Geschichten:Neulich in Halhof - (K)eine Reise zum Grafenhof

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Fion saß am großen Tisch in der Burgküche. Den Löffel in seiner Rechten tauchte er genüsslich in die Schüssel mit Eintopf.

"Janida", sagte er schmatzend, "mit deinem Bohneneintopf machst du Travia wirklich alle Ehre. Ich werde dein Essen vermissen, wenn ich morgen mit dem Herrn nach Eslamsgrund aufbreche."

"Morgen geht es schon los?"

"Ja, du weiß doch, der Graf will sich verloben. Es ist verständlich, dass Hochgeboren aus diesem Anlass zu seinem Vetter reist."

"Versprich mir, dass du auf dich Acht gibst." Janida, die bis eben einige Schüsseln sortiert hatte, trat besorgt an ihn heran.

Fion legte den Löffel beiseite, packte seine Liebste fest mit beiden Händen und zog sie an sich heran. "Sei unbesorgt! Rondra und Phex werden mich beschützen."

"Das haben Laron und Alrik bestimmt ebenfalls zu ihren Liebsten gesagt, bevor sie aus dem Hinterhalt mit Pfeilen niedergestreckt wurden. Du erinnerst dich doch an deine Reise nach Eslamsgrund im letzten Jahr, oder?" Janida versuchte sich aus Fion's Griff zu befreien.

"Wie kann ich das vergessen! Die Reise zum Wohltätigkeitsball des Drei-Schwester-Ordens war ein Alptraum. Im übrigen, waren es keine Pfeile sondern Armbrustbolzen, meine Liebe."

"Spielt das denn eine Rolle? Tot ist tot!", sie wich zwei Schritte zurück.

"Du hast ja recht, Janida", beschwichtigte Fion, "die beiden wurden wahrlich viel zu früh zu Boron gerufen." Er stand auf und umarmte sie. Leise flüsterte er in ihr Ohr: "Ich werde aufpassen, versprochen." Sie erwiderte seine Umarmung.

In diesem Moment sprang die Tür auf. "Janida, ich brauche noch einmal heißes Wasser." Die junge Frau, die mit einer weiten Schüssel unter dem Arm eintrat, stutzte etwas als sie die beiden eng umschlungen sah.

"Fion", sagte sie scherzend, "hast du keinen Dienst auf dem Burgtor?"

"Bin ja gleich weg, Karila", entgegnete Fion. "und dann werde ich euch weiter vor den 6 Bettlerinnen beschützen, die seit 3 Praiosläufen die Burg belagern. Sie jammern und klagen zum Stein erweichen, das kann ich euch sagen."

"Da hast du es noch gut", erwiderte Karila. "Ich darf seit 3 Tagen, die Launen und Beschimpfungen des Herrn ertragen. Seit seine Mutter im Fieber liegt, kann es ihm niemand mehr recht machen. Selbst mit seinen Beratern spricht er in einem Ton, den ich es noch nie von ihm gehört habe. Er weicht kaum von ihrem Bett."

"Seine Mutter ist krank?", frage Janida. "Ich habe die Frau noch nie zu Gesicht bekommen."

"Da geht es dir, wie vielen auf der Burg," erwiderte Fion. "Manchmal glaube ich, die Frau ist nur ein Gerücht oder ein Geist, das seit Ewigkeiten in Halhof umherirrt."

"Dafür sieht sie für ihr Alter aber noch sehr gut aus", meinte Karila, "Nur ein wenig blass ist sie momentan um die Nase."

"Wie alt mag sie denn sein?", frage Janida.

"Das kann ich nicht sagen. Aber 70 Götterläufe hat sie bestimmt schon erlebt." Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: "Aber jetzt brauche ich heißes Wasser. Der Medius will noch einmal einen Aderlaß wagen."

Janida griff die Schüssel und ging dann zum großen Kessel unter dem ein Feuer brannte. "Und Hochgeboren ist wirklich die ganze Zeit am Bett seiner Mutter. So hätte ich den Herrn gar nicht eingeschätzt. Er wirkt sonst immer so streng und ohne Mitgefühl."

"Ja, der Vogt ist die ganze Zeit in ihrer Kammer. Genauso wie der Kater der Herrin. Der merkt wohl auch, dass es nicht gut um dass Wohl der Herrin steht."

Jandia reichte Karila die Schüssel mit einem Tuch.

Beim Hinausgehen wandte Karila sich noch einmal um: "Übrigens, Fion, wie es ausschaut, wird nichts aus der Reise an den Grafenhof. Ich habe gehört, der Herr habe einen Boten nach Eslamsgrund geschickt."