Geschichten:Korwin von - der Brache

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1. Hesinde Burg Zwingstein Zur Mittagstunde

Zuerst wusch Nurinai sich die Hände, dann begann sie vorsichtig damit die Wunde zu säubern, entfernte den glibberigen, stinkenden Eiter, erst dann konnte sie den Stich mit ihren Finger ertasten und ihn genau betrachten. Konnar musste würgen. Es war ein niederhöllischer Gestank der vom Eiter ausging. Seltsam war er. Recht klein für den Stachel, der in etwa den Durchmessers ihres kleinen Finger hatte. Gesehen hatte sie so etwas noch nie. Es war… “... unheilig”, entfuhr es ihr leise und obgleich ihr in jenem Augenblick klar wurde, dass sie die beiden Anwesenden damit vollkommen unnütz noch mehr beunruhigte, hob sie ihren Blick nicht, sondern ließ ihn auf der Wunde. Von außen war der Stachel nicht mehr zu sehen und da der Stachel, den man ihr gezeigt hatte, nicht vollständig war, musste der Rest noch in seinem Fleisch stecken. Sie tastete um den Stich herum. Erst zaghaft und vorsichtig und dann mit zunehmendem Nachdruck, bis sie etwas Hartes spürte. Etwas, dass sie für den Rest des Stachels hielt. Sie hielt einen Moment inne. Tastete erneut. Es musste der Rest des Stachels sein. Sie war sich sicher. “Hier sitzt er”, sie zeigte den beiden Männern die Stelle, “Hier. Ich kann ihn deutlich fühlen.” Konnar und Balsox beugten sich über das Bein und leuchteten mit der kleinen Öllampe entlang des Beins um mehr zu sehen. Die Wunde sah widerlich aus. Eine dunklebraune Wullst wallte um den Stich. Das Loch. Es schüttelte den Hünen. Sie fühlte. “Aber… aber er sitzt zu tief. Einfach so komme ich da nicht ran.” Nurinai zuckte mit den Schultern und seufzte schwer. Anschließend holte sie sich das kleine Skalpell und die Pinzette aus ihren Stoffrolle herau. Die Geweihte hatte nicht sonderlich viel Ahnung von Anatomie, eben so viel, wie sie für den Einsatz ihrer Heilkunst brauchte, aber eben auch nicht mehr. Dennoch hatte sie vertrauen in ihre Fähigkeiten: Ihr Herr würde sie leiten, das hatte er bisher immer getan und würde es auch dieses mal tun, da war sie sich sicher. Sie machte nur einen kleinen Schnitt links und rechts des Einstichs. Erst oberflächlich, dann nach und nach stetig immer etwas tiefer. Das Blut tupfte sie mit einem Tuch vorsichtig ab. Balsox nahm ihr das blutverschmiert Tuch ab und reichte ihr ein neues sauberes. Irgendwann, da konnte sie den Rest des Stachels erkennen und während sie mit Daumen- und Zeigefinger der linken Hand die Wunde auseinanderzog, versuchte sie mit der Pinzette in der rechten Hand den Stachel herauszuziehen, was sich jedoch als schwieriger als gedacht herausstellte, denn der Stachel saß fest im Fleisch des Reichsritters. Sie brauchte mehrere Anläufe. Und als die Schweißtropfen auf ihrer Stirn zu sehen war, da löste sich der Stachel endlich. Mit zitternden Fingern zog sie ihn ganz aus der Wunde heraus und zeigte ihn den beiden Männern: “Da haben wir ihn. Den Übeltäter. Nun sollte es Eurem Herrn bald besser gehen!” Aufmunternd nickte sie ihnen zu, legte das Corpus Delicti auf das Tuch mit dem sie zuvor noch das restliche Blut fortgewischt hatte und überreicht es Balsox. Der hielt den Splitter zwischen den Fingerspitzen, drehte und betrachtete ihn im Licht der Öllampe. Er schritt zum Tisch wo der Rest des Splitter lag und nahm ihn in die andere Hand. Er legte den Splitter in die Bruchstelle. Dabei erheiterte sich sein Gesichtsausdruck. Er passte und es fehlte kein Stück. "Boron hat eure Hand behände geführt euer Gnaden, es fehlt kein Stück." “Ich werde die Wunde erst einmal nicht nähen, sondern lediglich verbinden. Zum einen ist einen Naht nicht unbedingt notwendig, zum anderen besteht die Möglichkeit, dass die Wunde noch etwas eitert. Am Morgen werde ich dann den Verband wechseln, dann sehen wir weiter. Bis dahin wird es Orkenwall gewiss schon besser gehen.” Nurinai schien zuversichtlich. Die Geweihte verband die Wunde, strich zuvor aber noch eine pechschwarze, übelriechende Paste darauf. Anschließend machte sie dem Reichsritter noch Donf-Wickel gegen das Fieber. Sie legte auch ein Tuch auf seine Stirn.

Korwins Augenlider flakerten und er schnaufte tief und fest um anschließend seufzend auszuatmen. Dann öffnete Korwin langsam seine Augen. Die Geweihte blickte kurz zu ihm herüber während sie ihr Skalpell reinigte und lächelte zufrieden. Konnar und Balsox fiel ein Stein groß wie der gesamte Finsterkamm von Herzen und sie traten neben ihn. "Korwin, was machst du nur? Wir dachten wir verlieren dich." Balsox strich ihm über die Schulter." "Du standest auf der Schwelle zum Tod und das hätten wir uns niemals verzeihen können." Konnar kniete sich neben das Bett. "Brauchst du etwas?" "Wasser", flüsterte Korwin. Konnar sprang auf und machte einen Satz zum Tisch um aus einem Guss die Kanne zu greifen und einen Becher zu füllen. Er hielt den Becher in den Händen und führte ihn zu seinem Mund. Korwin nahm einen Schluck und noch einem nur um einen Teil des Wassers hustend wieder aus zu spucken. "Nicht zu schnell mein Herr", sagte die Geweihte. "Er hat eine schlimme Zeit hinter sich." Korwin nippte noch einmal an dem hölzernen Becher. Dann schloss er wieder die Augen. Die beiden waren trotz des neuerlichen Schlafens beruhigter. "Danke euer Gnaden, wir und Korwin stehen auf ewig in eurer Schuld." Die Geweihte, noch immer ihre Gerätschaften putzend wiegelte mit einer Handbewegeung ab und lächelte erneut. Korwin schlief und schnarchte sofort. Dann begann er sich leicht im Schlaf hin und her zu wiegen um erneut in das unidentifizierbare Gebrabbel über zu gehen. Es hatte nicht mehr der niederhöllische Ton des ersten Males, dennoch erschraken die beiden. "Was bedeutet das euer Gnaden?"



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1. Hes 1042 BF 12:00:00 Uhr
der Brache
Zwingstein vom weißen Raben


Kapitel 5

Boron