Geschichten:Pulether Fehde - Teil 27: Alea iacta est!

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Feste Rabenberg, 10. Rahja 1029 BF


Hadrumir hatte versucht alle Angelegenheiten zu regeln, welche zu regeln waren. In Angbar war er auf der Warenschau gewesen und hatte an dem Turnier teilgenommen. Mit Ludorand hatte er vor seiner Abreise nach Angbar lange noch über seinen Plan debattiert. „Das ist Verrat!“ hatte dieser ihm vorgeworfen. Doch Hadrumir hatte nur gelassen erwidert: „Verrat liegt immer im Auge des Betrachters. Als er aus Angbar zurückgekommen war, hatte Linai von Katterquell als seine Sekundantin die Bedingungen für dieses Duell mitgeteilt. Sein Vetter hatte ihm von den Bemühungen der Eychgraser um die Baronie Bärenau erzählt und von seinem tölpelhaften Versuch, Graf Geismar von diesem Unterfangen abzuhalten. Wenn die Sturmleuin ihm heute nicht hold sein sollte, dann wäre all dies für ihn uninteressant. Er hatte alles für den Fall seines Ablebens vorbereitet. Auch dem Tsa-Tempel zu Hartsteen hatte er eine entsprechende Spende zu kommen lassen. Nun kniete er nieder und zerrieb mit seiner rechten Hand ein wenig Erde des Kampfplatzes.

Kelnian von Windischgrütz konnte es nicht glauben. Bodebert, der Zeugmeister Graf Luidors, sein Vetter, hatte ihm mitgeteilt, dass der Schwingenfelser ihn zu einem Duell gefordert hatte. Als Preis war die Edle Eleona von Schwingenfels ausgesetzt. Kelnian wollte diesem eigentlich nicht zustimmen, doch Bodebert hatte ihm vom Ärger des Grafen über sein Verhalten berichtet. Hinzu kam, dass mit Jolea von Schwingenfels eine Verwandte Eleonas begonnen hatte im Süden Hutts einen Feldzug zu starten. Sie rückte immer mehr auf Burg Ebenhain zu und es stand zu befürchten, dass weitere Schwingenfelser sich diesem anschließen würden. „Ich habe Euch gesagt, dass ein weiteres Versagen nicht geduldet wird!“ hatte ihm Bodebert gesagt. In Kelnians Augen hatte er nicht versagt, was sein Vetter und der Graf anders sahen. Derartig in die Ecke gedrängt hatte er dem Duell zugestimmt. Hier stand er nun und schaute über den Kampfplatz. Jeder hatte fünf Mitstreiter mitbringen dürfen. Der Schwingenfelser wurde von dieser Katterqueller Hure, seinem Vetter sowie einem Hirschenroder begleitet, welchen Kelnian nicht kannte. Die anderen beiden waren wohl Soldaten des Schwingenfelsers. Kelnian wusste nur seinen Vetter auf seiner Seite. Der Rest seiner Begleiter waren treue Soldaten.

Man hatte sich in der Mitte des Kampfplatzes eingefunden. Hadrumir, der Grützer und der Rondra-Geweihte. „Meine Herren! Ihr habt Euch hier eingefunden, um bis zum Tode zu fechten! Achtet die Gebote der Leuin und seid ehrenhaft! Die Leuin will es!“ Hadrumir hatte die Worte zwar vernommen, doch fixierte er nur sein Gegenüber: „Jetzt werdet Ihr für Eure Taten bezahlen, Kelnian!“ sprach er leise als er sein Schwert zog. „Dies wird ein glorreicher Tag für die Windischgrütz! Erst töte ich Euch und dann werde ich mir Eure Kusine nehmen!“ Beide kreuzten die Klingen.

„Kämpft!“ rief der Geweihte. Hadrumir war ob der Worte seines Gegenübers in Rage und ließ einen wuchtigen Schlag auf den Grützer niedergehen…und verfehlte sein Gegenüber. Der Grützer ließ sich nicht beeindrucken und ließ zur Antwort auf Hadrumirs Hieb einen Schlag auf dessen offene Seite folgen. Aufgrund seines vorherigen Hiebs, schaffte es Hadrumir nicht mehr rechtzeitig seine Klinge zur Abwehr hochzureißen, doch hatte er Glück, dass der Hieb des Grützers von seinem Kettenhemd abgefangen wurde. ’Er will dich reizen. Beruhige dich und gehe überlegt vor!’ sagte sich Hadrumir. Mit einer Finte auf die Schwerthand des Grützers verschaffte er sich zumindest wieder Raum, jedoch hatte sein Kontrahent die Finte durchschaut und wischte seinen Schlag beiseite ehe Hadrumir das linke Bein, das eigentliche Ziel seiner Attacke erwischen konnte. Jetzt versuchte der Grützer Hadrumir mit einem wuchtigen Hieb in Bedrängnis zu bringen, doch verfehlte er Hadrumir. Er versuchte mit einem schnellen Hieb nachzusetzen, abgewehrt, doch Hadrumir war noch nicht fertig und ließ ein Gewitter auf sein Gegenüber niedergehen, den nächsten Hieb zog er dem Grützer quer über den Bauch, kratzte jedoch nur ein wenig am Kettenhemd seines Gegenübers, weshalb er direkt einen weiteren Hieb, diesmal von links unten nach rechts oben folgen ließ, doch wieder zeigte der Grützer, dass er Hiebe sehr wohl abwehren konnte. Hadrumir setzte direkt nach, doch der Grützer wich nicht weiter zurück, Hadrumirs Hieb war scharf ausgeführt und der Grützer schaffte es nicht mehr rechtzeitig seine Klinge zur Abwehr zu heben.

Hadrumirs Klinge fuhr tief durch den rechten Oberarm seines Gegenübers. Doch der Grützer zeigte äußerlich keine Reaktion. Hadrumir hatte sein Ausfall leicht in unvorteilhafte Position gebracht, doch den Hieb des Grützers wehrte er locker ab. Lauernd umkreisten sich die Kontrahenten nun. Der Ausfall hatte beide in die Nähe der Zäune gebracht, aber das störte hier nun wenig. Hadrumir ergriff erneut die Initiative und holte zum Schlag aus, doch mit solch lächerlichen Hieben konnte er den Grützer natürlich nicht fordern. 'Reiß dich endlich am Riemen.’ stachelte er sich innerlich an, als er den folgenden Hieb seines Kontrahenten abwehrte. Mit lässiger Routine holte er erneut zum Angriff aus, nur um wieder an der starken Deckung seines Gegenübers hängen zu bleiben. ’Na, dann müssen wir eben andere Mittel ins Feld führen’. Mit einer gekonnten Abwehraktion fing Hadrumir den Hieb seines Kontrahenten ab, hielt mit aller Kraft dagegen, nur um die Klinge dann abgleiten zu lassen. So hatte er den Grützer in eine ungünstige Position gebracht und ließ darauf gleich einen sehr harten Schlag auf den Oberkörper folgen. Doch zeigte sein Hieb wenig Wirkung. Der Grützer trieb nun Hadrumir in die Defensive. Mehrere Hiebe ließ der Grützer nun folgen. Ein-, zweimal parierte Hadrumir, dann ließ sein Gegenüber eine Finte folgen. Diese hatte Hadrumir nicht kommen sehen. Leicht wurde er an seinem Schwertarm getroffen.

Wieder umkreisten sich die Kontrahenten. Hadrumir wusste, dass dieser Kampf auch eine Frage des Willens war. Zwei-, dreimal trafen die beiden Klingen erneut aufeinander ohne dass einer der beiden Kämpfer seine Deckung aufgab. Doch dann schaffte es Hadrumir nicht rechtzeitig seine Klinge zur Abwehr hochzureißen und die Klinge des Grützers drang tief in Hadrumirs linkes Bein ein. Mit einem Urschrei ließ Hadrumir einen gewaltigen Hieb als Reaktion folgen, welchen der Grützer jedoch geschickt abwehrte. Hadrumir schmerzte das Bein. Der Grützer wartete noch und wieder umkreisten sich die Gegner. Hadrumir packte erneut sein Schwert fest und versuchte sein Gegenüber durch eine schnelle Hiebfolge in Bedrängnis zu bringen. Der Grützer wich zurück, parierte jedoch die Hiebe ein-, zwei-, dreimal, als Hadrumir urplötzlich mit einem Hieb den Helm seines Gegenübers traf. Die Klinge glitt ab, fuhr unter den Helm und versank tief im Fleisch des Halses. Alle Anwesenden erschraken und auch Hadrumir wich zurück.

Doch der Grützer richtete sich auf und holte erneut zum Angriff aus, verfehlte Hadrumir aber meilenweit. ’Er muss schwerer verletzt sein. Dieser Hieb war viel zu fahrig. Du hattest ein verdammtes Glück bei deinem Hieb.’ Mit einer Finte auf den Schwertarm traf Hadrumir seinen Kontrahenten erneut, doch fing das Kettenhemd den Hieb ab. Hadrumir konnte sehen wie auf der linken Halsseite seines Gegenübers deutlich Blut hervortrat, als der Grützer zum Angriff ansetzte. Hadrumir schalt sich selbst, dass er nicht sorgsamer war, als ihn des Grützers Klinge erneut über das linke Bein fuhr. Der Schmerz war groß und Hadrumir hatte fast das Gefühl, dass er einknicken würde. ’Bitte nicht, Herrin!’ flehte er innerlich.

Wieder wichen beide zurück und umlauerten sich. Hadrumirs Bein schmerzte gewaltig. ’Er ist genauso fertig!’ versuchte er sich einzureden, doch setzte der Grützer erneut zum Angriff an. Hadrumir konnte den Hieb nicht abwehren und war froh, dass sein Kettenhemd immer noch hervorragende Dienste tat. Mittlerweile war der Kampf zu einem müden Aufeinanderhacken geworden. Hadrumir parierte einige Male, aber genauso oft verfehlten ihn die Hiebe. Er selbst brachte aber genauso wenig seine Hiebe kontrolliert unter. Mehr durch Zufall durchdrang Hadrumir erneut die Deckung seines Gegenübers und traf seinen Gegner am Bauch. Aber auch der Grützer traf ihn, zeigte aber damit kaum Wirkung. ’Nur eine leichte Schramme am Kopf’ redete sich Hadrumir stark. Er hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Kämpfte er nun schon zehn Minuten? Eine Stunde? Zwei? Er wusste es nicht, sondern war nur noch darauf bedacht, die Hiebe seines Gegenübers abzuwehren.

Der Kampf dauerte an. Plötzlich flog dem Grützer die Waffe aus der Hand. Hadrumir keuchte schwer. Er konnte nicht sagen, ob dies aufgrund eines seiner Hiebe erfolgt war oder aufgrund Unvermögens seines Gegenübers. Nichtsdestotrotz wartete er, bis der Grützer die Waffe erneut aufgenommen hatte, sich in Stellung gebracht hatte und seinen Angriff erwartete. Wieder folgte ein längerer Schlagabtausch. Angriff. Block. Gegenangriff. Und wieder von vorne. Mittlerweile hielten Hadrumir nur noch seine Instinkte im Kampf. Wieder folgte ein gefährlicher Hieb des Grützers, welchen Hadrumir nur mit Mühe abwehren konnte. Er setzte zum Gegenschlag an…und traf. Keuchend hieben beide Kämpfer erneut aufeinander ein. Wieder traf Hadrumir. Sein Gegenüber geriet heftigst ins Straucheln. Hadrumir spürte sein Bein gar nicht mehr und zog hinterher. Wieder wartete er bis sich der Grützer gesammelt hatte und erwartete dessen Angriff.

Und erneut tauschten beide Hiebe aus. Doch merkte man beiden die Ermüdung an. Oftmals brauchte Hadrumir die Hiebe gar nicht abzuwehren, da sie sowieso nicht trafen. Umso überraschter war er, als der Grützer einen Hieb waagerecht durchzog. ’Keine Chance zur Abwehr!’ ging Hadrumir durch den Kopf. Die Klinge des Grützers fuhr ihm unter den Helm und zog sich an seiner Wange entlang. Hadrumir spürte, wie ihm das Blut den Hals hinablief. ’Nein, Herrin, bitte nicht!’ durchfuhr nur noch seinen Kopf, doch wurde ihm von dem Hieb fast schwarz vor Augen. Es war eigentlich nur noch seinen Instinkten zu verdanken, dass er die kommenden Hiebe seines Kontrahenten abwehren konnte. Zischend fuhr ihm plötzlich die Klinge des Grützers über sein Kettenhemd, sprengte zwar ein paar Glieder heraus, verletzte ihn jedoch nicht. Dies war der Weckruf, den er gebraucht hatte. Mit einem schnellen Hieb verschaffte er sich Platz und ließ einen schnellen Hieb auf des Grützers ungeschütztes Bein folgen….Treffer.

Der Grützer wankte, schien den Schmerz ignorieren zu wollen, doch brach er zusammen. Hadrumir keuchte schwer. Bei den Umstehenden, welche den Kampf bisher eher mit mäßigem Interesse verfolgt hatten, zeigte sich bange Erwartung. Hadrumir stieß den Grützer an, so dass dieser auf den Rücken rollte. Dann schaute er nochmals auf die Anwesenden. Er sah seine Gefährten, welche ihm hierher gefolgt waren, sah den Rabensbrücker, welcher mit Eleona den Kampf von den Zinnen seiner Burg verfolgt hatte, sah Bodebert von Windischgrütz, der seinen Onkel getötet hatte und das Entsetzen in dessen Augen. Schließlich drehte er sich um, blickte hinab auf seinen Gegner. Dann beugte er sich hinab und löste den Helm seines Gegners.

„Die Herrin hat entschieden!“ schrie Hadrumir heiser und köpfte seinen Gegner. Dann brach er ob der Anstrengung des Kampfes zusammen.