Geschichten:Rahjas Tränen - Den Boden geküsst

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Stadt Gnitzenkuhl, Gasthaus Zum alten Speicher, Efferd 1036 BF


Zufrieden saßen sie zusammen am Tisch, als dieser ihr fremde Mann sie begann zu mustern. Ciarda hatte sich entschlossen in dieses kleine Gasthaus am Markt zu gehen. Der Großteil ihrer Soldaten war jedoch in den Hafen gegangen. Ihr war klar warum. Jetzt bereute sie ihre Entscheidung. In der großen Gruppe wurde man selten Ziel solch unverhohlener Aufmerksamkeit. Stattdessen war sie nur mit Menzel und Derogrimm hierher gekommen. Die beiden Veteranen waren wirklich ein Quell der Geschichten und darum der Grund gewesen sich von der Meute abzusetzen.

Sicher, der Mann war wahrlich von Rahja gesegnet: Augen blau wie der Himmel, und Haar hell wie die Ähren im Travienmond. Fein geschabter Bart und Kleidung, die seine Vorzüge betonte. Das Wappen war ihr zuvor schon aufgefallen. Im Arbeitszimmer der Baronin… es musste der Sohn ihres Vogtes sein. Isenbrunn... den Namen hatte sie auf Perlenblick schon einige Male gehört.

Jetzt kam er auch schon herüber mit einem Krug Wein und einem Lächeln im Gesicht, das selbstgefälliger nicht sein konnte.

„Welch rondragefälliger Anblick! Ich mag meinen Augen kaum glauben, dass sich einmal wieder eine echte Streiterin hier in die Baronie verirrt.“ Er stellte den Wein ab, und verbeugte sich galant.

Quanion von Isenbrunn mein Name, und mit wem habe ich das Vergnügen“

Verwirrt überlegte sie was sie von ihm und den näheren Verwandtschaftsverhältnissen wusste. War nicht diese Leomara auch irgendwie mit ihm verwandt Aber warum sprach er dann so gestelzt von Ritterinnen als seien sie so selten? Sie erhob sich kurz wie es die Höflichkeit gebot und stellte sich und ihre Begleiter in aller Kürze vor.

"Ciarda Wulfsige von Firunslicht-Oppstein... und das hier sind Weibel Eisenhol und Korporal Menning."

Sie wies auf die beiden alten Haudegen in der Uniform der Grenzreiter, die sich dabei auch etwas schwerfällig erhoben und knapp militärisch grüßten, bevor sie sich wieder setzten.

Der Junker schmunzelte kurz und sagte dann „Ah, Eure Wurzeln hätte ich erraten müssen.“ Er warf einen Blick auf den weitaus günstigeren Trunk, den sie sich und ihren beiden Begleitern bestellt hatte und nickte geringschätzig. „Nunja… ich dachte ihr würdet vielleicht mit mir einen Becher auf die … praiosgefällige Ordnung anstoßen. Eine Streiterin für eben jene seid ihr doch, oder nicht?"

"Ihr stellt seltsame Fragen, Wohlgeboren. Ich ehre die Götter und folge den Befehlen des Heermeisters. Das sollte in Summe wohl zu einer positiven Antwort führen..." Sie gab sich dabei Mühe, locker und ungezwungen zu reden, aber die Blicke aus den eisgrauen Augen nahmen ihr Gegenüber messend in den Fokus. Ihr gefiel der Unterton nicht, der in seiner Rede mitschwang, aber sie wollte keinen Ärger.

Er gesellte sich jetzt neben sie und lächelte sie offenherzig an. „Ihr müßt schon verzeihen, aber eine solche Reiterschar und ihr führt sie an… das läßt Fragen aufkeimen. Nicht nur bei der einfachen Bevölkerung, sondern auch bei mir!“ "Ist das so? Das hier ist Land des Markgrafen und wir seine Soldaten. Was also ist seltsam daran, zumal es Berichte von Überfällen in der Gegend gab?" „Es war sicherlich richtig jemanden zu schicken, der die Sache…handfest angehen kann. Mehr von … der praktischen Seite. Denn diese Schurken die derartiges anstellen finden sich vermutlich eher…auf der Straße!“ Er schmunzelte bei der Wortwahl.

Die Kiefermuskeln der Rittmeisterin spannten sich leicht an, doch Quanion fuhr unbekümmert fort.

„Sagt, ist es eigentlich wahr was man sich erzählt, dass ihr lange Zeit bürgerlich erzogen wurdet, bevor ihr… die Ritterwürde..." Quanions Tonfall ließ keinen Zweifel an der Bedeutung dieser Ehre und seine süffisante Pause auch keinen großen Spielraum ob seiner Meinung zu dieser Vergabe. "...erhalten habt?“ Nachdem er die letzten Worte fast wie einen ekligen Frosch herausgespien hatte, beäugte er sie aufmerksam.

Im nächsten Augenblick lag Quanion wie ein Käfer am Boden. Wie von einem Skorpion gestochen war Ciarda aufgefahren und hatte ihm dabei die vorgestreckte Faust mit einer Wucht ans Kinn gesetzt, die ihn einen Augenblick Borons Schwärze schauen ließ. Bebend vor Wut stand sie über ihm, sich zitternd gerade so beherrschend, nicht noch weiter zu gehen. Ihre gepresste Erwiderung fiel entsprechend sparsam aus. "Nichts weißt du!", knurrte sie ihm entgegen.

Hatte sie erwartet, dass der Junker von Isenbrunn sie jetzt fordern oder offen angreifen würde, so hatte sie sich geirrt. Ein merkwürdiges Funkeln in seinen Augen fiel ihr auf, als er sich aufrappelte, sowie fast unverhohlene Wut, die er aber wohl zu bändigen wusste. Er trat nur einen Schritt näher an sie heran und flüsterte leise mit einem Lächeln im Gesicht, während er aber die beiden Soldaten im Auge behielt, die sich inzwischen hinter ihrer Offizierin postiert hatten.

„Du Geschmeiß wirst noch büßen was es heißt einen Isenbrunn in der Öffentlichkeit derart bloß zu stellen. Versteck dich hinter deinen Deckhengsten hier, aber ich werde dich kriegen, eines Nachts, wenn du nicht damit rechnest!“ Ciarda wurde nur von dem kräftigen Griff Menzels zurückgehalten, noch mehr Schaden anzurichten.

Dann verbeugte er sich kurz… „ nur ein kleines Missverständnis, aber bevor die Jungfer weiter glaubt man würde ihr Avancen machen, suche ich lieber das Weite!“ Er hatte die Worte laut gesprochen, einzig für die Zuhörer aus dem Schankraum. Nun wendete er sich seinen Trinkkameraden zu, die sich an einem Nebentisch befanden. „Kommt, hier ist doch nichts los! Lasst uns noch ein paar Frauen glücklich machen, die nicht in der Gosse groß geworden sind!“ sagte er laut und vernehmlich, warf dem Wirt noch einige Münzen hin, und verließ lächelnd das Gasthaus.

Die Tür fiel ins Schloß und mit den Gästen die die Schankstube verließen kehrte wieder Ruhe ein und betretene Gesichter schauten sich an. Menzel gab Ciardas Arm langsam wieder frei und murmelte: "Er ist es nicht wert..."

„Das wird noch ein böses Ende nehmen!“ traute sich ein altes Weib vom Kamin her zu raunen und erhob sich umständlich. Sie legte sich ihre Stola um die verhärmten Schultern. Das Mütterchen hatte schon schlohweißes Haar und sehr hellblaue lebendige Augen die in einem Gesicht hervor blitzten das so viele Runzeln besaß wie es nur bei Leuten vor kam die viel im Freien waren. Es war die alte Isora. Niemand sonst würde sich wagen offen gegen Quanion ein Wort zu sagen, doch sie sprach aus, was einige, wenn nicht gar alle der Anwesenden dachten. Aufmunternd lächelte sie im vorbei gehen Cid zu.

„Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht mein Kind!“ gab sie ihr noch mit, bevor auch sie sich auf ihren Stock stützte und das Haus verließ.