Geschichten:Plitzenbergs Fallen - Fall

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„So also ist das“, dachte Barnemund.

Vor nicht einmal einer Stunde war seine Welt in Stücke geschlagen worden. Vor Burg Ginsterhort war ein ganzer Trupp aufgetaucht in den Farben des Grafen. Barnemund hätte nie gedacht, dass ihm diese Farben einmal einen Schrecken einjagen würden, aber so war es. Ins Mark war er getroffen.

Ginsterhort war eine Ruine. Es gab eine Zugbrücke über einen lächerlichen Graben und dahinter ein Tor, aber keine Mauer. Der Palas stand nicht mehr, nur Außenmauern, aber am Bergfried war die alte Schmiede aufgestockt und ausgebaut worden. Hier lebte er. Zurückgezogen.

Und er hatte seit Monaten Besuch. Der lange Odo lebte hier, als wären sie Brüder , nicht Waffenbrüder. Und er kleine Adhemar lebte hier, wurde von ihnen beiden ausgebildet, als wäre er schon Knappe. Manchmal wurden sie von Maya oder Lechmin besucht.

Und dann waren sei gekommen: Sie wollten sie, Odo und Adhemar. Das war Barnemund klar. Sie hatten keine Jagd eröffnet, keine Suche gestartet, keine Ausrufer ausgeschickt. Aber sie hatten sich erkundigt.

Sie – das waren Rundon von Zwillingstein und Emmeran von Erlenfall. Sie ließen nur nach einem entlaufenen Pagen fragen – aber wer sucht nach elf Monaten noch einen entlaufenen Pagen?

Odo reagierte als Erster: „Da draußen sind Reiter, Barnemund. Viele.“

Sie rafften das Nötigste zusammen. „Und nun?“, fragte Adhemar jämmerlich.

„Nun werdet ihr beide schnell in den Wald fliehen“, sagte Barnemund.

„Ich fliehe nicht“, widersprach Odo.

„Du musst“, insistierte Barnemund, „wenn die reinkommen wollen, dann kommen sie auch rein. Aber dann müsst ihr weit weg sein.“

„Dann komm mit.“

„Das geht nicht. Wenn sie zu schnell spitz kriegen, dass keiner mehr da ist, seid ihr noch nicht weit genug im Basiliskenforst. Ich werde sei aufhalten. Außerdem: Ich bin Barnemund von Plitzenberg, der große Spötter. Von mir wollen die nichts!“ Er versuchte fröhlich zu klingen, was gründlich misslang.

„Gut“, Odo packt den Rest und spähte noch einmal hinaus. „Sie kommen gleich in den Hof. Wohin?“

„In die Esse und dort durchs Gitter. Da ist ein Gang, der ich euch in den Wald bringt. Nicht weit. Ihr werdet in Sichtweite sein, also duckt euch!.“ Barnemund drückte den Jungen und Odo noch einmal an sich, dann nahm er sein Schwert und steig in den Bergfried.

Auf halber Höhe war ein schmales Fenster. Dorthinaus lehnte er sich: „He, was wollt ihr?“ Mittlerweile waren die meisten Bewaffneten im Burghof angelangt. Barnemund erkannte die junge Selinde von Kravetz und Moribert von Goyern. Und ihn.

Rudon von Zwillingstein baute sich vor dem Turm auf: „Plitzenberg! Öffnet Eure lächerliche Tür und lasst 8und herein!“

„Warum sollte ich das tun, Herr Langenlob?“

„Nicht länger Herr Langenlob, Schmierfink. Euer Hochgeboren, wenn ich bitten darf!“ Rudon hob pathetisch eine Hand wie zum Gruße

„Wie das? Das ist ja was ganz Neues!“

„Ganz recht, Plitzenberg. Nach dem schändlichen Verrat des Luringer Bastards Praiodan hat Graf Drego mich zum neuen Landvogt ernannt.“

Barnemund keuchte. Wie konnte Drego diesen gefährlichen Intriganten so weit kommen lassen?

„da seid Ihr stumm, was? Also: ich bin jetzt Euer Lehnsherr, Plitzenberg, und wenn Ihr aufmacht und mich zu Euren erlauchten Gästen lasst, dann können wir heute Abend alle darüber lachen.“

„das Lachen ist mir vergangen, Herr Langenlob. Und die Tür müsst Ihr Euch schon selbst öffnen.“

Das taten sie auch. Mit dem Tor zur Schmiede machten sei kurzen Prozess, die Tür zum Bergfried hielt sie fast zehn Minuten auf. Dann kamen sie die Treppen hinauf, die sich fünf Stockwerke bis zur Plattform drehte. Barnemund bedauerte, dass er keine Falltür eingebaut hatte. Jetzt stand nichts mehr zwischen ihm und denen im Turm. Aber es sollte genügend Zeit vergangen sein für Odo und Adhemar.

Barnemund hatte sein Schwert gezogen. Aber er war alt. Er hatte schon seit Jahren kaum noch nennenswerte Kraft für einen Kampf in den Armen. Und dieser Langenlob war ein Schwertmeister ohnegleichen. Das hatte Odo ihm versichert.

Es war Langenlob, der als Erster auf die Plattform trat, hinter ihm nur Goyern.

„Luftig hier oben“, bemerkte Langenlob.

„Ganz recht. Wir Plitzenbergs genießen die Luft in den höheren kreisen, solange die Gosse sich nicht emporhebt.“

„Mich könnt Ihr nicht provozieren, Plitzenberg“, grinste Langenlob. „ich habe Euch in die Enge getrieben und ihr werdet mir jetzt sagen, wo sich Odo und das Balg versteckt haben.“

„Oder?“

„Oder Goyern und ich werden es aus Euch heraussaugen. Wie Eure Seele. Der Güldene wird sich freuen, Euer lustiges Seelchen einsammeln zu können.“

Barnemund blieb kurz die Luft weg. Daher wehte der Wind! Ihm wurde mit einem Schlag alles klar: der windelweiche Drego, die unpassende Gräfin, Dregos blutige Meute, Langenlobs rätselhafte Macht über die Menschen. Der Tod der beiden Erben! Barnemunds Gedanken rasten. Dann sagte er: „Ich muss Euren Herrn da leider enttäuschen. Ich habe bereits vor langer Zeit reserviert – einen Platz an Rondras Tafel.“

Und damit stürzte Barnemund sich rückwärts über die Brüstung des Bergfrieds von Ginsterhort.

Er fiel. Lief das Leben noch einmal vor dem inneren Auge ab in den Momenten des Todes?

„So also ist das“, dachte Barnemund.

Dann schlug er unten auf.



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Texte der Hauptreihe:
K8. Fall
Autor: BB


Wappen Graeflich Luring.svg
Ereignis:
Rudon Langenlob von Zwillingstein wird Landvogt von Gräflich Luring
Datum:
8. Ing 1040 BF