Geschichten:Pfalzfürst auf Reisen – Abschied aus der Stadt der Fische

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Herzogenstadt Elenvina, Mitte Rondra, abends

»Mein treuer Freund Herdan

Lächelnd empfing Trisdhan Ulaman von Hartsteen, der Herr des Hauses gegenüber dem Theater der Herzogenstadt Elenvina, seinen späten Gast, dem gerade eine dralle Nordmärker Magd aus den Reisekleidern half. Die schweren Reiterstiefel des müden Ritters waren zerschlissen und vom Staub der Straße stumpf und schmutzig. Das Kettenhemd löchrig und vom schweren Kämpfen gezeichnet. Das Gesicht um Jahre gealtert und in seinen Augen fehlte das fröhliche Glimmen des Trinkkameraden von einst, mit dem Trisdhan so viele unzählbare Nächte durchzecht hatte, mit leichten Mädchen auf dem Schoß und die Hände an ihren prallen Brüsten.

»Mein Prinz«, nickte der Ritter.

»Willkommen zurück im Leben! Ich hoffe, du hast gefunden, wonach du gesucht hast beim Aufbruch. Das Wort macht hier in der Stadt längst die Runde, dass ihr Mendena niedergebrannt habt, während der Schattenmarschall sich an Gareth versucht hat.«

»Ich war nicht in Mendena. Graf Danos ist gefallen. Habe ihn mit zurückgebracht.«

»Ja, habe ich gehört. Die Zwölfe werden die Seele des alten Manns sicher begrüßen, war ja ein tadelloser Mann ohne Fehl und Tadel. Und es ist allemal für den König der Ritter angemessener kämpfend auf dem Feld der Ehre zu sterben denn als alter Tattergreis im weichen Federbett.« Lässig setzte sich der Hausherr auf den Schemel in der Ecke, während die Magd einen Zuber mit kaltem Wasser ins Zimmer holte. »Und, Heldentaten erlebt? Singt das Mittelreich jetzt Lieder über dich?«

Mohnfeld schnaubte durch die Nase, während er mit bloßem Oberkörper seinen Kopf vorüber in den Zuber steckte. Prustend holte er ihn wieder heraus und schüttelte die nassen Haare. »Kaum. Mendena verpasst. Und dann in Gallys einen Pferdetritt abbekommen, so dass ich mit dem Baron von Hirschfurten nicht zurück nach Zwingstein reiten konnte, um die Chimären von Haffax vor Gareth zu schlachten.«

»Man hört hier von Händlern, es habe ihn arg erwischt?«

»Schwer verletzt ist er wohl. Die Sturmherrin hat mit ihm wohl noch was anderes vor. Nicht so mit gut einem Viertel der anwesenden garetischen Ritter. Die sind von Stachelfanten und Schweinehunden zerfetzt und getötet worden.« Mohnfeld nahm ein weißes Leinenhemd an, das ihm Trisdhan reichte. »Hab dir aber noch etwas mitgebracht.«

Trisdhan schaute zu der Tasche mit den gesiegelten Dokumenten, die auf Mohnfelds Bett lagen. Der Reichsadler im Siegelwachs. »Von wem?«

»Der olle Horulf hat sie mir in Gareth gegeben. Er meinte, wenn ich eh gen Elenvina reise, könne er sich den Boten auch sparen. Er gratuliert dir herzlich zu deiner neuen Heimat.« In die letzten Worte mischte sich hörbar ein gewisser Spott. Der Lebemann war nicht in Tobrien wohl doch nicht gefallen.

Die Augenbrauen von Trisdhan verdunkelten sich, als er das Wachs aufbrach und die Zeilen überflog. »Wusstest du, dass mein Vetter Rondrian auf dem Heerzug gefallen ist?«

»Ja. Er und der Wetterfelser aus Serrinmoor hatten sich Danos Leichenzug angeschlossen, um dann mit ein paar weiteren Streitern aus dem Darpatischen die besetzte Baronie Maus zu befreien. Wetterfels wollte das Lehen seiner Vorfahren wieder in Besitz nehmen. Von ihnen singt man nun im Mittelreich, wie der Hartsteener und die Maus in den Namenlosen Tagen schäbig dem Verrat ihrer Kumpanen zum Opfer gefallen sind. Eine Schande – aber was will man von Darpaten erwarten.“

»Hier steht, ich soll mich nach Beilunk begeben, um dort seine Nachfolge als Pfalzgraf anzutreten. Herdan, weisst du was das bedeutet? Elenvina ist schon, naja, sagen wir mal so, unser Aufenthalt hier hat der Stadt überhaupt so etwas wie ein Nachtleben beschert. Wenn man sich erinnert, wie es vorher war – puh. Dieses unerträglich pedantisch-praiotische Leben hier ist ja immer noch kein Vergleich zu dem rauschenden Fest der Sinne, was ich aus Gareth kenne. Aber Waldstein? Waldstein?! Herdan, da kann ich ja gleich in den Windhag gehen. Von allen Pfalzen des Reiches soll ich in die letzte Ecke des Reichsforstes ziehen, wo man fern von jedem kulturellen Leben ist?«

»War dein Vetter Hilbert nicht vorher dort Pfalzgraf?« Mohnfeld griff zu dem Pokal mit Almadaner Rotwein und leerte ihn mit einem Zug.

»Ja, und jetzt ist er ein Reichsverräter in Khunchom. In gesellschaftlicher Hinsicht ein Aufstieg.«

Über Mohnfelds Gesicht flog ein Lächeln. »Sieh es als Umweg. Hier bei den stinkenden Fischen schenkt man dir nichts. Deine Tante Idra verweigert dir die Baronie Elenvina, das legitime Erbe deiner Großmutter Isora, das nach allem Recht dir zusteht. Und nach der Hochzeit von diesem frechen Bürschchen Finnian ist der Thron in Havenna in noch weitere Ferne gerückt. Wenn du nicht als Hausmeister in einer Provinzhauptstadt versauern möchtest, sei froh nun wenigstens offiziell in den Hochadel aufgenommen worden zu sein. Auch wenn ich keine Ahnung habe, wem genau im Dunstkreis der Kaiserin du die Unterstützung zu verdanken hast.«

Trisdhan seufzte und schaute nochmals auf das Dokument in seinen Händen. »Ja. Du hast ja Recht. Aber – Waldstein?!«



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15. Ron 1040 BF zur abendlichen Phexstunde
Abschied aus der Stadt der Fische


Kapitel 1

Die letzte Schlacht
Autor: Hartsteen