Geschichten:Jagdfieber

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28. Hesinde 1042 BF, Markgräflich Kupferklamm, Baronie Vellberg
Ilmar stand in einer kleinen Stube. Die Einrichtung war karg, fast karger als die in der Stammburg seiner Familie. Das kleine Haus aus Bruchstein, welches unweit des Dorf Sterkrade lag, machte nicht den Eindruck, dass es jemals so etwas wie "bessere Zeiten" gesehen haben mochte.
Die Landvögtin hatte hinter einem massiven Holztisch, welcher so gar nicht in das Zimmer passen wollte und bei dem sich Ilmar fragte, wie er hier hergekommen war, Platz genommen. Sie hatte sich die Ausführungen des jungen Ritters aufmerksam und schweigend angehört. Nun saß sie tonlos hinter ihrem viel zu großen Tisch in einem, zum Tisch zwar passenden, Stuhl und schien zu überlegen. In ihren Augen blitze etwas, was Ilmar nicht so recht einzuordnen wusste.
Dann erhob sie sich und blickte ihren Gast an "nun, Herr von Hardenstatt. Ich will nicht lange herumreden und gleich zum Punkt kommen!", sie stützte sich mit einem breiten Grinsen auf ihrer Tischplatte ab, "ich will Euch helfen diesen elenden Schurken das Ende zu bereiten, welches sie verdient haben! Ich werde mich unverzüglich bereit machen und nach einem der beiden Jäger schicken lassen. Sie kennen sich hier in der Gegend am besten aus."
Zufrieden lächelte der Blondschopf und nickte ihr zu.

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Sie hatten die Pferde bei einem der Wildstände zurückgelassen, im Wald waren sie nur hinderlich. So schritten Veriya und Ilmar Seite an Seite hinter dem Jägersmann her. Sie hatten durch phexensglück die Spuren der vierköpfigen Diebesbande entdeckt und folgten ihr nun immer tiefer in den Wald. Hier im Zwielicht des Waldes erkannte Ilmar das Funkeln der Landvögtin endlich. Es war das Funkeln einer Flamme, die fast erloschen war und nun wieder langsam aufglomm. Veriya hatte einen dunklen Lederharnisch an, an den Armen und Beinen schützten Schienen, aus demselben Leder, das Fleisch vor eventuell kommenden Schnitten und über ihre Schultern hatte sie sich einen dicken Fellumhang geworfen. Die dunkelbraunen Haare hatte sie zu einem Zopf gebunden, nur eine einzelne Strähne fiehl ihr vor die tiefblauen Augen. Ilmar fiel es schwer sich auf die Suche nach der Bande zu konzentrieren, denn seine Augen fanden immer wieder den Weg zur Landvögtin.
Diese ließ ihren Blick aufmerksam durch die Baumreihen schweifen und bekam von Ilmars Blicken nichts mit, lange hatte sie auf so etwas gewartet. Das Leben in den Zacken hatte sie sich anders vorgestellt. Doch die Realität war eintönig, langweilig und im Winter noch grausamer.
Plötzlich ging der Jäger in die Hocke und bedeutete seiner Begleitung es ihm gleichzutun. Er deutete vor sich und da, tatsächlich, in einiger Entfernung war eine kleine Lichtung, auf der zwei Bretterverschläge standen. Ilmar konnte einen der Strauchdiebe ausmachen, wo die anderen waren wusste er nicht, vielleicht in einem der Verschläge? Fragend blickte der Ritter zu Veriya. Die schaute sich kurz, erkannte aber scheinbar auch niemanden.
Plötzlich hörte man ein Schnalzen, wie von einem Bogen, gefolgt von einem Surren und dem schmerzerfüllten Aufschrei des Jägers, der nach vorne umkippte. Sofort hechteten Ilmar und Veriya hinter einen größeren Baum und blickten sich um. Aus einiger Entfernung vernahmen sie die Stimme eines Mannes, "ergebt Euch! Ihr seid in der Unterzahl und wenn Ihr euch ergebt werden wir euch kein Haar krümmen!"
Ilmar knirschte mit den Zähnen und zog sein Schwert, eher würde er Kaiser werden als sich einem Haufen Strauchdiebe zu ergeben! Seine Begleitung schien das ebenso zu sehen und hatte ihrerseits das Schwert gezogen. Ilmar blickte durch die Äste des Baums und versuchte auszumachen wo der Mann stand, da erblickte er, wie von links eine Person auf sie zu kam. Er blickte kurz zu seiner Begleiterin, welche scheinbar ebenfalls eine Person ausmachen konnte und nickte ihr zu, dann sprang er auf und schrieh aus voller Lunge, "für Rondra! Elendes Räuberpack!" und stürzte auf die Person zu, die sich ihnen von Links näherte. Da flogen auch schon zwei Pfeile auf ihn zu, der Erste bohrte sich neben Ilmar in den Baum, der andere in seinen linken Arm, vor Schmerz aufschreiend taumelte er kurz, konnte sich aber schnell fassen und erreichte sein Ziel, jetzt erkannte er dass sein Ziel eine Frau mit wirren Haaren und einfacher Kleidung war, vor lauter Aufregung verlor sie den Pfeil, den sie eben spannen wollte und mit weitaufgerissenen Augen blickte sie Ilmar an, während dieser ihr sein Schwert tief in den Bauch rammte. Blutend und sich vor Schmerz windend sackte sie zusammen. Da bohrte sich schon der nächste Pfeil in Ilmars linker Schulter. Der Schmerz strömte aus der Wunde überall hin, Ilmar merkte wie Blut aus der Wunder floss, der Pfeil hatte sein Kettenhemd durchschlagen und steckte nun in ihm und so ging er, den Schützen verfluchend, zu Boden.
Veriya wurde vom Vorstoß Ilmars überrascht und hatte nur gehört wie erst eine weibliche Person aufschrie und dann Ilmar. Lange hatte sie aber nicht zum überlegen gehabt, denn da stand schon der Mann, welchen sie von Rechts kommen sah, bei ihr jedoch ohne sie zu bemerken, er konzentrierte sich wohl vollends auf den wild gewordenen Blondschopf.
Da ergriff sie ihre Möglichkeit und haute dem Strauchdieb, der nun strenggenommen ein Räuber war, ihr Schwert in die Seite. Dieser schrie überrascht auf und drehte sich zu ihr um. Doch noch bevor er etwas machen konnte hatte Veriya ihm einen zweiten und letzten Schlag versetzt.
Ihr Herz raste, soviel Aufregung hatte sie schon lange nicht mehr verspürt, sie dankte dem blonden Ritter aus der Nachbarbaronie im Stillen für dieses Abenteuer.
Merkte dann aber schnell, dass das letzte, was sie von ihm gehört hatte ein Schmerzensschrei war!