Geschichten:Katzenspiele - Teil 3

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Alena erwartete den Al’Anfaner an der Eingangspforte ihres Gartens. Sie hatte gedacht, mit ihrem Gatten Hilbert einen größeren Kampf wegen des kostenspieligen und für die Pfalz viel zu überdimensionierten Prachtgartens mit seinen Wasserspielen und künstlichen Teichen austragen zu müssen. Aber der gute Hilbert hatte sie nur angesehen und „Meinetwegen, wenn Du es wünscht“ entgegnet. Seitdem war die Pfalzgrafschaft dem Bankrott nahe.

„Schickt ihn erstmal in den Zuber. So kann man ja nichts mit ihm anfangen“, befahl sie ihren Dienern, ohne den sichtlich erregten Südländer dabei auch nur eines Blickes zu würdigen.

Einige Zeit später, nachdem die Dienerschaft und ihre Leibzofe den gröbsten Dreck abgewaschen, ihm die fettigen und verfilzten Haare geschnitten, die abgesplitterten Fingernägel geschnitten, ihn mit Mundwasser den nach Pestilenz riechenden Mund ausgespült und ihn mit einem Seidenhemd des Pfalzgrafen sowie einer teuren Hose eingekleidet hatten, empfing Alena ihr Spielzeug im Rosengarten.

„Es ist schön, Euch zu sehen, Herr Pizarro“, flötete sie kokett und ließ ihren süßen Blick, welchem schon so mancher Mann die Sinne verwirrt hatten, mit Absicht einen Moment zu lang auf ihn gerichtet, bevor sie wie verschämt die Augen wieder niederschlug. Sie hatte richtig kalkuliert, der Al’Anfaner war längst nicht mehr Herr seiner Sinne.

„Was wünscht Ihr denn von mir, Eure Hochedelgeboren?“ versuchte der Südländer der Etikette zu genügen.

„Ich hatte Sehnsucht nach Euch. Ich musste Euch unbedingt wiedersehen, nachdem ich Euch seit unserem ersten Treffen in meinem Salon nicht mehr vergessen konnte“, Alena harkte sich bei dem atemlosen Südländer ein, dessen Körperspannung zusehends zunahm. „Lasst uns ein wenig durch meinen Park flanieren und uns unterhalten.“

Alena führte Pizarro einen kleinen See entlang, auf dem ein Schwanenpärchen schwamm. Sie hielt das Gespräch mit nichtigen Kleinigkeiten am Leben und erzählte ihm herzzerreißende Geschichten über ihre einsame Kindheit im fernen Eslamsgrund, immer wieder seinen Blick heischend. In gebührendem Abstand folgten zwei ihrer Pagen, jeder von ihnen mit einem Kurzschwert bewaffnet.

„Und nun bin ich hier, völlig einsam. Mein Gatte ist ein Trottel und ein Barbar. Er kümmert sich nicht um mich und ist immer auf Reisen unterwegs. Wenn er sich mal sehenlässt in Sertis, diesem Gefängnis für eine einfühlsame Frau wie mich, dann fasst er mich grob an und behandelt mich wie eine beliebige Straßendirne.“ Alena ließ ihre Augen leicht schimmern und drückte ein Tränchen heraus, das seine Wirkung nicht verfehlte. „Gefangen hält er mich hier und durch seine Wachhunde überwachen. Nur hier in diesem Park darf ich mich frei bewegen und den Rosen mein Weh klagen.“

Sie griff nach einer Rose und roch lange daran. Der Al’Anfaner fühlte sich in Sicherheit und begann seinerseits mit zweideutigen Bemerkungen Alenas Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

„Ihr seid so ein starker und stattlicher Mann. Wie sicher eine Frau sich in Eurer Nähe fühlen muss. Und doch stimmt es mich traurig, wenn ich mir vorstelle, wie Ihr von einem hässlichen und widerwärtigen Tier, einer nichtswürdigen Bestie, begleitet werdet und Ihr Eure Seele beschmutzen lasst von diesem Hund“, zwitscherte Alena und studierte genau seine Reaktion.

„Naja, der Köter ist schon praktisch, wenn man zum Beispiel unterwegs von Wegelagerern oder so angegriffen wird. Da kann man ihn losschicken und der macht sie kalt. Hähä“, erwiderte der Al’Anfaner, sich einem großspurigen Lachen hingebend.

„Aber Ihr braucht Euch doch keiner Wegelagerer zu erwehren, Herr Pizzaro! Wer würde es wagen ein solches Bild von einem Mann, wie Ihr es seid, auch nur zu bedrohen.“

„Natürlich haben alle Angst vor mir. Aber jetzt mal langsam zur Sache“, wurde der Südländer langsam unruhig. „Du hast mich doch nicht herbeizitiert, um mit mir bloß Süßholz zu raspeln.“

Alenas Lächeln wurde frecher. „Nein, natürlich nicht. Ich hatte schon gedacht, Du würdest mich nie fragen. Natürlich habe ich ein Interesse an Dir.“

„Na dann komm, ich besorge es Dir hier und jetzt. Sofort!“

„Du hast doch nicht geglaubt, Du würdest ohne Gegenleistung hier etwas bekommen, oder?“

Der Südländer konnte kaum an sich halten und erwiderte: „Natürlich nicht, was willst Du denn? Normalerweise bezahle ich die Frauen, nicht umgekehrt. Hähä!“

Alenas Stimme wurde schneidend: „Dann bring mir den Kopf von Deinem Köter.“

Pizarro trat unwillkürlich einen Schritt zurück. „Was willst Du?“

„Du hast mich schon richtig verstanden, Du sollst wählen zwischen dem blöden Köter und mir.“

Die Augen des Al’Anfaners wurden enger und Schweißtropfen bildeten sich auf seiner Stirn. „Bist Du verrückt? Das Tier ist schweinewertvoll. So ein gut ausgebildetes Tier finde ich nie wieder.“

Alenas Stimme wurde hart: „Entweder der Hund oder ich. Du hast nur einmal die Wahl, entscheide Dich. Jetzt.“

Sie waren an der Pforte des Gartens angekommen und blieben stehen. Der Al’Anfaner war offensichtlich hin und her gerissen. Seinen Blicken war die Lust klar anzusehen, seine Phantasie die atemberaubende Pfalzgräfin hier und jetzt zu nehmen.

„Dort ist die Tür. Wenn Du sie durchschrittst, dann wirst Du mich niemals wiedersehen“, Alenas Augen sprühten Funken.

„Ach, ich kann jederzeit für eine Hure bezahlen!“ rief Pizarro aus.

Alena schnaufte verächtlich. „Du ziehst einen Kreuzer also dem Dukaten vor? Bei mir würdest Du etwas erleben, was Du niemals in Deinem ganzen Leben je vergessen würdest. Kein Geld auf Dere kann Dir das kaufen, was ich Dir biete!“

Pizarro atmete heftig. Sein Herz klopfte so laut, dass Alena es fast hören konnte. Er schluckte trocken herunter und sagte dann mit fester Stimme: „Mein Hund ist mir treu gewesen sein Leben lang. Und Du bist es nicht wert, dagegen eingetauscht zu werden.“

„Dann hinfort mit Dir und geselle Dich zurück in den Dreck zu Deinen läufigen Hündinnen!“ rief Alena erbost aus und warf die Pforte hinter Pizarro ins Schloss.

Sie stand ein paar Sekunden und starrte verärgert in die Luft. Dann entspannte sich ihr Blick und sie lächelte. Mochte das eine Vögelchen entwischt sein, sie würde noch genügend Spielzeuge nach ihrem Willen tanzen lassen.



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Texte der Hauptreihe:
K1. Teil 1
K2. Teil 2
K3. Teil 3
16. Ron 1032 BF zur abendlichen Perainestunde
Teil 3
Teil 2


Kapitel 3

Autor: Hartsteen