Geschichten:Nie Wider Fron und Lehen - Das Muster wird gewebt

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Es war einigen vom Trupp Kelnias die Flucht gelungen und sie konnten die sicheren Tore der Burg Yossenfels erreichen. Als Helmbrecht vom Ergebnis des Scharmützels erfahren hatte, tobte er vor Wut, beschimpfte seine unfähige Schwester, fluchte auf den Schartensteiner und auf seine gesammte Sippe. Beinahe hätte er den Soldaten, der ihm diese Nachricht überbrachte, niedergeschlagen, wurde aber von Belgos abgehalten, da dieser sich schützend vor ihn gestellt hatte. "Ihr solltet Eure Burg auf eine Belagerung vorbereiten", hatte er gesagt. "Ihr werdet noch jeden Soldaten gebrauchen." Und Helmbrecht besann sich tatsächlich eines besseren.

Belgos selbst aber hatte vor, die Burg sofort zu verlassen und sattelte sein Pferd. Denn was konnte er schon erreichen, wenn er blieb? Und dennoch wollte es so das Schicksal.

"Ihr wollt uns hier im Stich lassen?" Lydia hatte den Stall betreten und blickte ihn vorwurfsvoll an.

"Das ist nicht meine Schlacht", antwortete Belgos und warf den Sattel über sein Pferd.

"Nein, da mögt Ihr vielleicht recht haben", gab Lydia zu. "Aber es gibt Leute, die auf Euch zählen, die sich auf Euch verlassen."

"Helmbrecht? Ha!", machte der Krieger verächtlich. "Der hat seine eigenen Soldaten. Und diese werden ebenso wie ihr Herr sterben. Diese Fehde ist völlig sinnlos! Und wenn ich bleibe und für deinen törichten Vater sterbe, werde ich bestimmt nicht den Geweihten finden, weshalb ich ursprünglich hier war."

"Ich habe nicht meinen Vater gemeint", sagte sie. "Sondern mich. Ich habe mich auf Euch verlassen."

Belgos blickte tatsächlich überrascht auf. "Dann komm mit, Lydia. Du kannst hier nichts gewinnen."

"Ich kann nicht ... Meine Mutter, ich kann sie nicht alleine lassen."

"Dann kann ich dir auch nicht helfen", sagte Belgos und widmete sich wieder dem Pferd. "Dann bleib und sterbe."

"Du verfluchter Bastard! Du bist doch nur feige und willst dich davon stehlen, weil du Angst hast. Ich hoffe du brichst dir den Hals!", schimpfte Lydia und verließ den Stall.

Als dann Belgos vor dem Tor stand und davon reiten wollte, sah er in der Entfernung das Aufgebot der Nimmerjocher, welches auf die Burg zu marschierten. Ihm ging nicht aus dem Kopf was Lydia gesagt hatte. Sie verläßt sich auf mich, dachte er. Warum tat sie das? Er würde sie im Stich lassen, hatte sie gemeint. Aber er hatte dem Burgherrn gegenüber keinen Eid geschworen, er hatte keine Verpflichtung zu bleiben. Und dennoch konnte Belgos selbst nicht sagen, was ihn dazu trieb, das Pferd wieder zu wenden und zurück in die Burg zu reiten, und damit seine letzte Chance zu vertun, die Burg noch vor der Belagerung zu verlassen.