Geschichten:Kressenburger Neujahrsstechen 1041 BF - Wolfhardt Isegrein von Dornhart gegen Anselm Hilberan von Hundsgrab-Bugenbühl

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Kressenburger Neujahrsstechen 1041 BF - Wolfhardt Isegrein von Dornhart gegen Anselm Hilberan von Hundsgrab-Bugenbühl
28. Praios 1041 BF, Kressenburg, Tjost 3.Runde

Raslan stand an der Seite seines ehemaligen Schwertvaters und heutigen Lehnsherren und hielt die Lanze bereit. Währenddessen half Lisande ihrem Schwertvater beim Aufsteigen und der etwas jüngere Knappe Rondrik stand bereit, ihm den Helm zu geben. "Er sitzt sehr gut im Sattel, Anselm", führte Raslan Unterhaltung fort. "Bei dem letzten Duell hatte es den Anschein als wäre er mit dem Sattel und dieser mit seinem Ross verbunden."

"Ich werde mich dennoch nicht verleiten lassen, stärker in die Offensive zu gehen, Raslan. Ich Danke Dir für Deinen Rat, den Tjost auf diesem Wege schnell für mich zu entscheiden. Der ausgeglichene Weg ist der Bessere! Davon bin ich überzeugt."

"Und immerhin bist Du aus dem Sattel geplumpst", fügte Lisande an ihren ehemaligen Knappschaftsgefährten gerichtet keck an und fand es wieder einmal sehr interessant, in das kurzfristig schmollende Gesicht Raslans zu sehen. Anselm hatte inzwischen den sicheren Sitz gefunden und nahm von Rodnrik den Helm entgegen und begann ihn auf zusetzten.

"Du musst gerade reden", erwiderte Raslan

"Wollt ihr mich jetzt verwirren?", fragte Anselm verstimmt, "Ihr solltet mich besser aufmuntern und nicht rummaulen, da kann ich mich nicht auf den von Dornhardt konzentrieren."

"Verzeih", kam es fast gleichzeitig als Anselm schließlich den Helm aufsetze, anzog und das Visier schloss.

"Lanze!“

Raslan reichte ihm die Lanze und zusammen mit den beiden Knappen zog er sich zurück. Hinter dem Visier begann sich der Hundsgraber Baron nun ganz und gar auf seinen Gegner zu konzentrieren. Sein Ross "Adran" war die Ruhe selbst und gab seinem Reiter die Sicherheit zurück, die das "Jungvolk" angeknabbert hatte. So warteten Reiter und Streitross auf das Signal, welches den Tjost freigab.

Auf der anderen Seite brachte Wolfhardt von Dornhart seinen heute sehr unruhigen Rappen zum Stehen. Rabio machte heute seinem Namen alle Ehre, er war wild, ungestüm, fast toll und lies sich kaum kontrollieren. Seine Knappin, Rabanna von Helfenstein, hatte heute morgen schon fast die Hufe des Schwarzen abbekommen, als sie ihn striegeln wollte. Speziell auf Turnieren nahm sie ihre Aufgaben sehr genau - die brünierte Rüstung des Dornharters, die dieser von seiner Schwertmutter geschenkt bekam, als er von ihr seinen Ritterschlag erhielt, war penibel sauber und blitzblank poliert worden. Auch Rabio wurde normalerweise von ihr gestriegelt und gepflegt, doch heute kam sie kaum an ihn heran und so gab es heute auch keine geflochtene Mähne und all die anderen Arbeiten, mit denen die Knappin in der Regel ihre Aufregung bekämpfte und dafür sorgte, dass ihr Schwertvater gut aussah.

Der hingegen hielt sich wacker auf seinem Streitross, immer wieder tätschelte er dem Rappen den Hals und flüsterte leise und beruhigend auf ihn ein. Dann richtete er sich wieder auf und blickte herüber zu seinem Turniergegner. Seine Miene war entschlossen und ernst, als er seinem Kontrahenten zunickte und ihn mit dem rondrianischen Gruß seine Ehrerbietung zeigte. Dann ließ er sich von seiner Knappin, die in gesundem Abstand zu dem immer noch nervös wirkenden Rappen wartete und sich immer wieder verstohlen den Oberarm rieb, Helm, Schild und Lanze reichen und wie immer machte er nicht viele Worte darum. Nachdem er seinen Helm aufgesetzt und Schild und Lanze fest gefasst hatte, nickte er zuerst seiner Knappin zu, die daraufhin zu den Begleitern des Edlen an den Rand der Tjostenbahn eilte, dann nickte er als Zeichen, dass er bereit war, hinüber zur Tribüne.

Das Signal ward gegeben und Anselm ließ sein Streitross antreten. Die Hufe traten schwer in das schier umgepflügte Erdreich der Tjostbahn und trugen das ihre bei, die Bahn weiter "umzupflügen". Das märkische Tier wusste genau auf was es ankam, spürte den Druck Anselms und ermöglichte seinem Reiter die Ruhe und Zielgenauigkeit, die es brauchte, um zu bestehen. Anselm war ebenso hoch konzentriert. Die frenetischen Rufe seines Bruder, seines Burgherren und seiner Knappen vernahm er ebenso wenig, wie die restliche Geräuschkulisse. Der erfahrene Ritter hatte sein Ziel fokussiert und nichts würde ihn jetzt noch ablenken. Im Unterbewusstsein war Anselm dies klar und auf einem Schlachtfeld hätte er seine Sinne viel mehr schweigen lassen müssen als hier, wo es einzig um das wahre, ritterlich-rondrianische Duell von Ebenbürtigen ging. Die Lanze war perfekt ausgerichtet, die Deckung saß. Innerhalb von Sekundenbruchteilen reagierte Anselm als der Aufprall unmittelbar bevorstand, er parierte und stieß zu.

Auf der anderen Seite stieg das Streitross auf, als das Signal ertönte und für einen kurzen Augenblick ging ein Raunen durch die Menge die befürchtete, dass die Runde schon durch den Abwurf des Dornharters entschieden sein würde, doch dieser hielt sich im Sattel. Dann pflügten die schweren Hufe des Trallopers seine Seite der Bahn auf, als das kräftige Streitross seine Nervosität, Kraft und Energie in einen Anritt legte, der das Pferd mitsamt seinem Reiter geradezu auf den Gegner zufliegen lies.

Wulfhardt hatte alle Hände voll damit zu tun, sich auf die Bahn, das Pferd und seinen Gegner zu konzentrieren. Als er seine Lanze in Position gebracht hatte, war er nur noch einen Liedschlag entfernt vom Zusammentreffen der beiden Streiter auf der Bahn. Für einen Augenblick noch freute er sich, als seine Lanze trotz aller heutigen Schwierigkeiten den gegnerischen Schild fand. Doch schon fühlte er sich für einen Augenblick kolossal leicht, bevor er mit einem lauten Getöse hart auf dem Boden der Tjostbahn landete. Das habe ich ja mal ganz ordentlich vermasselt dachte er bei sich, als er behutsam seinen Kopf bewegte, nur ganz leicht am Anfang. Schon war seine Knappin bei ihm, um ihm beim Abnehmen des Helmes behilflich zu sein. Besorgt schaute sie ihn an, musterte ihn sorgfältig, doch es schien, als ob er von größeren Blessuren verschont geblieben wäre. Er war sich allerdings ziemlich sicher, dass er die nächsten Tage noch an seine heutige Niederlage erinnert werden würde durch die diversen blauen Flecken, die er sich durch den Sturz zugezogen hatte. Und natürlich bemerkte er auch die Tränen, die sich in den Augen seiner Knappin bildeten. Die junge Dame, das hatte er in den letzten Götternamen feststellen dürfen, war recht nah am Wasser gebaut.

Als er sich aufgerappelt hatte prüfte er einen Augenblick, ob er einen festen Stand hatte. Kein Schwindel, das war ein gutes Zeichen. Dann würde er seiner Pflicht als unterlegener Teilnehmer gerne nachkommen. „Raba, kümmere dich bitte um die Ausrüstung. Ich werde gleich mitgehen, doch vorher habe ich noch eine Pflicht zu erledigen“. Er schaute sich kurz um und sah seinen Gegner, Anselm Hilberan von Hundsgrab-Bugenbühl, noch an der anderen Seite der Tjostbahn. Ruhigen Schrittes ging er auf ihn zu. „Euer Hochgeboren, ich gratuliere Euch zu Eurem Sieg. Es war mir eine Freude, gegen Euch antreten zu dürfen. Der Sturmherrin hat es gefallen, Euch als würdigen Sieger aus dieser Runde hervortreten zu lassen. Möge meine Niederlage heute Euch zu weiterem Ruhm in diesem Turnier gereichen“ gratulierte er dem Sieger der Runde.

Der Angesprochene war ebenso bereits abgestiegen und den Helm abgelegt, als der Edle auf ihn zuschritt. Seine Knappen kümmerten sich um Helm und Lanze während Anselm die Glückwünsche ernst aber auch erfreut entgegen nahm. "Ich Danke Euch, Euer Wohlgeboren. Ich werde alles daran setzten, um Eurem rondrianischen Geleitspruch gerecht zu werden." Er nahm die gereichte Hand fest und aufrecht entgegen. "Nachdem wir gerade die Lanzen kreuzten möchte ich Euch gerne einladen, um heute Abend einen Krug mit Euch zu kreuzen; Ihr und die Euren, seit mein Gast."

Wolfhardt verbeugte sich, dann schaute er dem Sieger der Partie fest in die Augen. "Diese Einladung nehme ich gerne an. Wir sehen uns heute Abend, ich freue mich." Erneut grüßte der Edle, dann machte er sich auf den Weg zu seinem Lager. Sollte er so langsam tatsächlich Gefallen an diesen Turnieren finden?