Geschichten:Korwin von - der Brache zu Orkenwall?
1. Hesinde Burg Zwingstein Abends, unterwegs in den Träumen Korwins von Orkenwall
Balsox sah sich um. Das triste und öde Land hatte ihn wieder, aber der Himmel war diesmal in Pastellfarben getaucht, wie in Öl gemalt. Dann schaute er auf sich und die anderen. Er beschloss Korwin bei nächster Gelegenheit zu fragen, was genau ihn an Faltern fasziniert, denn aus irgendeinem Grund - - - waren sie alle drei nun Schmetterlinge. Nurinai war ein tiefblauer fast schwarzer Falter, Konnar ein grünlich brauner Fuchs, ähnlich den Gewändern der Gjalskaerländer und er war eine kleine braune Motte. Humor hatte er, das musste Balsox ihm lassen. Und der Gebieter der Nacht muss wie sein zwölfgöttlicher Partner und Herr der Nacht eine gewisse Nähe zum Spaß haben. Er war eine Motte. Das Gespött seines Kumpanen war ihm sicher.
Die drei flatterten umher auf den Hügel mit dem toten Baum zu, an dem sie Korwin in der Brache verloren hatten. Die vom Stachelfanten getöteten Ponys grasten seelenruhig um den Hügel herum. Konnar flatterte auf eines der Ponys zu. Kein Detail hatten Korwin und Boron vergessen. Auch wenn die Ponys offensichtlich noch irgendwie lebten, waren ihre armen Körper doch von der nackten Gewalt des Ungestüms zerschunden. Knochen standen aus dem Körper raus, Wunden klafften und Rumpf und Schädel der armen Ponys waren von schwerstem Quetschungen versehen. Bei dem Anblick schauderte es ihm in Gedanken, dass sie dort hätten liegen können. Er machte sich auf zu dem Baum um deren Krone oder vielmehr das was von ihr über war, die die anderen beiden bereits umkreisend flatterten. Balsox setzte sich auf den Rand des hohlen Baumstamms, der so vortrefflich als Kamin beim Räuchern des Igels gedient hatte. An dem Baum gelehnt saß Korwin und starrte in die Weite der bunten Ödnis. Zu ihrer Überraschung führte Korwin jedoch keine Selbstgespräche sondern unterhielt sich mit einem grauen Mann der neben ihm saß.
“... Ja, ich verstehe dich Junge. Aber was soll das?" "Ich weiß es nicht, es hat sich einfach so ergeben. Die Gelegenheit war günstig und wer würde so eine Gelegenheit nicht ergreifen?" "Gelegenheit? Du hast Boron bereits die Hand geschüttelt, und der Grund warum er sie wieder losgelassen hat ist mehr als wunderhaft. Du musst einen Alveranier auf Dere wandeln haben. Aber ich denke es wird sich für dich zum Guten wenden." Korwin winkte mit seiner Hand ab.
Der Himmel wandelte sich von einen Augenblick zum anderen von einem pastellfarbenen Rose in ein helles Blau. Die Brache verschwand unter ihnen und sie erhoben sich in die Lüfte. Wie in einer Kindergeschichte gleich glitten sie durch die Lüfte. Gareth zischte unter ihnen vorbei und die gesamte Goldene Au wurde zu einem Punkt unter ihm und im selben Augenblick schoss er wieder Richtung Boden, die Bäume kamen immer näher. Kurz vor dem Aufschlag blieben sie abrupt stehen. Sie befanden sich in einem dichten Fichtenwald. Der Boden war weich und das Wetter angenehm warm. Korwin lief barfuß durch den Wald. Der Graue lief hinter ihm durch den Wald.
Balsox, Konnar und Nurinai folgten ihnen, jedoch nicht mehr in Gestalt von Faltern sondern als Vögel. Ein junger Rabe, ein braun gefiedertes Sumpfhuhn und ein kleiner Kauz flatterten durch die Baumwipfel von Ast zu Ast.
Korwin genoss das Gefühl des frischen Waldbodens an seinen Füßen. Das Rascheln der Blätter, das weiche Moos und der feuchte, kühle Geruch nach Harz und Erde. Es war für ihn wie Heimat. Er strich über die feinen Nadel der Fichtenzweige, die ihm beim Waten durchs Dickicht ins Gesicht glitten. Dann trat er aus dem Dickicht heraus. Der Anblick überraschte ihn und er blieb kurz stehen. Sein Begleiter schob ihn jedoch kurz an und er lief weiter. Orkenwall, auch wenn er etwas verändert schien. Korwin Schritt voran auf einen jungen Bauern zu und grüßte ihn. Er bekam jedoch keine Antwort, stattdessen stand er auf, schritt auf ihn zu um geradewegs durch ihn durch zulaufen. Korwin erschrak kurz um sich bei dem Schmunzeln des Grauen's jedoch direkt wieder zu fangen. Er drehte sich um und ging in den kleinen Weiler. Die Haupthalle erstrahlte in unbekanntem Glanz und die Hütten des ein oder anderen Orkenwallers waren dort, wo sie schon immer standen. Aber die meisten Häuser fehlten. Er ging den kleinen Hügel hinauf, wollte nach der Eiche schauen, an der er immer geschaukelt hatte. Dort stand jedoch nur ein Setzling. Nicht mal zwei Schritt hoch.
Und wo das Haus seiner Eltern stand, war nur ein leerer Fleck.
Balsox, Konnar und Nurinai flogen an Korwin vorbei und setzten sich auf die daumendicken Äste der Eiche und krächzten. Korwin beachtete sie nicht, aber Argaen zwinkerte ihnen aus der Ferne zu. Balsox und Konnar gaben einen verwunderten Laut von sich. Der kleine Tief schwarz glänzend gefiederte Rabe gab jedoch keinen Ton von sich.
Korwin schritt schnell voran und blieb dort stehen, wo eigentlich die Stube war. Der Tisch, der Kamin, die Tür zum Zimmer seiner Eltern. Der Graue kam den Hügel hinauf zu ihm und blickte in sein blasses Gesicht. "Wo sind wir hier?" "Orkenwall!", der Graue lächelte. "Alles ist anders." "Alles wird anders!" "Ich verstehe nicht." "Warte Junge!" Der Graue ging den Hügel hinab zum Dorfplatz bei der Haupthalle. Korwin folgte ihm auf den Schritt, umflogen von den drei Vögeln.
Konnar setzte sich auf das Dach der Haupthalle. Dort standen drei Knappen und unterhielten sich. "Habt ihr das Turnier gesehen? Die Bullen sind unschlagbar," feixte der eine. "Sechs mal in Folge in Rommilys gewonnen und nun direkt die erste Meisterschaft." [[1]] "Pah, Havena, eingebildetes Gesocks. Es geht nichts über die Adler." "Adler Greifenfurt, dass ich nicht lache." In dem Augenblick kamen die drei Reiter der Pferde aus der Halle. Ein untersetzter Blonder, ein fast schlaksiger älteren Semesters und ein junger braunhaariger Ritter mit einem schmalen feinen Gesicht. Er war eindeutig der jüngste der edlen Gesellschaft. "Wir trennen uns hier. Tobsen, ihr reitet nach Trallop und versucht bei der Wache ein paar Mann aufzutreiben. Ich reite nach Reichsend und warne die Garnison. Geron, ihr bleibt hier in Achingen. Wenn die Schwarzpelze kommen schafft ihr die Frauen und Kinder weg." Der junge Mann nickte. "Auf los." Der Untersetzte und der Alte schwangen sich auf ihr Pferde, während Geron mit sich haderte. Es ärgerte ihn, dass er die undankbare Aufgabe bekommen hatte zu bleiben.
Geron machte sich auf den Weg durchs Dorf gefolgt von Korwin, dem Grauen und den geflügelten Begleitern. Er hielt direkt auf ein etwas größeres Holzhaus zu. Fein gearbeitet aus dicken Stämmen, mit einem Schober nebenan. Korwin kannte Häuser wie diese, Häuser von Holzfällern. Es gab meist eine Kammer unter dem Dach, und dorthin folgten Sie ihm auch. Die Vögel auf dem Fensterbrett, Korwin und Argaen bis in die Stube. Geron setzte sich an einen kleinen Tisch am Fenster und rollte eine Karte auf. Korwin warf einen Blick über Gerons Schulter und sah annähernd sein Orkenwall vor ihm. Warum in der Ecke wieder dieses Achtungen und nicht Orkenwall stand war ihm noch immer nicht schlüssig. Geron kritzelte mit einer Federn ein paar Kreuze auf die Karte. Korwin blickte zu seinem Begleiter. "Was auch immer er da plant, wenn ein Angriff aus Richtung Firun erfolgt steht der Feind direkt im höchsten Punkt des Dorfes und ist mit Bogenschützen im Vorteil. Ich habe es genau so erlebt." Es klopfte an der Tür. "Herein", rief Geron. Ein junges Mädchen vielleicht siebzehn Götterläufe alt betrat den Raum. Vor sich und dem hellblaue Kleid trug sie einen Korb, verdeckt mit einem gewebten Tuch. "Arda, komm bitte herein." "Etwas Brot, Fleisch und Bier mein Herr Geron?" Dessen Augen leuchteten beim Anblick seines Gastes und des nahenden Mahls. "Bleibt bei mir junge Dame. Ich rede gerne beim Speisen. Und ich bitte euch zuzugreifen." Dabei lächelte er. Arda machte einen kleinen Knicks dann setzte sie sich an den Tisch zu Geron. "Eine Liebesgeschichte, so scheint es lieber Korwin." Der Graue musste grinsen. "Arda, so hieß die Großmutter meiner Mutter. Ich glaube das ist nichts für uns hier." Der Graue musste erneut grinsen. Der Kauz und das Sumpfhuhn krächzten jedoch verächtlich.
Der Augenblick verschwamm und Korwin und seine Begleiter fanden sich in tiefschwarzer Nacht wieder. Flammen erhellten den Nachthimmel und Schreie und metallisches Klirren störten die Stille der Nacht. Er stand erneut am Waldrand und hörte das Schnaufen und Grunzen aus orkischen Kehlen. Dann stürmten Schwarzpelze aus dem Dickicht zum Dorf. Korwin griff instinktiv zu seinem Schwert, griff jedoch ins Leere. Stattdessen hatte er einen Löffel in der Hand. Er ließ ihn fallen und lief los den Orks hinterher, die drei Vögel und Argaen im Schlepptau. Menschen und Orks fielen getroffen um sie herum. Schreie, Tote, Befehle, Grunzen, Fluchen und undefinierbares Orkisch. Vor der Haupthalle standen drei Männer, einer davon war Geron. Zwischen ihnen lagen zwei weitere tote Männer und ein halbes Dutzend Schwarzpelze. "Sind die Frauen und Kinder in Sicherheit?" "Ja, ich habe sie in den Keller der Halle gebracht, der Hinterausgang ist von innen versperrt. Wenn wir dem Angriff standhalten wird ihnen nichts geschehen." "Dank sei mit euch mein Herr."
