Geschichten:Natzungen im Frühjahr - 1. Traviastunde

Aus GaretienWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Baronie Natzungen, 13. Tsa 1030 BF


Hadrumir entschloss sich noch ein wenig Schlaf nachzuholen und begab sich zurück ins Schlafgemach. Als er sich zurück ins Bett legen wollte, bemerkte ihn Tanira. Verschlafen und noch träumend murmelte sie: „Was ist denn los?“ Hadrumir schlang vorsichtig seinen Arm um seine Gemahlin. „Nichts! Schlaf weiter! Es ist noch mitten in der Nacht.“ Tanira schmiegte sich an ihn und war alsbald wieder eingeschlafen.

Langsam bewegten sich die Gestalten durch die Gassen Natzungens. Es waren sieben an der Zahl. Sie waren darauf bedacht, nicht gesehen zu werden. Aber wer sollte sie schon beachten. Die Stadt war noch am Schlafen. Hauptmann Jost war froh über diesen Umstand und führte seine Männer. Zwei Morde mussten noch vor dem Morgengrauen erledigt werden.

Egilmar von Blumenau schüttelte den Kopf. „Dieser Plan ist das absurdeste, was ich je gehört habe.“ Leomar schaute ihn unglaubwürdig an. „Ihr werdet mir doch aber in meinen Argumenten Recht geben? Ihr müsst doch zu geben, dass wir eine Fremdherrschaft über Natzungen nicht geschehen lassen dürfen.“ „Ich habe ja nicht gesagt, dass ich dies tue!“ Leomar hatte seine Trumpfkarte bisher noch nicht ausgespielt. „Und was wäre, wenn ich Euch sagen würde, dass es neben Tanira und Bodebert jemand Dritten mit berechtigten Ambitionen gibt?“ Egilmar wirkte ungeduldig. „Bisher habt Ihr nur meine Zeit verschwendet! Wenn Ihr etwas Wichtiges zu sagen habt, dann tut es jetzt gefälligst.“

War wirklich nichts? Hadrumir musste an die letzten Monate denken. Tanira hatte in Natzungen einiges erreicht. Nein! Sie hatten in Natzungen einiges erreicht. Er wusste, dass Tanira darauf stolz war. Und doch beschlich ihn zusehends dieses dumpfe Gefühl, dass etwas Bedrohliches sich anbahnte. Er musste unwillkürlich an seinen Hochzeitstag denken. Mit Bodebert und Haldora von Windischgrütz hatten er und Tanira sich lange unterhalten. Bodebert hatte dabei einen weit besseren Eindruck bei Hadrumir hinterlassen, als er erwartet hätte. Man lag zwar in Fehde, doch war man sich der Traditionen der drei Familien bewusst. Diesen Aspekt hatte Hadrumir seinem Gegner bisher nicht zugestehen wollen. Und trotzdem beschlich ihn zusehends das Gefühl der Unsicherheit.

Elgor Karstrand unterdrückte mittlerweile zum zweiten Mal ein Gähnen. Dann richtete er sich auf und begann damit, seine Glieder zu strecken. Die letzte Nacht war richtig angenehm gewesen und er packte seine Klamotten. Es wäre wohl besser, wenn man ihn des Morgens nicht mit seiner Liebschaft antreffen würde.

Die Miene Egilmars hatte sich zusehends aufgehellt und er war ins Grübeln geraten. Leomar schaute ihn herausfordernd an. „Und sind wir im Geschäft?“ Egilmar grübelte immer noch. „Und Ihr sichert uns dies alles zu?“ Dabei hielt er ein Schreiben hoch, welches ihm Leomar gegeben hatte, und welches die Ansprüche der Familie Blumenau festhielt. „Natürlich!“ Der Blumenauer reckte Leomar seine Hand entgegen. „Dies ist ein Angebot nach meinem Geschmack! Rechnet mit unserem Kommen in den nächsten Stunden!“

Brin sang fröhlich auf seinem Gang durch Unternatzung: „Hört Ihr Leut und lasst Euch sagen, es hat die Boronstund geschlagen!“