Geschichten:Knappe ohne Gunst - Silberstreif
Burg Oberhartsteen, Travia 1034 BF
Adhumar stürmte herein, schmiss seinen Umhang in die Ecke der Schlafkammer und warf sich auf sein Bett, das bedenklich ächzte. Dann erst bemerkte er Helmbrecht von Steinfelde, der gerade von einem Besuch auf dem elterlichen Gut zurückgekehrt sein musste und seinen Mitknappen und Freund erstaunt musterte: „Grüße, Adhumar. Was ist los?“
Adhumar schnaubte nur: „Ich muss hier raus, sonst werde ich verrückt.“
„Das würde den Graf bestimmt nicht erfreuen“, wandte der junge Steinfelde ein.
„Mein Oheim kann von mir aus bleiben, wo der Benbukkel wächst“, versetzte Adhumar heftig. Eine Weile starrte er schweigend an die Decke, bevor er düster fortfuhr: „Onkel Luidor hat meine Familie verraten und verkauft, will mich nicht sehen und das Gesinde macht sich hinter meinem Rücken über mich lustig. Und wenn ich einen von dem Pack zur Rede stelle oder eine Maulschelle verpasse, kommt bald der verdammte Leoderich und schickt mich zum Stallausmisten ... oder zum Holzhacken, mitten auf dem Burghof, wo es jeder sehen kann! Was soll ich mich also noch um den Grafen und seinen Hof scheren? Zum Henker damit!“ Adhumar ballte seine Fäuste.
Helmbrecht hob beschwichtigend die Hände: „Nicht so laut, Adhumar. Ich weiß, das Ganze ist nicht einfach, aber das gibt nur noch mehr Ärger.“
„Nicht einfach!“ fiel ihm der andere böse auflachend ins Wort schüttelte den Kopf. "Wie viel mehr Ärger soll es denn noch werden?"
„Ich mein‘ ja nur. Bisher hast du das ziemlich gefasst getragen. Wenn ich irgendetwas tun kann...“
„Dann hilf mir, von hier weg zu kommen, und zwar bald!“
„Es ist dir wirklich ernst damit?“
„Glaub mir, ich würde sonst nicht so reden.“
Helmbrecht legte den Kopf schief und sagte dann: „Ich denke, mein Vater könnte dir helfen.“
„Dein Vater?“
„Ja. Aus dem, was er so hat verlauten lassen, ist auch er nicht zufrieden mit der Entscheidung des Grafen zugunsten der Schwingenfelser. Und etliche andere Ritter in Hutt auch nicht.“ Adhumar richtete sich auf. Diese Nachricht änderte einiges. Er würde nicht auf sich allein gestellt sein, wenn er die Grafenfeste verlassen sollte. Er bedeutete Helmbrecht sich neben ihn zu setzen: „Erzähl mir mehr!“
