluss hinaus zu fahren. Doch Ciarda war nicht danach, die Schönheit der späten Sonnentage zu genießen, die sich um sie herum in der Landschaft Wasserburgs ausbreitete. Sie hatte es auch nicht eilig, ihr Ziel zu erreichen - Wasserburg selbst und dort das Schloss des Barons. Sie konnte Zordian nicht ausstehen, noch mehr aber hasste sie, dass sie sich mit ihm abgeben musste und dabei nichts vorzuweisen hatte.

Seit einigen Wochen nun hatten sie die Spur des Gesindels aufgenommen, dass für die Überfälle auf der Reichsstraße verantwortlich war, doch der Erfolg war ausgeblieben. Sie hatten keinen Einzigen der Halunken stellen können. Genau genommen war sogar die Sache mit der Spur nicht ganz richtig; es schien vielmehr so, dass es keine Spur gab. Die Bande hatte sich in Luft aufgelöst. Immerhin aber hatte es auch keine weiteren Überfälle mehr gegeben, seitdem ihre Grenzreiter hier auf Streife gingen. Inzwischen begegneten ihr auch schon wieder Fuhrwerke, die ohne Bedeckung auszukommen wagten. Politisch gedacht, war ihr Einsatz somit vermutlich ein Erfolg, aber sie mochte dieses Wirken-durch-Präsenz-Szenario nicht. Ihrem Temperament lag eher, wenn auch etwas geschah und die Fortschritte sofort sichtbar waren.

Ewig ließ sich ihre Ankunft nicht hinausschieben. In Wasserburg selbst entließ sie ihre Soldaten und nahm sich selbst noch die Zeit den Tempel Rondras zu besuchen. Mit dem greisen Geweihten zusammen betete sie einige Zeit zur Göttin. Aber schließlich konnte sie es nicht mehr hinauszögern und mußte die Konfrontation mit dem Baron angehen. Gemächlich ritt sie hinüber zum Schloß Tikaris.

Während sie abstieg und ihr Reittier einer Magd übergab, hatte sie das Gefühl beobachtet zu werden. Ihr Blick ging hinauf zu den Fenstern und sie stutzte. Einen Augenblick meinte sie, ein Gesicht gesehen zu haben hinter einem der Vorhänge, ein bekanntes Gesicht, umrahmt von langem, schwarzen Haar. Aber das konnte nicht sein. Bei sich murmelte Ciarda leise: "Was sollte die hier zu schaffen haben?" Mit einem Kopfschütteln tat sie das Ganze als Streich ihres Verstandes ab und straffte sich, bevor sie das Schloss betrat.

Es galt einen Kampf auszufechten mit sich selbst. Es wäre ungünstig, wenn sie sich von dem Gehabe dieses Dummkopfes Zordian zu etwas genauso Dummen verleiten ließe, weil ihr Temperament wieder mit ihr durchginge.